Gerade im Radio gehört, wenn Trump Zölle auf chinesischen Stahl erhöbe, dann, wörtlich, "fließt der chinesische Stahl nach Europa". Der Sprecher sagte das in einem so bedeutungsgeschwängerten Ton, dass ich mich selbstverständlich beeile, die normativ erwartete Reaktion zu zeigen - wenn ich nur wüsste, welche das ist:
A. "Dunnerlüttchen, das ist aber ziemlich pfiffiger Stahl, der einfach dahin fließt, wo die meiste Kohle sitzt!"
B. "Die Chinesen, diese hinterhältigen, kleinen Dreckskerle, verkaufen uns einfach ihren preiswerten Stahl! Die haben keinen Fatz Ehre im Leib, wollen nur Profit machen, egal, wo und mit wem."
C. "Mein, unser, Bedauern gilt den armen doitschen Konzernen, die von diesen hinterhältigen, asiatischen Horden brutalst vergewaltigt werden, den preiswerten chinesischen Stahl zu kaufen. Die Schlitzaugen demütigen erst unsere Konzernbosse, und als Nächstes vergreifen sie sich an unseren blonden, blauäugigen, unschuldigen, minderjährigen Mädchen - das war doch schon immer so ..."
Ok, das ist alles totaler Unsinn, ich gebe es zu. Aber ich habe es versucht, nicht wahr? Ich wollte mich wirklich ganz empathisch und offen auf die Empörung des DLF-Experten * einlassen, aber irgendwie hat's nicht funktioniert. Zu viele Fragen schwirren im Raum, da klappt das nicht, sich einfach emotional fallen zu lassen undsoweiter.
Erstens: Jaaadoch, die Chinesen subventionieren ihre Stahlproduktion staatlicherseits ohne Ende, ich weiß. Na und? Das machen doch alle! Die doitsche Stahlindustrie wäre längst Geschichte, wenn sie nicht permanent direkt oder indirekt, z.B. via Energiekosten, Steuervergünstigungen etc., offen oder verdeckt aus unseren Steuergeldern gestützt würde. Was spricht eigentlich dagegen, den super-preiswerten chinesischen Stahl zu nehmen, die chinesische Regierung zahlen zu lassen, bis der Arzt kommt?
Zweitens: Huuuh, kommt dann immer der Einwand, denkt an die Aaahrbeitsplätze! Ok, denken wir an die Arbeitsplätze. Ich behaupte, wenn wir jeden Arbeitsplatz, der dann wegfallen sollte, es werden ja keineswegs alle sein, mit Bedingungslosem Grundeinkommen für den Betroffenen auffangen, zahlen wir netto immer noch weniger, als beim status quo. Man beweise mir das Gegenteil. Die Einzigen, die ernsthafte Einbußen haben werden, sind die Bosse, und das allgemeine Mitleid dürfte in diesem Fall so begrenzt sein, dass die irrsinnigen volkswirtschaftlichen Verluste dagegen nicht gerechtfertigt scheinen.
Drittens: Huuuh, kommt dann der nächste Einwand, dann machen wir uns abhängig von Chineeeesen....! Ach, ja, stimmt ja, die asiatischen Horden, die es letztlich nur auf unsere blonden, minderjährigen Mädels abgesehen haben. Das mit der Abhängigkeit ist aber Quatsch, denn der internationale Stahlmarkt hat unglaublich viele Anbieter, die ein kluger Kunde trefflich gegeneinander ausspielen kann. Das Risiko der Abhängigkeit ist, wenn überhaupt, beim Erdgas viel höher, so sehr, wie Europa sich da von "den Russen" abhängig gemacht hat. Beim Erdgas gibt es nicht sooo viel Konkurrenz - und trotzdem können wir ruhig schlafen, denn "die Russen" schössen sich zuallererst in den eigenen Fuß, wenn sie je begönnen, machtpolitisch auf diesem Instrument zu spielen.
Das wahre Argument - außer der individuellen Profitgeilheit deutscher Konzern-Böberschter - scheint aber tatsächlich der Umstand zu sein, dass "wir" möglicherweise "den Chinesen" eine Chance geben, Umsätze zu machen, und schlimm, schlimm, dass "wir" diese Umsätze dann eben nicht machen. Das ist ganz primitiver, kreatürlicher Futterneid, der nicht vom Großhirn, sondern vom Hirnstamm gesteuert wird. Man nennt den menschlichen Hirnstamm auch "Reptilienhirn", weil beispielsweise auch ein Komodowaran ** sein Verhaltensrepertoire dort aktualisiert.
Was "wir" dabei oft vergessen: "Wir" wollen "den Chinesen" doch mit ständig wachsender Begeisterung unsere Produkte in den Rachen schieben. Schon mal überlegt, wie die das auf Dauer bezahlen sollen? Wäre es nicht herrlich, wenn "die Chinesen" "uns" "ihren" Stahl verkaufen könnten, und wir ihnen im Gegenzug Werkzeugmaschinen? Dann würde doch jeder das machen, was er am besten kann, das wäre doch ein kapitalistisches Idealbild, oder?
Derzeit lassen wir den anderen Völkern gar keine Wahl, als ihre Leute mit sprichwörtlichen Hungerlöhnen abzuspeisen, denn wenn es irgendwo ernsthaft Geld zu tragbaren Konditionen zu verdienen gibt, dann sind die sogenannten Erstwelt-Staaten immer ganz schnell als Erste zur Stelle mit ihren Geld-spielt-keine-Rolle-Investitionen, und immer darf für "die Anderen" nur gerade so viel rausspringen, dass es nicht zu Hungeraufständen kommt. ***
Und das Schönste, wenn Europa und China da einen modus vivendi fänden: Der Pussy-grabber von Washington würde ja so dermaßen gelackmeiert dastehen, so machtlos, so eiskalt ausmanövriert - allein das wäre es wert, jetzt wirklich mal diplomatisch zu agieren!
(verändert via wiki commons)
Ich habe meine Studien der chinesischen Sprache und Schrift in letzter Zeit etwas vernachlässigt, aber die Bildunterschrift kann ja nur lauten: "Wir wollen alle nur das Eine: Unschuldige, blonde, blauäugige, doitsche, minderjährige Mädels missbrauchen, damit die doitschen Männer, die allesamt und ausnahmslos große Penisse haben und unglaublich attraktiv, durchtrainiert, klug und liebevoll (eigentlich) sind, verminderte Fortpflanzungschancen haben. Auf diese Weise streben wir die Weltherrschaft unserer kleinen, unattraktiven, minderintelligenten, hinterhältigen, verlogenen, kleinpimmeligen Rasse an!" Das Verständnis fremder Sprachen und Schriften wird unglaublich erleichtert, wenn man sich so ein kleines Stück weit in die Seele eines Volkes hineindenken kann.
* Noch 'ne Frage: Wie kann man eigentlich Experte für globale Außen- und Wirtschaftpolitik sein und gleichzeitig Betroffenheits-Reportagen für den Deutsclhandfunk machen?
** Wie komme ich hier auf den Komodowaran? Weil er grobmotorisch, egozentrisch, eklig, gefährlich, unberechenbar, giftig, unsolidarisch und brutal ist. Außerdem hat er furchtbare Essgewohnheiten. Ist die Allegorie so weit klar?
*** Hungerrevolten sind nicht fotogen. Kommt es hingegen zu einem richtigen Krieg, ist dagegen nichts einzuwenden. Kriege sind immer gut. Zuerst für's Geschäft und hinterher hat man eine verwüstete Landschaft mit labilen Regierungen, die Dir aus der Hand fressen müssen. Die kommen NIE WIEDER auf die Idee, global etwas verkaufen zu wollen, womit Du selbst Profit machen könntest. ****
**** Um nochmal auf die asiatischen Horden zurückzukommen, die unsere Mädels vergewaltigen wollen: Man vergegenwärtige sich bitte nur mal, was die Europäer während des sogenannten "Boxer-Aufstandes" und der sogenannten "Opiumkriege" getan haben. Wer muss hier Angst vor wem haben?