Samstag, 26. November 2016

Tagesabbruch


Hoeneß, der aus pervertierter, egomanischer Gewinnsucht den Staat, also uns alle, um über 27 Millionen Euro betrog, wurde mit 97,7-prozentiger Mehrheit so früh wie irgend möglich zum Vorsitzenden des FC Bayern München wiedergewählt.

Damit ist Alles gesagt
- über das wahre Ansehen von Verbrechern und Verbrechen in unserem Lande,
- über Ethik und ethische Vorbilder,
- über den Profi-Sport.

Was muss eigentlich noch passieren, damit auch der letzte Dödel bemerkt, dass hier etwas ganz grauenhaft schief läuft?

Hoeneß wird mehr als re-etabliert. Trump lebt, Fidel stirbt. Bis jetzt läuft der Tag laut Nachrichten-Portalen beschissen.



Ich habe mich immer gefragt, warum ich mir den Text nie merken konnte. Jetzt weiß ich: Er ist, im Gegensatz zur Melodie,  einfach bescheuert. Außerdem fehlt da 'n Komma. Verbesserungsvorschlag: Selbe Melodie, neuer Text, und zwar "BA-ba-BA-ba-BUMPF-taTAA ..." Wenn zwei Dutzend Leute das gröhlen, merkt man keinen Unterschied.




Mittwoch, 23. November 2016

Felgen



Ich kenne nun schon mehrere Menschen,
denen es zeitlebens finanziell gar nicht so gut ging und geht,
und die,
als sie dann erstmalig doch eine freie Spitzen erwirtschafteten,
als Erstes 
wahnsinnig teure Felgen
für ihr altes, klappriges Auto kauften
und begründen:
Standard-Felgen seien was für Asoziale.

Was für Prioritäten! Was für ein Blick auf die Welt und die Menschen.





(verändert via wiki commons)
Diese Felge ist nach der Frau eines berühmten britischen Fußballspielers benannt, 
die dafür berühmt ist, dass sie die Frau von ihm ist.






Sonntag, 20. November 2016

Schöne Geschichte








A und B bildeten zusammen einen kompensierbaren Kompass. Der funktionierte aber nicht vernünftig, und in B klöterten Kleinteile auf eine Art und Weise, wie sie das in anständigen Kompassen nicht tun sollten. Nur mit Hilfe von C ließen A und B sich trennen.

Außerdem war C ein geeignetes Medium, meine aktuellen Gefühle gegenüber A und B auszudrücken.

B ist jetzt völlig im Eimer, dafür funktioniert A wie ein zwar unkompensierbarer, aber ansonsten völlig normaler Kompass.

Irgendwas befriedigt mich an der Geschichte. Vielleicht dies: Rohe, spontane, aber nicht völlig unintelligente Gewalt führt zum Erfolg, indem überflüssiger Schikimicki beseitigt wird und etwas Schlichtes, Einfaches, Nützliches übrigbleibt.

Ja, ich glaube, derartige Geschichten gefallen mir. Sie sind so selten.







Genesis 2016


Jrade jelesen: Ein regionaler Weihnachtsmarkt wird werbend beworben mit dem großfettgedruckten Motto "Mehr Licht! Mehr Deko!". Finde ich gut, finde ich sehr gut. Das ist genau das, was mir letztes Jahr auf Weihnachtsmärkten gefehlt hat: Licht und Deko [*1]. Ich meine, wie soll man sonst in Weihnachtsstimmung kommen? Viele Leute würden nicht mal merken, dass Weihnachten ist, gäbe es nicht Licht und Deko.

So steht's auch schon in der Bibel, Genesis 1:

"Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde, 
die Erde aber war wüst und wirr, Finsternis lag über der Urflut.
Da sprach Gott: Es werden Licht und Deko 
und es wurden Licht und Deko und Gott sah, dass es gut war.
Dann sprach Gott: Achgott, das reicht eigentlich auch ... so rein optisch."

Auf diese Weise führte er die Drei-Stunden-Arbeitswoche bei vollem Lohnausgleich ein und bewies eindrücklich, dass man - wenn man nur konsequent zielorientiert arbeitet - an einem halben Vormittag das erreichen kann, wofür andere eine ganze Woche brauchen.

Zugegeben: Meine Version der Genesis ist nicht zu 100 % deckungsgleich mit der Geschichte, wie Moses sie erzählt hat, aber ich finde, meine Fassung erklärt den derzeitigen Zustand der Welt viel einleuchtender.



(Lukas Cranach d. Ä. Genesis - via wiki commons)
 Hier deutlich zu erkennen: Alles nur ein Frage von Licht & Deko





[*1] ... und quäkende Lautsprecherbeschallung mit Weihnachtsliedern, aber da können die Marketingleute ja nächstes Jahr noch mal einen Schwerpunkt setzen.   

Dienstag, 15. November 2016

Europäisch für Dummies

"Erdogan droht mit Referendum" titelt die taz und obwohl ich den nachgehenden Artikel mehrfach gelesen habe, verstehe ich nicht. Wie kann man damit drohen, dass ein Volk zu EU-Beitrittsverhandlungen befragt wird und eine Entscheidung trifft? Was genau ist daran bedrohlich? Falls die Türken "Ja" sagen, gehen schlimmstenfalls die aussichtslosen Verhandlungen weiter, ansonsten nicht.

Mir fällt nicht mal 'ne sinnvolle Analogie ein, um mir den Sachverhalt zu erklären: "Entweder Du tust, was ich will oder ich fange an, mich ernsthaft zu fragen, was ich eigentlich will?" Kann doch nicht sein. Das ist doch total bescheuert.

Oder kapiert Erdogan die Finessen westeuropäischer Diplomatie nur so halb und hat er sich bei den Briten abgeguckt, dass das Wort "Referendum" in Brüssel hirnlose Panik erzeugt? "Ey, Alter, wenn Du nicht XY machst, mach' isch disch voll Referendum, bis Du Krankenhaus!" In dem Fall müsste man ihm nochmal die Kontextabhängigkeit von Sprechakten erläutern.

Also speziell für Ziegenpeterle ein Schnellkurs in "Europäisch": Die überwiegende Mehrheit der EuropäerInnen fand und findet den AUSstieg der Briten ebenso saublöd, wie einen möglichen EINstieg der Türkei (jedenfalls unter ihrer derzeitigen Junta). Wir erweitern das zu einem Dreisatz:

Britischer EU-Ausstieg = blöd 

Türkischer EU-Nicht-Einstieg = gut


Ergebnis: Schieb' Dir Deine Drohung dahin, ...
   ... حيث الشمس لا يبدو 


 (verändert via no129.info)
Gut, das zwickt jetzt ein bisschen ...





Samstag, 12. November 2016

Postfaktisch


Wikipedia, heute:

"Der Begriff postfaktische Politik bezeichnet ein politisches Denken und Handeln, bei dem Fakten nicht mehr im Mittelpunkt stehen. Die Wahrheit einer Aussage tritt hinter den Effekt der Aussage auf die eigene Klientel zurück. In einem demokratischen Diskurs wird – nach dem Ideal der Aufklärung – über die zu ziehenden Schlussfolgerungen aus belegbaren Fakten gestritten. In einem postfaktischen Diskurs wird hingegen gelogen, abgelenkt oder verwässert – ohne dass dies entscheidende Relevanz für das Zielpublikum hätte. Entscheidend für die von postfaktischer Politik angesprochenen Wähler ist, ob die angebotenen Erklärungsmodelle eine Nähe zu deren Gefühlswelt haben."

Furchtbare Aussichten, oder?

Die ewige Frage: Wem nützt es?

Antwort: Ausschließlich den machthabenden -> Arschlöchern.

Die Aussage, alle Menschen dieses Planeten haben zu 99,9 Prozent identische Erbinformation, ist eine naturwissenschaftliche Aussage und also jederzeit experimentell prüfbar und also weder durch Geld noch Macht dauerhaft zu korrumpieren. Hingegen können Aussagen wie "Es ist doch allgemein bekannt, dass der weiße heterosexuelle Mann die Krone der Schöpfung ist und absolut und rücksichtslos die Welt beherrschen muss, während Neger, Juden und Frauen ihm untertan sein sollen und Schwule und Andersdenkende ausgemerzt werden müssen."  durch hemmungslosen Einsatz von Geld in privatisierte, d.h. kaufbare Massenmedien je nach Belieben gepusht werden und sie werden bei nachhaltiger Investition früher oder später bei den -> Hirntoten dieses Planeten auf fruchtbaren Boden fallen.

"Postfaktisch" macht Wahrheit kaufbar und Massen leichter lenkbar.

Die grundsätzliche Botschaft des "Postfaktischen" lautet: "Es ist ok, es ist geradezu vorteilhaft, wenn Du doof und denkfaul bist! Bleib dabei! Dann wirst Du Macht und viele attraktive Sexualpartnerinnen haben. Alles andere ist viel zu anstrengend, und - mal ehrlich: Für's Denken bist Du nicht gemacht, oder? Überlass das lieber uns."



"Postfaktisch" - die bedingungslose geistige Kapitulation vor dem kapitalkräftigen -> Arschloch.



(via wikipedia)
Wie absolut eklig und unappetitlich!




Freitag, 11. November 2016

So geht Verantwortung


Eine taz-Gastautorin zeigt Verständnis für die Trump-Wähler und weist Plittikörrn, Medien und Intellektuellen aufgrund deren Ignoranz eine Mitschuld an der Trump-Wahl zu: "Nach all den Jahren, in denen wir sie ignoriert haben, haben die Menschen endlich einen Weg gefunden, uns zum Zuhören zu zwingen."

Aha, der White Trash wollte also nur Aufmerksamkeit "der Gebildeten". Mehr nicht. Zutiefst menschlich und verständlich, nicht wahr? Und weiter:

"Klar, die Verantwortung liegt zuallererst bei den Politikern, die Unternehmer- und private Interessen über die der Bürger und Bürgerinnen stellen, bei den Medien, die auf populistisch geäußerte Unzufriedenheit mit herablassendem Ton reagieren, der dazu taugt, alle diejenigen Verachtung und Scham spüren zu lassen, deren Meinung vom Mainstream als unangenehm empfunden wird. (...) Die meiste Schuld aber trägt die privilegierte Elite, die Toleranz und Offenheit predigt, die nur innerhalb ihres eigenen Weltbilds Gültigkeit besitzen."

Aha, Plittikörr, Medien und eine Toleranz-und-Offenheit-predigende-Elite (Letzteres können ja wohl nur linksintellektuelle Öko-Spinner sein) tragen also die Verantwortung. Was für ein überaus arrogantes und dummes Welt- und Menschenbild. Was für ein perverses Demokratie-Verständnis.

Da unten die armen, unschuldigen, verzweifelten, um Aufmerksamkeit heischenden Massen, da oben die Verantwortung tragenden Eliten? Geht's noch? Wir reden hier von einer freien, gleichen und geheimen Wahl, und wer, bitteschön, außer der/dem einzelnen WählerIn hat hier Verantwortung? Wie kann Deborah Feldmann so menschenverachtend sein, den Millionen WählerInnen zu attestieren, sie seien nur begrenzt verantwortlich (in diesem Fall: schuldhaft verantwortlich), da ja ein Teil der Verantwortung für die Wahl Trumps ganz woanders zu suchen sei!? 

Nee, liebe Leute, so nicht! Wir sind es dem Prinzip der Demokratie und der Menschenwürde, d.h. dem Glauben an die Eigenverantwortlichkeit der Menschen schuldig, davon auszugehen, dass die Mehrheit der US-Amerikaner GERNE einen sexistischen, rassistischen, egomanischen Oberarsch zum Präsidenten haben wollten und dass sie nun bekommen, was sie verdienen. Daran wird nichts gedeutelt und beschönigt.

Andernfalls könnten wir mit denselben Argumenten die Wahlergebnisse der NSDAP in den frühen 30ern ebenfalls relativieren: Die wollten doch nur spielen, wollten nur Aufmerksamkeit, die Armen ... Nix da! Die Deutschen hatten damals einfach Scheiße im Kopp, gefährliche, menschenverachtende, nationalistische, revanchistische, antisemitische Scheiße. Und dafür haben sie die Rechnung bekommen. SO funktioniert das mit der Verantwortung!

Wer sich von Medien, von Intellektuellen oder gar von Plittikörrn geistig auf die schiefe Bahn bringen lässt, ist ein Idiot, aber was für einer. Mitleid wäre da völlig fehl am Platze. Der "american dream" ist doch ganz besoffen und zugedröhnt von der Idee der Eigenverantwortung, also bitte!

Die einzigen Amis, mit denen ich Mitleid habe, sind jene, die nachvollziehbarerweise weder HC noch DT ihre Stimme geben wollten, mangels Alternative also gar nicht gewählt haben und nun richtig Grund zur Verzweiflung haben. Vielleicht stoßen die mal den Gedanken an, dass das Zwei-Parteien-Wahlsystem der US of A offensichtlich nicht mehr die Ergebnisse bringt, die das Volk will?



 (via wikipedia)








 

Mittwoch, 9. November 2016

Vielleicht gar nicht sooo schlecht.

Was wäre denn, wenn Trump verloren hätte? Er und seine Zombies hätten die die ohnehin schon grauenvolle Clinton-Politik vor sich her getrieben. Jetzt ist's umgekehrt und Trump muss beweisen, dass er nicht das -> Arschloch ist, für das alle Nicht-->Hirntoten ihn halten und als das er sich stets dargestellt hat. Alternativ stellt sich in der nächsten Zeit heraus, dass er nicht nur so tut, als ob er ein Riesen-->Arschloch ist.

Außerdem gut: -> Arschlöcher und -> Idioten aller Länder sollten jederzeit das Recht und die Möglichkeit haben, laut in die Welt hinauszurufen, dass sie -> Arschlöcher und -> Idioten sind. Das erfrischt und erleichtert die Kommunikation. Die US-amerikanischen WählerInnen haben gesprochen. Das sollte man Ihnen nicht vergessen.

Drittens gut: Karikaturisten, Kommunisten, Grüne, Menschenrechtler, normale Menschen, Aufklärer, Humanisten sehen goldenen Jahren entgegen: Auf diese Regierung kann man verbal und medial blindlings eindreschen, ohne befürchten zu müssen, jemanden zu treffen, der's nicht verdient hätte

Viertens gut: Alle anderen Regierungen werden sich zu der neuen US-Finanz-Junta irgendwie verhalten müssen - und können prächtig daran gemessen werden.

Mein Mitleid gilt nicht nur den künftig absehbaren Opfern dieser Regierung weltweit; mein Mitleid gilt auch jenen US-AmerikanerInnen, die zwischen Pest und Cholera wählen durften und nun die Pest am Hals haben. Was für einen Abgrund von Fremdscham müssen die wohl durchschreiten, jetzt und in den nächsten Jahren ...



 (verändert via wiki commons)

 Es tut mir so leid, Abe, aber Deine Leute haben's voll verkackt.





Montag, 7. November 2016

Ernüchterung - und die Konsequenzen


Mich beschäftigt immer noch der Gedanke aus vorangegangenem Post, dass nämlich seit zwei Jahrtausenden (plusminus) der Profit aus dem globalen Kommerz mit schwachsinnigen Luxusartikeln die entscheidende Triebfeder unserer Geschichte sei und dass alle die dreckigen Machtspiele um Politik und Religion letztlich nur von der Frage befeuert seien, wer diese Profite abschöpft. Die Belege, die Frankopan liefert, sind erdrückend.

Stellt sich die Frage nach Konsequenzen.

Erstens: Traditionelle politische und religiöse Narrative sind entwertet. Am Ende. Im Eimer. Alle.

Zweitens: Kritik an den Infrastrukturen dieses Kommerzes, den Konzernen, den machtgeilen poltischen und religiösen Einzeltätern und Institutionen, ist wirkungslos. Wenn 2.000 Jahre Widerstand so offensichtlich ergebnislos sind, dann sollte man sich vielleicht mal was Anderes einfallen lassen.

Drittens: Wenn wir menschlichem Zusammenleben künftig eine andere Grundlage geben wollen, was wir tun sollten, da die bisherige Grundlage vollkommen unvernünftig ist und ergo unermessliches Leid verursacht hat und weiterhin verursachen wird, und wenn an Institutionen zu rütteln nicht zielführend ist, dann bleibt nur ein Ansatzpunkt übrig: Jede Einzelne und jeder Einzelne. Wir, die Pupsis ganz unten in der Nahrungskette, wir, die 99 Prozent, müssen, ganz einfach, auf den vielen überflüssigen Scheiß verzichten, den wir sowieso nicht ernsthaft brauchen und den wir vernünftigerweise auch nicht wirklich vermissen werden. Wenn mit überflüssigem Luxus kein massenhaftes Geld zu verdienen ist, dann, erst dann, dürfen wir auf Verbesserung unserer Lebensbedingungen hoffen.

Oder, wie mein alter Kumpel Mahatma zu sagen pflegte: "Man soll weder annehmen noch besitzen, was man nicht wirklich zum Leben braucht."

Dazu käme auch, dass wir endlich den krankhaft pervers macht- und geldgierigen Egoisten klar machen, dass wir sie verachten. Ich verstehe bis heute nicht, dass vor allem die ganz armen Schlucker von superteuren Schwachsinnsautos und milliardenschweren Mega-Yachten so leicht zu beeindrucken sind. Korrelieren Armut und Blödheit?

Ein weites Feld ...

Ja, da lachen sie wieder, die ewigen Spießer, und finden das Alles so ausgesprochen naiv. Und das ist gut so: Wenn die Arschlöcher der Welt über diese These NICHT lachen würden, wenn sie stattdessen zustimmend nicken würden, dann würde ich tatsächlich annehmen, da wäre ein grauenvoller Fehler in Mahatmas Gedanken.





(via wiki commons)
Versteht das jetzt nicht falsch:
Die Forderung ist nicht, wieder in den Wald zu kacken, weil das so natürlich ist.
Aber brauchen wir wirklich ein elektronisches Multifunktions-Panel zur vollendet gelungenen Defäkation?






Sonntag, 6. November 2016

Ernüchternde Geschichte

Lese gerade Frankopans "Licht aus dem Osten - eine neue Geschichte der Welt".

Erster Eindruck: Oh, Himmel, was für eine erbärmlich peinliches Zeugnis der Selbstüberschätzung ist doch die gewohnte westeuropäische Geschichtsschreibung. Wir finden Karl den Großen groß? Schaut mal, was zeitgleich in Bagdad und umzu so los ist! Und stimmt es wirklich, dass Nachfahren Dschingis-Khans im 12./13. Jahrhundert Westeuropa nur deshalb nicht überfallen haben, weil es machtpolitisch völlig irrelvant und in jeder Hinsicht viel zu ärmlich war - verglichen mit den reichen Hochkulturen östlich des Mittelmeeres?

Zweiter Eindruck: Scheiß was auf die Religion und Wissenschaft, scheiß was auf Herrschermacht und Landbesitz - glaubt man Frankopans Ausführungen [*1], so war von Anbeginn der kulturellen Entwicklung die allesentscheidende, einzige und ewige Triebfeder der Kommerz. Das ist an sich erstmal nichts Schlimmes, jedenfalls nicht schlimmer als der perverse machtgeile Egoismus religiöser und/oder politischer Führer.

Aber dieser die Geschicke der Welt bestimmende Kommerz hängt sich offenbar am Handel mit Waren auf, die fast ausschließlich Luxusgüter sind, in dem Sinne nämlich, dass sie alltägliche Bedarfe, die Bedarfe der Normalverbraucher, nicht befriedigen. Es ging nicht um Kleidung, Werkzeuge und Grundnahrungsmittel, sondern um exotische Gewürze, Seide, Porzellan, Gold, Sklaven. (Nun gut, Sklaven SIND eine praktische Sache, wenn man sie sich leisten kann und ein paar ethische Spitzfindigkeiten der Neuzeit komplett ausblendet [*2]).

Kurz: Es ging um Dinge, die die Reichen nur deshalb kauften, um mit ihrem Reichtum protzen zu können, wie man heute frotzelt: "Wir kaufen Dinge, die wir nicht brauchen mit Geld, das wir nicht haben, um Leute zu beeindrucken, die wir nicht mögen." -  ein völlig schwachsinniges, uncooles und verachtenswertes Verhalten, das vernunftbegabte Lebewesen eigentlich mit einem befremdeten Schulterzucken abtun ...

... wäre da nicht Frankopans Nachweis, dass es genau dieser Schwachsinn ist, der seit Jahrtausenden die menschliche Kultur und Politik antreibt.

Mir wird schlecht. Mir wird gaaanz, ganz schlecht!




(via wiki commons)
Na, mein kleiner, hinterwäldlerischer Wichtigtuer, 
wenn Du wüßtest, wer wirklich was entscheidet ...





[*1] Und warum sollte man ihm nicht glauben? 20 Prozent des Œvres sind Quellenverweise und Literaturangaben. Das müsste natürlich noch geprüft werden, ergibt aber schon mal einen Vertrauensvorschuss.

[*2] So, wie bei uns aktuell über "Flüchtlinge" geredet wird, sind wir auf einem guten Weg, diese Spitzfindigkeiten alsbald wieder hinter uns zu lassen. Extrem desillusionierend, wie die Menschen damals aus reiner Profitgier bereit waren, auch ihre eigenen Landsleute und Glaubensbrüder und -schwestern international und interreligiös zu verschachern. Natürlich wurden Christinnen und Christen von Christen, Muslima und Muslims von Muslimen verkauft. Freie Marktwirtschaft. Und wenn heute Drittwelt-Potentaten ihre Stammesbrüder in Coltan-Minen verheizen, ist das zwar unmenschlich zynisch, aber nicht so zynisch, dass wir mit den Arschlöchern nicht weiterhin grenzenlos Geschäfte machen.