Freitag, 3. August 2018

Gewissensnot - öffentlich zelebriert


Ich bin ja eigentlich nicht (mehr) zimperlich, wenn es darum geht, soziale Normen über Bord zu schmeißen, die ich nach aufmerksamer Prüfung als un- bzw. widersinnig erkannt habe. Ich trage kaum noch Schuhe, im Sommer an nicht-öffentlichen Orten nur selten Klamotten, aber - falls doch - durchaus auch mal Sarongs und seit ein paar Monaten 'ne Haarklammer, wenn mein Pony nervt ...

Nun winde ich mich aber doch, scheue merklich davor zurück, eine weitere, als unvernünftig erkannte Norm zu kicken ...

Anscheinend gibt es einen Normenkomplex in meinem Kopf, der mir bislang noch nicht bewusst geworden ist, der lautet: 
  • Du darfst unter keinen Umständen Haushaltstipps im Sinne spezifischer Produktempfehlungen machen. 
  • Erst recht darfst Du das nicht, wenn es um Reinigungsmittel geht. 
  • Und wenn diese Reinigungsmittel dann auch noch konventionell und völlig un-bio sind und obendrein von einem Chemiekonzern stammen und nicht etwa von irgendwelchen progressiven Öko-Leuten, dann bist Du, wenn Du das empfiehlst, ein spießiger, ewiggestriger, verantwortungsloser, dummer Vollidiot, mit dem ich künftig nicht mal mehr Selbstgespräche führen werde!

Tja, das scheint die Norm zu sein, die mich gerade so belastet. Auf der anderen Seite steht die Vernunft: Ich habe gerade zufällig, nachdem ich's mit einigen anderen neuen und konventionellen Mitteln vergeblich versucht habe, hartnäckige Flecken in meiner Küchenspüle mit einem Produkt von Cilitbang (TM) ratzfatz weggekloppt, und das ging so schnell, dass ich ernsthaft richtig begeistert bin.

Und warum, verdammt nochmal, soll ich dieses Wissen nicht teilen, in einer Welt, in der wir mit Produktwerbungen dichtgeballert werden, die allesamt ausschließlich profitorientiert und ergo gelogen sind? Warum sollen wir - unterhalb der großen, öffentlichen Arenen (Habermas) - uns nicht austauschen dürfen, wenn mal was nicht völliger Schrott ist? Es ist auch ein Teil des Kampfes gegen die Macht der Konzerne, wenn man die allzuwenigen Positiv-Beispiele hervorhebt. Guerilla-Kommunikation.

Kein schlechtes Konzept, auch wenn's anfangs schwerfällt.




(verändert via wiki commons)

















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