Samstag, 3. Juni 2017

Das Entscheidende


Die Faszination beim Fliegen setzt sich aus vielen Facetten zusammen. Eine der wichtigsten für mich ist: Das Entscheiden. Du kannst unglaublich viele Dinge selbst entscheiden, viel mehr, als zum Beispiel beim Autofahren. Und Du musst ganz viele Dinge entscheiden, auch komplexe.

Und zwar schnell und unausweichlich. Du kannst es nicht aussitzen, nicht prokrastinieren, nicht ignorieren, nicht zur späteren Bearbeitung auf Termin legen und nicht lange und ausführlich abwägen oder erstmal mit anderen diskutieren.

Und jede Entscheidung führt wieder zu einer neuen Situation, in der Du neue Entscheidungen treffen musst.

Das ist eigentlich das allgemeine Wesen von Entscheidungen, aber was ich an der Fliegerei so liebe, ist, dass dieses ewige Spiel von (relativ) freier Entscheidung, von Konsequenz und von Verantwortung hier so besonders klar und deutlich und permanent ins Auge fällt.


 (02.06.2017, A1 südl. Ahlhorner Dreieck, Kurs Nord)

Völlig geil: Wenn ich mit meinem Pkw auf der Autobahn unterwegs bin und ein Lkw überholt mich, denke ich, dass irgendwas falsch läuft. Wenn ich mit meinem Flugzeug über der Autobahn unterwegs bin, und alle Lkw überholen mich, könnt' ich mich wegschmeißen vor silberlachender Freude. Das ist das Konzept von "low and slow". Dein fliegender Fern-Seh-Sessel in 200 m über Grund.






Donnerstag, 1. Juni 2017

Geträumtes Koan


Als vorhin der Wecker mich
aus tiefstem Traume riss,
blieb nur der Satz
"Dem Wetter ist's egal, wenn's regnet!"
als Erinnerungsfetzen zurück.


Jetzt rumort er ennervierend halbbewusst durch mein Denken, das Anknüpfungspunkte, ja, Anwendungsbeispiele sucht.

Die drei wesentlichen Fragen:

  1. Ist der Satz von einer unermesslichen taoistischen oder sonstwie philosophischen Tiefe?
  2. Oder ist er einfach nur völlig bescheuert, bestenfalls ein bisschen lustig in seiner Paradoxie?
  3. Und was war das für ein beknackter Traum, in dem so eine Dialogzeile auftaucht?



(verändert via seaton-newslinks.blogspot.de)






Donnerstag, 25. Mai 2017

Drei-Satz-Religion


Neulich bin ich mal wieder glorios gescheitert, jemandem kurz und knapp zu erklären, was ich meine, wenn ich sage, ich sei "Tao-Übender". Mit dem Problem schlage ich mich schon seit Jahren rum. Hier ein weiteres vorläufiges Endergebnis:



I. Das Tun, das aus dem Festhalten an Dingen und Gewissheiten sowie aus dem Wunsch, Geschehnisse kontrollieren und steuern zu können, resultiert, vergeudet Energie und erzeugt Leid bei mir und anderen.

II. Das Tun, das aus dem Loslassen und der Fähigkeit, Dinge und Geschehnisse bewertungsfrei zu betrachten, resultiert, bringt Energie und innere Ruhe.

III. Mein religiöses, d.h. vorläufig unbeweisbares Postulat ist: Je besser es mir gelingt, II. umzusetzen und I. zu vermeiden, desto erfüllter und ethisch akzeptabler wird mein Leben sein.





Tja, das ist alles. Mehr braucht's nicht. Und wem das zu albern, zu banal, zu religiös ist, der/die möge doch, bitteschön, selbst mal versuchen, ihre/seine grundlegenden Handlungsmaximen kurzzufassen. Ich sag' nur: Es ist sauschwer. Sauschwer ist das. Aber hallo!



 




(verändert via kritisches-netzwerk.de)





Montag, 22. Mai 2017

Mirdochegal!



Ja, manche Leute finden diese Landschaft laaangweilig. 





ICH NICHT!



(Hunte, östl. Oldenburg, Kurs 090, 2105.2017)










Freitag, 19. Mai 2017

Ja, wir sind pingelig, und das ist gut so!


Da derzeit endlich mit dem untragbaren Wehrmachts-Traditionsbewusstsein der Bundeswehr aufgeräumt wird [*1], wird es garantiert auch wieder grantelnde Stimmen geben, die da sagen, man stelle sich nun aber zu sehr an und die fragen, ob es - gerade bei der Bundeswehr - nichts Wichtigeres gäbe, als Kasernennamen zu ändern oder Nazi-Symbole von Kampfjets zu entfernen. Die Stimmen werden leise sein, kaum zu hören, aber schäbigerweise auch kaum zu überhören.

Und die Antwort lautet: Nein! Es gibt nichts Wichtigeres.

Richtig ist, dass es sich dabei in materieller Hinsicht um Kleinigkeiten handelt. Richtig ist aber auch, dass die rechten Arschlöcher diese Kleinigkeiten immer wieder zu großen Symbolen des "Es-war-ja-doch-nicht-alles-schlecht!" aufblasen. Ihre faschistische Grundeinstellung blähen sie natürlich nicht alltäglich in die Welt, dazu sind sie feige. Aber eine "Rommel-Kaserne" oder ein rostiger Wehrmachts-Helm triggert bei ihnen einen bedingten Fascho-Reflex, einen öffentlichen wehrmachtsmilitaristischen Orgasmus.

Kein schöner Anblick und gefährlich für leicht beeinflussbare, schwache Geister.

Solange es diese paar Dummbratzen gibt, und es sind wirklich nur ganz wenige, die mit diesem Teil unserer Geschichte nicht vernünftig umgehen können, so lange muss die überwältigende demokratische Mehrheit einer Gesellschaft eben darauf achten, den Zugriff auf derartige Symbole strikt zu minimieren.

Man stellt einem Alkoholkranken auch nicht überall 'nen Schnaps in den Weg, wenn er sich ohnehin längst die Großhirnrinde weggeflext hat.





(via taz.de)
Der Schoß ist fruchtbar noch! Wessen persönliche mentale Entwicklung auf der Stufe eines 11-jährigen stehen bleibt, der ist nun mal leicht zu beeinflussen. Ich sage ungern was Gutes über Frau von der Leyen, sehr ungern, aber hier hat sie meine volle Unterstützung.








[*1] Apropos: Wird jetzt eigentlich auch der Eurofighter umlackiert, der die Ostfront-Tradition ewig fortschreibt?


Mittwoch, 17. Mai 2017

Schleimige wirbellose Tiere



So sehr die Wahl Trumps mich seinerzeit auch erschüttert hat, so sehr genieße ich derzeit, wie die Lakaien, Schleimer und Speichellecker der Macht sich nun krümmen und irreparabel verbiegen müssen, je offensichtlicher wird, dass der, dem sie sich lustvoll und aus niedrigstem Opportunismus devot gemacht haben, ein Vollidiot ist.

Herrlich mitanzusehen, dass unausweichlich eine glasklare Entscheidung auf diese Kreaturen zukommt: Entweder sie stehen weiterhin öffentlich, orgastisch und offensiv zu Trump und seinem hohlen, antidemokratischen, sexistischen, rassistischem Kurs oder sie erklären unverzüglich beschämt ihre stattgehabte Riesen-Blödheit, auf so eine Pfeife reingefallen zu sein.

Beide Optionen erforderten Reflexion, Geradlinigkeit und Stehvermögen - Eigenschaften, die bei dieser Art egozentrischer Dummbolzen nicht eben verbreitet ist.

Es ist immer gut, wenn die Frage ethischen Verhaltens, die oft so schwiemelig, so molluskenhaft, so  schwer fassbar scheint, plötzlich ganz klar und eindeutig und handfest wird. Die Mühlen mahlen gerade trefflich fein.



(verändert via wikimedia)
Schade, dass Leute wie Meat Loaf sich und ihr bisheriges Wirken durch die dümmliche Ranschmeiße an Trump so endgültig disqualifiziert haben. Wenn ich weiß, dass "Bat out of Hell" von einem Trump-Anhänger stammt, kann ich den Inhalt doch nur noch doppeldeutig rezipieren. Der ästhetische Genuss ist unwiederbringlich im Eimer.











Montag, 15. Mai 2017

Unmögliche Bildbetrachtung


Nach dem heutigen Flug schlich ich mit der Kamera in der Hand um mein Flugzeug herum, um das eine Motiv, die eine Perspektive zu finden, um die überirdische Essenz seiner technischen Ästhetik einzufangen. Vergeblich.

Auch dürre Worte versagen: Was soll ich reden vom eleganten Schwung der Fläche, von ihrer unglaublichen und unzeichenbaren geometrischen und aerodynamischen Schränkung, von ihrer ausgesuchten diskreten Flexibilität, sich jedem Flugzustand anzupassen? Wie soll ich das klug Weggelassene der Konstruktion mit vielen Worten beschreiben, die schwere Weisheit der Reduktion auf das Wesentliche feiern? Wie widersprüchlich wäre das?

Neinneinnein. Diesem Flugzeug kann man sich nur mit stiller, staunender Andacht nähern. Man muss einfach davorstehen und es ehrfurchtsvoll betrachten. Die Gebenedeiten dürfen es vielleicht sogar einmal berühren ...


Air création - Pixel XC 
D-MSGO

Ok, wahrscheinlich werde ich mich für den schwulstigen Stil des Textes da oben demnächst schämen und vielleicht sogar entschuldigen. Aber gestern und heute hatte ich damit derart "überirdische" Flugerlebnisse, dass das Adrenalin (oder was auch immer) Spätfolgen hat.







Sonntag, 14. Mai 2017

Fragen am Morgen


Die "Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung", so meldet die drittschlechteste Zeitung der Welt, das Sonntagsblatt, in der aktuellen Ausgabe, hat festgestellt, dass Müllautos beim Manövrieren recht häufig Menschen totfahren und empfiehlt, man möge deshalb doch bitte wahlweise den zweiten Mann wieder einführen, den man in den letzten Jahren weggespart hat, oder vernünftige Assistenzsysteme einführen, die dem vereinsamten Müllwagenfahrer ein Bild davon vermitteln, was er beim Rangieren plattzufahren im Begriffe sei. Diese Assistenzsysteme gibt es ab 5.000 Euro, so ein Müllauto nicht unter 200.000.

Interessant, was dann geschah. Zitat:

"Hier habe die gesamtdeutsche Abfallbranche rebelliert, sodass es zu einer Branchenregelung gekommen sei (...) Höhere Auflagen bedeuten höhere Kosten und somit höhere Gebühren." Und deshalb werden die BürgerInnen künftig also ihre Mülltonnen zwecks Abfuhr zu Sammelstellen bringen müssen, die auch schon mal 200 m entfernt an übersichtlichen und ergo unfallärmeren Standorten eingerichtet würden.

Und wieder überfallen mich, wie eine hartnäckige Krätze, diese peinigenden Fragen:

Was ist eine "Branchenregelung"? Wer kungelt die mit wem aus? Wer entscheidet eigentlich, wer da was kungeln darf? Wo greift in dem Prozess demokratische Willensbildung? Oder kungeln einfach nur Vertreter profitorientierter Unternehmer mit mediokren Verwaltungshengsten aus den Kommunalverwaltungen? Was unterscheidet eine "Branchenregelung" von "Mafia-Methoden", abgesehen von der Option physischer Gewalt?

Wenn die Wiedereinführung des zweiten Mitarbeiters oder die (weitaus billigere) Einführung der Assistenzsysteme offenbar zwangsläufig zu einer Gebührenerhöhung führen muss, warum gab es dann keine Gebührensenkung, als die zweiten Mitarbeiter aus Profitgründen abgeschafft worden sind?

Wird es denn eine Senkung der Gebühren geben, wenn die Müllwagen künftig nur noch Sammelstellen anfahren müssen? Der Aufwand für das Unternehmen wird ja dramatisch verringert, wenn die Mülltonnen nicht mehr vor jedem Haus, sondern an Sammelstellen alle 400 Meter stehen.

Wenn die DGUV feststellt, dass die Einsparung der zweiten Mitarbeiter ursächlich für eine zunehmende Anzahl tödlicher Unfälle sei, wie viele Anklagen wegen fahrlässiger Tötung laufen dann aktuell?

Wenn eine Branche, wie hier die Müllkutscher, "aufschreit" oder "rebelliert" oder "die Märkte XXX fordern", dann beeilen sich die Plittikörr, ihnen, egal bei was, egal, wie bescheuert, widersinnig und unsolidarisch das Anliegen sein mag, schnellstmöglich mit sabbernder Servilität zu Willen zu sein. Wenn Menschen aufschreien, weil sie gefoltert werden oder ihre Kinder oder sie selbst verhungern, reagiert (ernsthaft) kein Schwein. Warum ist das eigentlich so?



(verändert via wiki commons)
Die Müllkrise in Neapel beweist: Wenn doitsche Unternehmen profitgierig mit doitschen Kommunalverwaltungen kungeln, dann ist das zwar auch gesetzeswidrig, unethisch und zum Schaden der Solidargemeinschaft, aber es ist effizient und diskret. Was die Mafia 2011 in Sachen Korruption bei kommunalen Entsorgungsunternehmen gemacht hat, war dagegen amateurhafter Stümperkram. Was für erbärmliche Anfänger, ts, ts, ts.






Freitag, 12. Mai 2017

Kulturgeschichte


Lese gerade mit großem Gewinn "1 Kilo Kultur". Zuweilen etwas zu detailliert, um noch im Rahmen des selbstgesetzten Anspruches zu bleiben, Allgemeinbildung zu akkumulieren. Dem leidlich allgemeingebildeten Leser wird's behagen, da man so einen Schinken ja nicht kauft und liest, um Altbekanntes wiederzukäuen. Ein ständiger, hauchfeiner Drall zur französischen Kultur sei Braunstein/Pépin nachgesehen, wären die VerfasserInnen Doitsche, wär's analog dassselbe, fiele dem Allemand aber wahrscheinlich nicht auf ...

Frustrierendes Fazit der geballten historischen Überschau: Menschen sind -> Arschlöcher und -> Idioten. Immer schon. Überall.

Sklaverei ist keine "weiße" Erfindung. Die afrikanischen Potentaten haben immer schon, längst auch vor der weißen Okkupation ihre eigenen Leute verraten, versklavt und verkauft. Die weißen Sklavenhändler mussten nicht selbst auf Jagd gehen. Sie konnten in großem Stil auf vorhandenen Märkten Einheimische von Einheimischen kaufen.

Der mittelamerikanische Montezuma II, der zusammen mit seinem Volk von Cortez und dessen Bande so gnadenlos niedergemacht wurde, hielt Menschenopfer für völlig legitim, v.a., wenn richtig fiese Folter damit einherging. Auch militärisch kein Kind von Traurigkeit, wenn schwächere Kulturen in Reichweite waren. Die romantisierende Darstellung, wonach der gute M. völlig schockiert vom teuflischen Treiben des bösen C. gewesen sein musste, ist offenbar nicht haltbar. Wäre M. in der Lage gewesen, die Sache objektiv zu betrachten, hätte er C.'s Verhalten aufgrund eigener Erfahrungen wohl für absolut konsequent schlüssig gehalten.

China, Japan, Persien, Indien, egal wo: Geschichte wiederholt sich mit mörderischer und sinnloser Regelmäßigkeit, von den Urgründen der ersten Aufzeichnung an: König/Dynastie wird massakriert. Neue/r König/Dynastie kommt. Neue/r König/Dynastie führt Krieg bis zur totalen Erschöpfung aller Ressourcen. König/Dynastie wird massakriert. Neue/r König/Dynastie kommt. Neue/r König/Dynastie führt Krieg bis zur totalen Erschöpfung aller Ressourcen. König/Dynastie wird massakriert.... ad infinitum. Und die Historiker finden es so völlig normal, dass nicht mal mehr nach Gründen für den Krieg gefragt oder gar kritisiert wird. Und Könige, die keine Kriege führen, scheinen kaum erwähnenswert.

Wir müssen ganz dringend die Geschichte neu schreiben. Für jeden Vorgang müssen von nun an verbindlich drei Fragen beantwortet werden:

  1. Wer waren die -> Arschlöcher? Wer waren die egoistischen alten Männer, die so gierig nach Macht und Geld waren, dass sie das Volk mutwillig so sehr aufpeitschten, dass es zu massenhaftem, organisiertem Mord & Totschlag bereit war?
  2. Wer waren die -> Idioten, die das mit sich haben machen lassen - und die sich - aus was für Gründen eigentlich? - auch noch größtenteils gut dabei fühlten?
  3. Warum haben die Anderen sich nicht gemeinschaftlich gewehrt, vielleicht nicht sofort, aber a la longue, vielleicht nicht offen, aber wenigstens verdeckt?

Oh ja, lasst uns Geschichte doch mal bitte konsequent unter Beantwortung dieser drei Fragen neu schreiben. Könnte sein, dass nicht nur Alexander "der Große" hinterher als Alexander "das Arschloch" dasteht. Könnte auch sein, dass wir dann endlich anfangen, was aus der Geschichte zu lernen. 




(via wiki commons)
Angeblich hat sich zum ersten Mal in Indien einer aus dem griechischen Heer getraut, Alexander den Großen direkt zu fragen, was, zum Geier, man hier eigentlich wolle. In Indien! Die Jungs sind in Nordgriechenland aufgebrochen! Hätte nicht schon mal jemand, sagen wir, nach Issos, also etwa an der türkisch-syrischen Grenze, gezielt nachfragen können? Mannmannmann, wie unfassbar dämlich ...









Donnerstag, 11. Mai 2017

Dürre


Beim Betrachten meines letzten Artikels fällt mir auf, dass ich anfange, mich zu wiederholen.

Was tun?

Ärger, Wut und das Gefühl der Hilflosigkeit ob der ewigen Arroganz der Mächtigen und der grenzenlosen Dummheit ihrer Mitläufer sind ungebrochen, aber die Ausdrucksmittel werden langsam knapp.




(stark verändert via taz.de)