Heute eine sehr ermutigende Meldung des NDR: Die niedersächsische Landesregierung verzichte in Sachen Corona auf weitere Lockerungen. Wörtlich: "Die Regierung werde angesichts steigender Infektionszahlen die Entwicklung nach Schulstart und Rückreisewelle abwarten, hieß es in der Mitteilung." Übersetzung: Wir lassen erstmal laufen und schauen, was passiert.
Mein spontaner Gedanke war: Na toll, früher hat man Minenhunde auf diese Weise eingesetzt, wenn man nicht genau wusste, wie gefährlich ein (minen-)verseuchter Geländeabschnitt ist. Aber dieser spontane Gedanke war militärgeschichtlich nicht haltbar: Minenhunde waren und sind dafür ausgebildet, gefährliche Minen aufzuspüren. Eine andere Taktik war, sie dafür auszubilden, Minen unter feindliche Panzer zu tragen. Die Überlebenschancen waren in keinem Fall prickelnd, im letztgenannten Fall nur selten ungleich null. Aber: Die Tiere waren fachlich vorbereitet, und es gab ein definiertes Ziel.
Eine angemessenes Gleichnis zu dem, was die Landesregierung in Niedersachsen jetzt mit Schule plant, findet sich viel eher im "Grubenvogel" oder der "Grubenmaus". Kohlenmonoxid-Vergiftungen waren früher ein ernstes Problem im Untertage-Bergbau: Menschen haben keine Rezeptoren dafür, wir ersticken einfach daran. Kanarienvögel und Mäuse haben auch keine Rezeptoren für CO, aber sie haben einen sehr schnellen, umsatzfreudigen Stoffwechsel, und deshalb sterben sie einfach eher dran, als die Menschen. Der kluge Bergmann nahm diese possierlichen Tierchen also in winzigen Käfigen mit in den Stollen und wenn sie die Grätsche machten, nickte er wissend und sprach er zu sich "Ei verflixt! Hier dräut 'böses Wetter', hier ist nicht gut sein ..." und floh in gesündere Gefilde.
Ich finde dieses Gleichnis besser, weil die Gruben-Kanaries bzw. -Mäuse eben KEINE spezielle Ausbildung hatten, und sie hatten auch kein definiertes Handlungsziel, sie waren einfach nur Opfer, bestenfalls sowas wie organische Indikatoren, quasi der Lackmus-Test auf zwei bzw. vier Beinen.
Ich bin nur scheinbar vom Thema abgekommen. Was ich fragen wollte:
1. Ist Herr Weil sich eigentlich bewusst, wie und für was er Schüler*innen und Lehrer*innen da wie instrumentalsiert?
Falls ja, dann ist die freimütige Offenheit seiner Aussage hübsch brutal - ungewohnt und etwas beängstigend, aber auch erfrischend ehrlich: Wir haben keine Ahnung, was passieren wird, also schicken wir erstmal die Kinder und Lehrer vor. Schule ist letztlich verzichtbar. Wenn aber der VW-Konzern nochmal in den Lockdown müsste, ginge es den Shareholdern an die Profite und das geht ja nun mal gaaar nicht!
2. Kapieren die Eltern eigentlich, was Monsieur le MP da gesagt hat?
(verändert via wiki commons)
"Besser er als ich!", denkt der Bergmann und ich kann's ihm nicht verübeln.
Aber was denkt der Vogel?