Der Guardian überrascht mich immer wieder mit Insider-Informationen, so auch heute:
Hätte ich im Traum nicht gedacht, dass Fidel, der Máximo Lider, für die CIA arbeitete. Ich dachte, die hätten, im Gegenteil, eine eher konfliktbeladene Beziehung gehabt, bla, bla, bla ...
Klar, es ist natürlich wieder ein mehr oder weniger ulkiger Übersetzungsfehler:
Warum finden wir derartige Fehler bemerkenswert?
Erstens: Wir haben hier einen schönen Beleg dafür, dass die deutsche Grammatik, die im Vergleich zum Englischen komplexer und intellektuell fordernder ist, nicht ohne Grund ist, wie sie ist. In obigem Titel wird der Plural im Deutschen doppelt markiert: "... Fidel und Rául ..." und " ... arbeiteten ...". Im Singular stünde das Verb "... arbeitete ...". Im Englischen gibt es nur "... worked ...", und so musste die KI raten, ob Juanita oder Fidel und Rául für die CIA arbeiteten.
Zweitens: Wenn man aussichtslose Rückzugsgefechte führt, ist man für kleine Erfolge besonders dankbar. KI wird uns überrollen, und was vom menschlichen Geistesleben übrigbleibt, wird erbärmlich sein. Umso mehr erfreuen wir uns immer wieder daran, KI an Rückbezüglichkeiten (" ... who worked with CIA ...") scheitern zu sehen.
Um die Aussage der Titelzeile aufzulösen, muss man das Kontextwissen haben, dass Fidel und die CIA eher nicht kooperiert haben. Eine einigermaßen gute KI müsste sowas "wissen". Aber sie müsste auch "wissen" dass sie in diesem Fall, bei dieser Übersetzung, auf dieses "Wissen" zurückgreifen müsste - und woher, bitteschön, soll sie das denn "wissen"?
Klar, man könnte KI lehren, bei jedem Rückbezug eine Plausibilitätsprüfung einzuschleifen, aber wie berechnet die KI Plausibilität? Und wie lange soll sie rechnen, wenn es keine eindeutige Lösung gibt? Beispiel: "Horst liebt Heiko, weil er so nett ist." Ist Horst nett oder Heiko? Ich weiß es nicht, weil ich weder Horst noch Heiko kenne. Ich müsste nachfragen. Vielleicht tue ich es, vielleicht auch nicht, wen interessiert's? Was aber soll die KI in so einem Fall machen? Mich mit blöden Nachfragen zum Wahnsinn treiben?
Suhlen wir uns noch ein bisschen in dem rasend schnell austrocknenden Tümpel des Überlegenheitsgefühls, das wir dem unerreichten menschlichen Kontextualisierungsvermögen verdanken.
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