Die Agrar-Lobby hat mit der Organisation der Verkehrs-Blockaden und teilweise auch mit den verfassungsfeindlichen Umsturz-Aufrufen der Sache der Klima-Aktivist*innen den zweitgrößten ¹ denkbaren Gefallen getan: Die Kriminalisierung der Klima-Bewegung ist logisch nicht mehr länger durchzuhalten!
Es sei denn, die Macht-Habenden gäben endlich öffentlich zu, dass sie mit zweierlei Maß messen: Wenn es um die Interessen großer, kapitalistischer Konzerne geht, um Institutionen also, die per definitionem ihre Profite privatisieren und Kosten und Umweltschäden sozialisieren, dann sind Straßenblockaden akzeptabel, wenn es hingegen (nicht-kapitalistisch) um den Erhalt einer lebenswerten Umwelt geht, dann sind Proteste böse.
Wie herrlich offensichtlich wird dieser Widerspruch uns gerade vor Augen geführt! Und deshalb nochmal: Dank an die mächtigste Lobby in diesem, unserem Lande, die Agrar-Lobby, die dies nicht eindrucksvoller hätte demonstrieren können!
Apropos: Mir kam vorhin ein Trecker auf dem Weg zu irgendeiner Blockade entgegen. Das unbeholfen improvisierte Pappschild am Bug trug den Spruch "Für eine zukunftsfähige Landwirtschaft". Mir ist nicht ganz klar, was genau da gefordert wird. Die Zukunft der Landwirtschaft in Doitschland sieht bekanntermaßen so aus:
- Entweder, der Konzentrationsprozess "Wachse oder weiche!" geht weiter, dann sterben die klassisch arbeitenden mittelständischen Betrieben zugunsten immer größerer Agrar-Konzerne restlos aus.
- Oder die Familienbetriebe wechseln haste-was-kannste zu nachhaltigen, ökologisch vertretbaren, regional vernetzten Formen und bleiben erhalten.
- In keinem Fall wird der klassisch arbeitende Betrieb kleiner oder mittlerer Größe in Zukunft überleben - nicht mal mit noch mehr Subventionen.
Jetzt müsste mir besagte*r Treckerfahrer*in noch mal en détail erklären, was genau sie*er fordert.
(verändert via wiki commons)
Ich LIEBE das Selbstbild, das die Bauern auch in agrarindustriellen Zeiten über sich lancieren. Es ist zwar total antiquiert und unsinnig und verlogen, aber herrlich romantisch. Übrigens: 2021 haben doitsche Agrar-Betriebe Waren für über über 90 Milliarden Euro exportiert. Platz 4 in der Weltrangliste. Soviel zum Thema "Bauern produzieren unser Essen." Schafscheiß!
¹ Der maximal denkbare Dienst wäre gewesen, die Sache der Umwelt-Bewegten aktiv zu unterstützen, aber das wäre zu viel verlangt.