Ich weiß nicht, ob's nur zeitliche Koinzidenz war oder etwas mit meinem letzten Posting zu tun hatte, jedenfalls bekam ich auf Gplus plötzlich die Meldung, mein Account sei zwecks einer Überprüfung der Inhalte gesperrt. Ein paar überhaupt nicht hilfreiche Hilfe-links schickten mich in Menüseiten, in denen ich nachlesen konnte, dass soetwas halt passiere, wenn man sich nicht an die Richtlinien hielte, die da wären: ... bla, bla, bla ....
Ich habe die Richtlinien mehrfach sorgfältig studiert. Ich habe meine Veröffentlichungen mehrfach sorgfältig studiert. Ich fand keinen Verstoß. Dies mailte ich an die angegebene Kontaktadresse mit Bitte um Aufklärung. Auch am nächsten Tag keine Antwort.
Dann erwischte ich mich dabei, zu denken, ich könne ja mal "auf Verdacht" einige der etwas steileren Formulierungen in meinen Artikeln entschärfen. Vielleicht ist Hoeneß bei streng juristischer Observanz gar kein Schwerverbrecher, sondern nur ein einfacher Verbrecher - oder überhaupt nur ein Straftäter? Hm, hm, hm. Und meine konsequente, differenzierte und schlüssige Anwendung der Begriffe "Arschlöcher" und "Idioten" habe ich zwar expressis verbis erläutert, aber vielleicht haben die Damen und Herren Kontrolleure einfach gar keine Zeit, derartige Gedankengebäude nachzuvollziehen, vielleicht sollte ich da einfach vorsi...
Und genau an dieser Stelle wurde mir bewusst, dass ich gerade dabei war, vor der virtuellen Macht der Übermächtigen einzuknicken. Und zwar nicht, indem ich mich realem Druck unterwarf, sondern indem ich selbstgemachten Antizipationen folgte. Man hört ja so viel, was "die von Google/Apple/Facebook" schon verboten haben, da ahnt man schon, worauf das hinausläuft, und immerhin nutzt man deren Produkte kostenfrei, da muss sich halt anpassen, nicht wahr ... ?
Nein, nein, nein. Da dräut Gefahr ganz unbewusster Selbstzensur. Ich glaube, da müssen wir, die wir gerne auch mal kritisch und (über-)spitz fabulieren, sehr achtsam mit uns umgehen, auf dass wir nicht, quasi hinter unserem eigenen Rücken, die Schere der Selbstzensur ansetzen..
Stellen wir das also mal für die Selbsttherapie klar: Googles Produktpalette ist zweifellos gut, ich nutze sie praktisch seit den Anfängen, und ich nutze sie gern, habe mich an sie gewöhnt, und die Gewöhnung korrumpiert jemanden wie mich, der zwar kein Technik-Nerd auf immerwährender Suche nach dem jeweils heißesten Scheiß, wohl aber ein ewiger Communicadore, eine verbale Rampensau ist.
Ganz miserabel wäre es aber, entstünde aus der Gewöhnung Abhängigkeit.
Darum habe ich meinen Account gelöscht.
(Die Aussendung des hl. Geistes - ca. 1180 - verändert via wiki commons)
Schon im frühen Mittelalter wusste man:
Intuitive Groupware-Lösungen und ein rattenschnelles Netz sind das A und O.