Dienstag, 30. Januar 2024

Demokratie at work

 

Mit äußerster kritischer Distanz lese ich regelmäßig auch die "nachdenkseiten.de" (nds). Da findet sich vieles, was ich höchst problematisch, weil einseitig und / oder verfassungsrechtlich fragwürdig finde, aber dann sind da auch immer wieder Dinge, die in anderen Portalen nicht erwähnt werden, obwohl sie es wert wären. 

Zum Beispiel der Bericht über die Bundespressekonferenz vom 24.01.2024, in der ein nds-Journalist darauf hinweist, dass die Bundesinnenministerin den Slogan "From the river to the sea" als pro-palästinensische Formel und Aufruf zur Staatsvernichtung Israels unter Strafe gestellt hat, dass aber der israelische Premier Netanjahu ebendiese Formel verwendet, um Israels Absichten gegenüber den Palästinensern zu beschreiben.

Die sich ergebende Frage, warum eine Formulierung strafbar ist, wenn sie von palästinensischer Seite kommt und auf Israel zielt, nicht aber, wenn sie von israelischer Seite kommt und auf Palästina zielt, wurde mit unerträglichem pseudo-argumentativen Gewürge der Regierungssprecher*innen trotz mehrfacher Nachfragen  nicht beantwortet. 

Der Bericht der Nachdenkseiten erschien mir so albern und hirnverbrannt, dass ich die Quelle prüfte. Und siehe da: Das offizielle Protokoll der BPK auf regierungsoffizieller Seite  bestätigt die Darstellung vollumfänglich. 

Ich weigere mich, diese Geschichte nur als bloße Anekdote abzutun, als ein weiteres Beispiel dafür, wie verlogen, dumm und selbstgerecht das politische Tagesgeschäft ausnahmslos aller unserer Parteien ist. Bei resignativem Zynismus stehenzubleiben, wäre falsch, denn damit würden wir uns von dem Gedanken verabschieden, dass unsere Demokratie zwar gerade ganz beschissen verwaltet wird, dass aber Besserung möglich und in Reichweite ist. Resignativer Zynismus wäre also verfassungsfeindlich. 

Fangen wir also damit an, die Wahrheit zu sagen, denn wir das nicht tun, werden andere, die Faschos, ihre Wahrheit dagegenstellen, und Faesers oder anderer Politiker*innen Schwachsinn gegen die Nazis verteidigen zu müssen, ist das Allerletzte, was wir wollen. Es funktioniert auch nicht.  

Die Wahrheit:

TOP 1: Faeser ist eine bedingungslos machtgeile (s. Hessen-Wahlkampf 2023) opportunistische und inkompetente Egomanin, die in dieser innenpolitisch heiklen Situation völlig überfordert ist, aber so strunzendumm und arrogant, dass sie selbst es nicht merkt..

TOP 2: Alle politischen bzw. politisch-religiösen Führer im aktuellen Nahost-Konfikt sind subklinische Psychopathen, bedingungslos machtgeil und ohne Rücksicht auf Verluste absolut bereit, ihre Anhänger*innen zu massenhaftem Mord und Totschlag aufzustacheln.

TOP 3: Deutsche sind nicht in der Lage, Israel zu kritisieren. Dafür gibt es zwei gute und drei schlechte Gründe.

3.1 Die guten Gründe sind:
3.1.1 Die historische Verantwortung verbietet es uns, und das ist gut so.
3.1.2 Aktuell gibt es in Doitschland immer noch viel zu viele Nazi-Arschgesichter, die es sofort für ihre niedrigen Motive instrumentalisieren würden, wenn Israel-Kritik salonfähig würde. Diese Nazis würden ganz absichtsvoll nicht zwischen berechtigter Kritik und plattem Antisemitismus unterscheiden.

3.2 Die schlechten Gründe sind:
3.2.1 Wir wollen Israel nicht durch Kritik verstören, weil auch berechtigte Kritik reflexhaft mit dem Antisemitismus-Vorwurf totgeschlagen wird.
3.2.2 Wir machen traumhafte Waffengeschäfte mit den Israelis, das will man sich nicht versauen.
3.2.3 Wir sind völlig abhängig von den Amis. Und die wollen gerade nicht, dass wir Israel kritisieren.

Ja, ja, ja ... ja! Das ist ein klitzebisschen verkürzt und vielleicht auch ein bisschen holzschnittartig dargestellt. Aber es ist die einzige Möglichkeit, die offensichtlichen inhaltlichen Widersprüche der o.g. Bundespressekonferenz einigermaßen zu erklären, OHNE DABEI DIE DEMOKRATIE ZU BESCHÄDIGEN!

Entschuldigt die Brüllerei! Macht Euch mal klar, was das bedeutet, wenn sich niemand mehr schämt, das eigene Volk auf so offensichtliche Weise zu belügen! Wieviel Verachtung gegenüber dem Souverän in diesem, unserem Lande, dem Wahlvolk, zeigt sich hier!

....

Ach, Kacke, jetzt habe ich mich wieder voll echauffiert.



(Frazetta: Der Zerstörer, 1954, stark verändert via wiki commons)







Dienstag, 16. Januar 2024

So kann das nix werden!


Lese gerade den "Bodenatlas" von BUND, Böll-Stiftung und TMG. Wenig erbaulich.

Erstens: Die doitschen Gesetze und viel mehr noch die internationalen Verträge zum Bodenschutz sind allesamt zahnlose Tiger. Die Regeln sind so windelweich, so unbrauchbar, so interpretations-offen, so sehr zur Pervertierung und zum Missbrauch einladend, dass der dringende Verdacht naheliegt, das sei von den Verantwortlichen genau so beabsichtigt. Wahrscheinlich würde es diese Gesetze und Verträge gar nicht geben, wenn sie ernsthaft die ungehemmten Profite der Konzerne einschränken könnten. 

Zweitens: Die Regeln für die ökologischen Ausgleichsflächen, der Handel mit CO₂-Zertifikaten etc. etc. führen dazu, dass sich die reichen und mächtigen Nationen und Konzerne von wirksamen Maßnahmen gegen den anthropogenen Klimawandel "freikaufen" können, indem sie irgendwo auf dem Planeten sogenannte "Ausgleichsflächen" kaufen oder pachten, während in ärmeren und wirtschaftlich schwächeren Ländern dafür viele Menschen von angestammten Ländereien, ihrer Lebensgrundlage, vertrieben werden, um einige wenige Lokal-Herrscher mit westlicher Kohle noch ein bisschen reicher und mächtiger zu machen. 

Es bleibt dabei: Ein Wirtschafts- und Gesellschaftssystem, das ausschließlich  auf der hemmungslosen individuellen Gier nach Geld und Macht basiert, ist per definitionem außerstande, Lösungen für die Allgemeinheit, für unsere globalen Probleme zu liefern. 

Das ist wie Fausts Pakt mit dem Teufel oder wie der Ring der Macht: Alles, was Du damit machst, egal, wie ehrenhaft Deine Ziele scheinen mögen, wird pervertiert, wird böse, dunkel und furchtbar. 

"Je höher die Ideale, desto schlimmer die Ergebnisse." ¹



(via wiki commons)

Eigentlich wollte Dr. S. nur seine Steuererklärung machen ... 



¹Das ist meine Übersetzung einer Übersetzung einer Übersetzung aus dem Tao-te-king. Ob Lu-Tze das jemals so gesagt hat, ist äußerst zweifelhaft. Aber gedacht hat er es bestimmt. Zumindest würde ihm der Satz gut gefallen ... glaube ich. 


Freitag, 12. Januar 2024

Gründe und Abgründe

 

Wegen der Angriffe auf die Schiffe im Roten Meer.
Wegen des Ukraine-Krieges.
Wegen des Gaza-Krieges.
Wegen der Klimakatastrophe.
Wegen China.
Wegen der Bauernproteste.
Wegen des islamistischen Terrors.
Wegen des Leitzinses.
Wegen der steigenden Energiepreise.
Wegen der Energiewende.
Wegen der demographischen Entwicklung.
Wegen der Ampel, speziell den Grünen.

Die Lebenshaltungskosten steigen. Die*der Normalverbraucher*in kann nicht mehr blindlings konsumieren. Das ist ok, wir hatten uns einen Lebensstandard angewöhnt, den wir uns schon längst nicht mehr leisten konnten.

Mit gespannter Aufmerksamkeit sehe ich dem Moment entgegen, an dem die global agierenden Konzerne realisieren, dass Normalverbrauchers Kaufkraft wie eine zu kleine Bettdecke ist: Wenn Du sie nach oben ziehst, wird's unten kalt und umgekehrt. Wenn die Preise für Sprit und Heizung raufgehen, spart man bei den Klamotten, dito Nahrung, Restaurantbesuche, Mobiliar, Wohnen etc. etc. ... Und umgekehrt. Es ist ein Nullsummenspiel, das für fast Alle nur Enttäuschungen bereithält.

Eine Zeit lang werden sich Konzerne damit behelfen, auf den oberen Mittelstand zu fokussieren, aber der schmilzt ja auch schon weg. Übrig bleiben die sehr Reichen, die, global mobil, um so härter umkämpft und umworben werden. 

Das ist die Zukunft der Menschheit in einem Gesellschafts- und Wirtschaftssystem, das ausschließlich auf individuellem Egoismus und unendlicher Gier nach Macht und Besitz basiert: 99,5 % Morlocks, die gerade eben so versorgt werden, dass sie dienen können, ohne zu verhungern und ohne zu revoltieren, der Rest eine maximal privilegierte, absolut herrschende Oberschicht.

Falls es dann noch Parteien gibt, sind wahrscheinlich wieder die Grünen schuld.


(stark verändert via H.G. Wells: Zeitmaschine, Film 1959)







Montag, 8. Januar 2024

Dank an die Agrar-Lobby!

 

Die Agrar-Lobby hat mit der Organisation der Verkehrs-Blockaden und teilweise auch mit den verfassungsfeindlichen Umsturz-Aufrufen der Sache der Klima-Aktivist*innen den zweitgrößten ¹  denkbaren Gefallen getan: Die Kriminalisierung der Klima-Bewegung ist logisch nicht mehr länger durchzuhalten!

Es sei denn, die Macht-Habenden gäben endlich öffentlich zu, dass sie mit zweierlei Maß messen: Wenn es um die Interessen großer, kapitalistischer Konzerne geht, um Institutionen also, die per definitionem ihre Profite privatisieren und Kosten und Umweltschäden sozialisieren, dann sind Straßenblockaden akzeptabel, wenn es hingegen (nicht-kapitalistisch) um den Erhalt einer lebenswerten Umwelt geht, dann sind Proteste böse.

Wie herrlich offensichtlich wird dieser Widerspruch uns gerade vor Augen geführt! Und deshalb nochmal: Dank an die mächtigste Lobby in diesem, unserem Lande, die Agrar-Lobby, die dies nicht eindrucksvoller hätte demonstrieren können!

Apropos: Mir kam vorhin ein Trecker auf dem Weg zu irgendeiner Blockade entgegen. Das unbeholfen improvisierte Pappschild am Bug trug den Spruch "Für eine zukunftsfähige Landwirtschaft". Mir ist nicht ganz klar, was genau da gefordert wird. Die Zukunft der Landwirtschaft in Doitschland sieht bekanntermaßen so aus:

  • Entweder, der Konzentrationsprozess "Wachse oder weiche!" geht weiter, dann sterben die klassisch arbeitenden mittelständischen Betrieben zugunsten immer größerer Agrar-Konzerne restlos aus. 
  • Oder die Familienbetriebe wechseln haste-was-kannste zu nachhaltigen, ökologisch vertretbaren, regional vernetzten Formen und bleiben erhalten. 
  • In keinem Fall wird der klassisch arbeitende Betrieb kleiner oder mittlerer Größe in Zukunft überleben - nicht mal mit noch mehr Subventionen.

Jetzt müsste mir besagte*r Treckerfahrer*in noch mal en détail erklären, was genau sie*er fordert.


(verändert via wiki commons)

Ich LIEBE das Selbstbild, das die Bauern auch in agrarindustriellen Zeiten über sich lancieren. Es ist zwar total antiquiert und unsinnig und verlogen, aber herrlich romantisch. Übrigens: 2021 haben doitsche Agrar-Betriebe Waren für über über 90 Milliarden Euro exportiert. Platz 4 in der Weltrangliste. Soviel zum Thema "Bauern produzieren unser Essen." Schafscheiß!   





¹ Der maximal denkbare Dienst wäre gewesen, die Sache der Umwelt-Bewegten aktiv zu unterstützen, aber das wäre zu viel verlangt.





Dienstag, 2. Januar 2024

FNJ 2024

 

Ich verzweifle so oft über die menschliche Unvernunft, genauer: über unsere und meine Unfähigkeit, das als vernünftig Erkannte in alltägliches Verhalten umzusetzen. Und dann frage ich mich, wie es kommt, dass wir im Laufe der Evolution zwar vergleichsweise üppige kognitive Fähigkeiten erworben haben, aber andererseits sowohl als Individuum als auch als biologische Art sehenden Auges suicidale Strategien unbeirrt und unbeirrbar durchziehen.

Ich fürchte, ich habe neulich die Lösung für diesen Widerspruch gefunden. 

Einfach ausgedrückt besagt Darwins Evolutionstheorie, dass die natürliche Selektion innerhalb einer Art jene Merkmalsvarianten verstärkt, die die größten Chancen hat, fortpflanzungsfähigen Nachwuchs überlebensfähiger zu machen.   

Gedankenexperiment: 

Setting:

  • A.) Wir haben ein Menschen-Individuum, das nicht nur nett und freundlich und selbstlos ist, sondern auch so unfassbar klug, dass es Einsteins Relativtätstheorie verstanden hat und sie in leichtfasslichen Sätzen erläutern kann. Dieses Individuum erläutert uns auch ständig, dass wir jetzt WIRKLICH SEHR ZÜGIG UND KONKRET etwas gegen den anthropogenen Klimawandel unternehmen müssen.
  • B.) Wir haben ein weiteres Individuum, das zwar strunzendumm ist, dafür aber körperlich stark und wohlgestaltet und charakterlich so grenzenlos verdorben und egomanisch, durchtrieben und verlogen, dass es mächtige materielle Ressourcen anhäufen und eine Schar serviler Speichellecker um sich scharen kann. 

Frage:

Welches dieser hypothetischen Individuen hat die besseren Chancen, begattungsbereite Partner*innen zu finden?

Antwort: 

Die Frage ist hypothetisch, also muss der*die*das geneigte Leser*in die plausibelste Antwort selbst finden. Lebenserfahrung hilft.

Schlussfolgerung:

Wieder mal: Unser Gehirn ist kein Erkenntnisapparat, sondern ein Überlebensapparat. Um als Mitglied der Specie Homo sapiens möglichst viel Fressen und Ficken zu können, musst Du Dich exakt so verhalten, wie Individuum B.), also wie die Klimaleugner*innen, SUV-Fahrer*innen, Machos und Machismas, Turbo-Kapitalist*innen und sonstige Fundamentalist*innen es vormachen. Dann bekommst Du Zugriff auf die meisten Sexualpartner*innen. Dümmliches Imponiergehabe ist - so dürfen wir schlussfolgern - ein evolutionär stabilisiertes Verhaltensmuster.

Kluge Vernunft ist es nicht.

Wir werden es nicht schaffen.

Frohes Neues Jahr 2024!



(verändert via wiki commons)
Erst als es viel zu spät war, merkte der Riesenhirsch,
dass zwar nur die Länge zählte, aber ebendies die Art killen würde.
Er sah aber weiterhin keinen hinreichenden Anlass, die Strategie zu ändern. 







Dienstag, 19. Dezember 2023

Der Reichsnährstand hat gesprochen!

 

Unbestritten, dass die Bauernlobby in Doitschland sogar noch mächtiger ist als die Autolobby, vor der ja bislang auch jede Regierung jederzeit devot einknickt. Als Bauer wäre ich aber trotzdem schwer beleidigt, wenn mein Verbandspräsident und der zuständige Bundesminister ganz öffentlich damit argumentieren, wenn ich meinen Willen nicht bekäme, liefe ich wieder zu den Nazis über

Gut, eine gewisse Affinität zu der Blut-und-Boden-Propaganda habe ich nie abgelegt, nachdem die Nazis uns damit '33-'45 so überaus erfolgreich gebauchpinselt haben, und entnazifizieren konnte man mich anschließend auch nicht, da ich seinerzeit ernährungswirtschaftlich viel zu wichtig war ...

Aber das so offen rauszuhauen und mit meiner latenten geistigen Nähe zu den heutigen Faschisten  so offen zu drohen, das ist schon ... mutig. Und dass Özdemir ganz öffentlich vor dieser Drohung einknickt, statt empört dagegen Sturm zu laufen, wie aufrechte Demokrat*innen es hätten tun sollen, zeigt, wie goldrichtig der Bauernverband mit dieser Dreistigkeit taktiert. 

Und, abgesehen von dem verschwindend geringen Bruchteil progressiver, d.h. gemeinwohlorientierter, ökologisch arbeitender (Solawi-)Betriebe sind wir Bauern nun mal ausschließlich darauf bedacht, unsere Profite weiterhin zu privatisieren und unsere Verluste und die von uns verursachten Umwelt-Katastrophen weiterhin zu vergesellschaften. Da sind wir konservativ, national - und wenn es um Subventionen geht - auch sozialistisch. 

Und die öffentliche Reaktion gibt uns doch recht: Blockaden durch "Last generation" werden kriminalisiert, Treckerblockaden werden gefeiert. Scholz nennt die Klimakleber "bekloppt", aber die Ampel nimmt die Kürzungen der Agrar-Subentionen sofort zurück. Wir sind durch und durch erfolgreich.

Warum sollten wir Bauern unsere Nähe zu den Nazis also leugnen? Wo uns das so in die Karten spielt?


(verändert via wiki commons)
Das ist die Zukunft, wenn man uns die Subventionen für Agrar-Diesel kürzt!










Samstag, 16. Dezember 2023

Wer entscheidet über Gendersprache?

 

Mich interessiert mittlerweile nicht mehr, aus welchen ausschließlich macht-taktischen Gründen gerade mal wieder die Gendersprache als Sau durch's Dorf getrieben wird. 

Halten wir aber bitte nochmals fest:

  1. Für Schulen und Behörden gilt bei uns, dass die jeweils obersten Dienstherr*innen Verwaltungs- Regelungen erlassen dürfen, z.B. für die Arbeits- und Ablauforganisation, Uniformen, Behördenlogos, Hierarchien, Dienstzeiten - und eben auch für den Schriftverkehr.
  2. Die deutschsprachigen Länder Österreich, Schweiz und Deutschland haben den gemeinsamen "Rat  für Rechtschreibung" gegründet, der Sprachregeln der drei Länder vereinheitlichen soll. Die von diesem Rat beschlossenen Regeln findet man in zwei kostenlosen *.pdf-Dateien auf der Website.
  3. In Deutschland sind diese Regeln für Behörden und Schulen von den weisungsbefugten Dienststellen verbindlich gemacht worden. 

So einfach kann das Leben sein!

Aus irgendwelchen Gründen, geilen sich einige alte weiße Männer¹ aber immer wieder daran auf, unser Leben kompliziert zu machen.

Und deshalb müssen wir immer wieder richtig stellen:

  • Als bayrischer MP darf Söder bayrischen Behörden und Schulen Sprachregeln diktieren. Bevor er sich mit Feinheiten wie dem Gendern beschäftigt, sollte er aber zunächst Sorge tragen, dass in bayrischen Behörden und Schulen richtiges Deutsch, also Hochdeutsch, also Preußisch bzw. Obersächsisch gesprochen wird. Nur zur Information: Der Satz "I hob di des g'sagt g'hobt!" kommt in keiner normalen und richtigen Sprache vor. Was für eine Zeitform soll das sein? Ultra-Perfekt? Deppen-Perfekt? 
  • Der Genderstern kommt in den Regeln des Rechtschreibrates nicht vor. Dass Söder nun öffentlich beteuert, das Gendern verbieten zu wollen, ist also völlig überflüssig, denn in dem Bereich, in dem Söder Regelungsmacht hat, ist das längst geklärt. Was für einen kleinen Pimmel muss man haben, um so auf dicke Hose machen zu müssen?
  • Solange wir nicht im Öffentlichen Dienst tätig sind, also in Behörden und Schulen arbeiten, betreffen uns die Schreibregeln überhaupt nicht. Wir können machen, was wir wollen, und das sollten wir auch ausnutzen!
  • Der Rechtschreibrat ist kein irgendwie demokratisch legitimiertes Gremium, sondern vornehmlich ein Ort, an dem linguistische und politische Personal-Altlasten entsorgt werden. Dementsprechend schwiemelig und intransparent sind seine Arbeit und Ergebnisse. Allerdings hat der privatwirtschaftliche Duden-Verlag dort eine irrsinnige Lobby-Macht und nutzt diese für seine kleinen, dreckigen Spielchen. ³
  • Ich habe NULL Verständnis für pseudoanarchistische Verschwörungs-Trottel*innen, die von Politiker*innen die Einführung gendergerechter Sprache einfordern. Was für ein Schwachsinn! Politiker*innen haben in dieser Hinsicht weder die Macht etwas zu verbieten, noch etwas zu erlauben. Und wer da nach staatlicher Regelung schreit, schafft überhaupt erst das Problem, das sie*er bekämpfen zu wollen behauptet.


(A. Vogel als Beckmesser in Wagners Meistersinger, 1935, verändert via wiki commons)






¹ Ich wiederhole: Dabei kann es sich auch um junge, dunkelhäutige Doppel-X-Chromosomen-Träger*innen handeln. Das Prädikat "alte weiße Männer" bezieht sich auf das Mindset "unbelehrbar, dogmatisch verkrustet, rückwärtsgewandt, rücksichtslos, menschenverachtend, egomanisch und grenzenlos machtgeil". Biologische Details spielen dabei überhaupt keine Rolle. Ich kenne sogar einen Gorilla, der als "alter weißer Mann" durchgehen könnte und vice versa².

² (Aussprache:  [ˈviːt͡sə vɛʁza]; und NICHT, wie die blöden Amis: "vaiss vörsö")

³ Um auch das nochmal ganz klar zu machen: Der Duden-Verlag ist eine ausschließlich profitorientierte Firma und hat NULL Regelungsgewalt. Allerdings arbeiten die Leute seit jeher daran, einen anderen Eindruck zu erwecken. 








Freitag, 15. Dezember 2023

Auf die Art des Donald T. aus W.

 

Höhöhö - joviales Altherren-Lächeln in die Kameras der Welt und kollektives Sich-gegenseitig-auf-die-Schulter-Klopfen: Die Silverbacks der Europäischen Union können sich gar nicht genug beömmeln über den "kreativen Verfahrens-Trick", mit dem sie ein Veto des ungarischen Alleinherrschers mit dessen Einverständnis und aktiver Mithilfe umgangen haben. ¹

Und nur ganz hauchdünn und lieblos wird der andere Trick camoufliert, der Ukraine ein rein symbolisches Signal der Hoffnung auf einen EU-Beitritt zu senden, obwohl ausnahmslos alle Beteiligten wissen, dass dieser Beitritt bestenfalls (!) in sehr, sehr weiter Ferne liegt. Man kann ja erstmal Gespräche versprechen, und mehr, beeilen sich alle zu versichern, ist ja nicht gesagt worden. Der Geruch zukünftiger Enttäuschungen und Frustrationen der naiv-wohlmeinenden Ukrainer*innen weht uns jetzt schon an.

Ich fühle mich herzlich unwohl mit dieser offen vorgetragenen und vorgelebten Verlogenheit unserer allerhöchsten Gremien.

Wenn "kreative Verfahrens-Tricks" angewendet werden müssen, um bestehende Regeln zu umgehen, dann bedeutet das zweierlei:

  1. Die Regeln sind inhaltlich schwachsinnig und müssten dringend verbessert werden. Wenn man aber nicht im Stande und/oder nicht Willens ist, die Regeln, die man immerhin selbst verfasst hat,  einer kontinuierlichen Qualitätskontrolle zu unterziehen, sondern die Fehlerhaftigkeit fortschreibt und sich ständig mit Tricksereien durchschummelt, dann findet kein Verbesserungsprozess statt. Folge: Stagnation, Verkrustung, Ende, aus.

  2. Wenn man auf allerhöchster Ebene vorlebt, dass man Regeln kreativ auslegen kann, dass man jedes Schlupfloch nutzen darf, dass nicht der Geist, die Ethik, sondern nur die kalten, toten Buchstaben des Gesetzes zählen, dann darf man sich nicht wundern, wenn die größten anzunehmenden Arschlöcher dieses Planeten sich diese Lehre zu eigen machen und entsprechend agieren. Und die Ehrlichen stellen mal wieder fest, dass sie mal wieder die Dummen sind. Es kostet Überwindung, in so einer Welt ehrlich zu bleiben.

Kurz: Es ist, was gestern in Brüssel geschah, kein großartiger Sieg, sondern, im Gegenteil, eine grauenhafte und erbärmlich klare ethische und politische Niederlage.


(stark verändert via wiki commons)

Was für einen mörderisch schlechten Einfluss
die Arschlöcher der Welt auf unser Denken haben ...
Warum lassen wir das zu?



¹ Natürlich muss man an dieser Stelle ergänzen, dass Orban zuvor die EU erfolgreich erpresst hat und erst nach einer Zahlung von 10 Milliarden Euro bereit war, seine dreckige Rolle in diesem dreckigen Spiel zu spielen.






Mittwoch, 13. Dezember 2023

Endlich bewiesen: Lagerfeld hatte recht!



Ich hoffe, ich habe das Foto stark genug verfremdet, um keine Urheberrechtsprobleme zu bekommen. 

Bei diesem Pressefoto aus dem Gaza-Streifen fiel mir perversereise das Lagerfeld-Zitat ein:

"Wer eine Jogginghose trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren."

Dazu zwei Gedanken: 

Erstens: Ganz eindeutig hat Lagerfeld in diesem speziellen Fall recht. Diese Menschen tragen Jogginghosen. Und ihnen wurde die Kontrolle über ihr Leben genommen. Ich betone: Sie haben diese Kontrolle nicht (passiv) verloren, zufällig und versehentlich, wie man vielleicht einen Kugelschreiber oder einen Schlüssel oder einen ethischen Kompass verliert. Die Kontrolle wurde ihnen (aktiv) genommen. Es hat mehrere Gruppen gegeben, die ganz niedrige und erbärmlich egomanische Interessen hatten, diesen Menschen die Kontrolle mit Waffengewalt zu nehmen.

Zweitens: Wenn ich mir einerseits den Kontext des Zitats, den krankhaft arroganten, durch und durch trivialen Lagerfeld, seine dümmliche, überreiche, ekelerregende Camarilla und den ganzen hirnverbrannten aber milliardenschweren Rummel um die Haute-couture so anschaue und wenn ich - vermittelt durch obiges Zitat - andererseits das Leid so vieler Menschen sehe, dann bleibe ich fassungslos zurück und schäme mich wieder mal, dieser Specie anzugehören.






Donnerstag, 7. Dezember 2023

Noch 'n Rückzugsgefecht

 

Der Guardian überrascht mich immer wieder mit Insider-Informationen, so auch heute:

Hätte ich im Traum nicht gedacht, dass Fidel, der Máximo Lider, für die CIA arbeitete. Ich dachte, die hätten, im Gegenteil, eine eher konfliktbeladene Beziehung gehabt, bla, bla, bla ...

Klar, es ist natürlich wieder ein mehr oder weniger ulkiger Übersetzungsfehler:

Warum finden wir derartige Fehler bemerkenswert?

Erstens: Wir haben hier einen schönen Beleg dafür, dass die deutsche Grammatik, die im Vergleich zum Englischen komplexer und intellektuell fordernder ist, nicht ohne Grund ist, wie sie ist. In obigem Titel wird der Plural im Deutschen doppelt markiert: "... Fidel und Rául ..." und " ... arbeiteten ...". Im Singular stünde das Verb "... arbeitete ...". Im Englischen gibt es nur "... worked ...", und so musste die KI raten, ob Juanita oder Fidel und Rául für die CIA arbeiteten.

Zweitens: Wenn man aussichtslose Rückzugsgefechte führt, ist man für kleine Erfolge besonders dankbar. KI wird uns überrollen, und was vom menschlichen Geistesleben übrigbleibt, wird erbärmlich sein. Umso mehr erfreuen wir uns immer wieder daran, KI an Rückbezüglichkeiten (" ... who worked with CIA ...") scheitern zu sehen.

Um die Aussage der Titelzeile aufzulösen, muss man das Kontextwissen haben, dass Fidel und die CIA eher nicht kooperiert haben. Eine einigermaßen gute KI müsste sowas "wissen". Aber sie müsste auch "wissen" dass sie in diesem Fall, bei dieser Übersetzung, auf dieses "Wissen" zurückgreifen müsste - und woher, bitteschön, soll sie das denn "wissen"?

Klar, man könnte KI lehren, bei jedem Rückbezug eine Plausibilitätsprüfung einzuschleifen, aber wie berechnet die KI Plausibilität? Und wie lange soll sie rechnen, wenn es keine eindeutige Lösung gibt? Beispiel: "Horst liebt Heiko, weil er so nett ist." Ist Horst nett oder Heiko? Ich weiß es nicht, weil ich weder Horst noch Heiko kenne. Ich müsste nachfragen. Vielleicht tue ich es, vielleicht auch nicht, wen interessiert's? Was aber soll die KI in so einem Fall machen? Mich mit blöden Nachfragen zum Wahnsinn treiben? 

Suhlen wir uns noch ein bisschen in dem rasend schnell austrocknenden Tümpel des Überlegenheitsgefühls, das wir dem unerreichten menschlichen Kontextualisierungsvermögen verdanken.


(verändert via wiki commons)