Das Wittmunder Schmierblatt falschmeldet, SchülerInnen würden heute mal wieder gegen den Klassenfahrtsboykott der GymnasiallehrerInnen protestieren. Erstens protestieren die Kiddos gegen die Bildungspolitik der Landesregierung und haben, ebenso wie die Eltern, landesweit Verständnis dafür, dass die LehrerInnen sauer sind, und zweitens ist der Begriff "Klassenfahrtsboykott" in diesem Zusammenhang völlig sinnwidrig.
Nochmal für Langsamversteher: LehrerInnen steht es völlig frei, Klassenfahrten zu organisieren und durchzuführen oder es zu lassen. Die Argumente sprechen aus LehrerInnensicht schon seit langem dagegen:
- versicherungstechnisch sowieso der totale Wahnsinn,
- finanziell meist ein persönliches Zusatzgeschäft im zwei- bis dreistelligen Eurobereich,
- irrsinnige Mehrarbeit vor, während und nach der Fahrt ohne ernstzunehmenden Ausgleich,
- die eigentliche Arbeit muss vor- und nachgeholt werden,
- es ist unglaublich anstrengend,
- die pädagogische Bilanz ist nie valide evaluiert worden.
Kurz: Wir haben das aus reinem persönlichen Engagement gemacht - und dieses Engagement wird uns von den Kultusplittikörrn seit Jahren systematisch ausgetrieben.
Entscheidend aber ist: Wir können Klassenfahrten gar nicht boykottieren, weil es jeweils freiwillige Leistungen sind! Das Nicht-Erbringen einer freiwilligen Leistung als Boykott zu bezeichnen, ist Schwachsinn.
Beispiel:
- Jede/r kann mir sofort, auf der Stelle, freiwillig 50 Euro schenken.
- Hm. Keiner macht's?
- Rabäääh, alle Welt boykottiert mich. Wie gemein die alle zu mir sind!
Fangt, liebe Leute, stattdessen doch mal an logisch zu denken: Wenn Frau Heiligenstadt so viel Spaß an Klassenfahrten hat, dann ist das doch die einfachste Sache der Welt: Sie bräuchte nur einen entsprechenden Erlass rauszuhauen, der besagt, wann wie viele Klassenfahrten wohin durchzuführen sind. Als beamteter Lehrer würde ich dann selbstverständlich nur noch zackig grüßen und freudig erregt gehorchen.
Aber so ein Erlass wird nie kommen, denn dann wäre die Diplomverwaltungswirtin (FH) H. aus N. nämlich gezwungen, die entsprechenden Ressourcen dafür aus ihrem Etat locker zu machen: Geld, Lehrerstunden, Risikoabdeckung. Nein, liebe Leute, eher wird Frau H. sich die Zunge abbeißen, als sich darauf einzulassen! Es ist viel billiger und einfacher, wenn man sich weiterhin darauf verlässt, dass die LehrerInnen als nützliche Idioten mit dem Totschlag-Argument der pädagogischen Verantwortung sich selbst immer noch ein bisschen mehr ausbeuten.
Und wenn die das mal verweigern, weil sie's gar nicht noch mehr können und weil sie in diesem maroden System längst über dem Limit arbeiten, dann kann Frau H. und ihre Camarilla den altbekannten Knüppel stumpfer Anti-LehrerInnen-Polemik schwingen. Das kennt man, und man weiß, dass die Doofen-Presse, wie z.B. der Harlinger, das Drecksspiel immer wieder gerne mitspielt.
(via wiki commons - ohne weitere Angaben)
Ja, gut, wenn ich dieses wahre und friedliche Bild "Rückkehr von einem Schulausflug" so betrachte, dann frage ich mich natürlich schon, ob ich nicht ein zu zynischer, hartherziger Lehrer bin und was ich den zarten Schülerseelen antue, derlei zu verunmöglichen.