Freitag, 12. Mai 2017

Kulturgeschichte


Lese gerade mit großem Gewinn "1 Kilo Kultur". Zuweilen etwas zu detailliert, um noch im Rahmen des selbstgesetzten Anspruches zu bleiben, Allgemeinbildung zu akkumulieren. Dem leidlich allgemeingebildeten Leser wird's behagen, da man so einen Schinken ja nicht kauft und liest, um Altbekanntes wiederzukäuen. Ein ständiger, hauchfeiner Drall zur französischen Kultur sei Braunstein/Pépin nachgesehen, wären die VerfasserInnen Doitsche, wär's analog dassselbe, fiele dem Allemand aber wahrscheinlich nicht auf ...

Frustrierendes Fazit der geballten historischen Überschau: Menschen sind -> Arschlöcher und -> Idioten. Immer schon. Überall.

Sklaverei ist keine "weiße" Erfindung. Die afrikanischen Potentaten haben immer schon, längst auch vor der weißen Okkupation ihre eigenen Leute verraten, versklavt und verkauft. Die weißen Sklavenhändler mussten nicht selbst auf Jagd gehen. Sie konnten in großem Stil auf vorhandenen Märkten Einheimische von Einheimischen kaufen.

Der mittelamerikanische Montezuma II, der zusammen mit seinem Volk von Cortez und dessen Bande so gnadenlos niedergemacht wurde, hielt Menschenopfer für völlig legitim, v.a., wenn richtig fiese Folter damit einherging. Auch militärisch kein Kind von Traurigkeit, wenn schwächere Kulturen in Reichweite waren. Die romantisierende Darstellung, wonach der gute M. völlig schockiert vom teuflischen Treiben des bösen C. gewesen sein musste, ist offenbar nicht haltbar. Wäre M. in der Lage gewesen, die Sache objektiv zu betrachten, hätte er C.'s Verhalten aufgrund eigener Erfahrungen wohl für absolut konsequent schlüssig gehalten.

China, Japan, Persien, Indien, egal wo: Geschichte wiederholt sich mit mörderischer und sinnloser Regelmäßigkeit, von den Urgründen der ersten Aufzeichnung an: König/Dynastie wird massakriert. Neue/r König/Dynastie kommt. Neue/r König/Dynastie führt Krieg bis zur totalen Erschöpfung aller Ressourcen. König/Dynastie wird massakriert. Neue/r König/Dynastie kommt. Neue/r König/Dynastie führt Krieg bis zur totalen Erschöpfung aller Ressourcen. König/Dynastie wird massakriert.... ad infinitum. Und die Historiker finden es so völlig normal, dass nicht mal mehr nach Gründen für den Krieg gefragt oder gar kritisiert wird. Und Könige, die keine Kriege führen, scheinen kaum erwähnenswert.

Wir müssen ganz dringend die Geschichte neu schreiben. Für jeden Vorgang müssen von nun an verbindlich drei Fragen beantwortet werden:

  1. Wer waren die -> Arschlöcher? Wer waren die egoistischen alten Männer, die so gierig nach Macht und Geld waren, dass sie das Volk mutwillig so sehr aufpeitschten, dass es zu massenhaftem, organisiertem Mord & Totschlag bereit war?
  2. Wer waren die -> Idioten, die das mit sich haben machen lassen - und die sich - aus was für Gründen eigentlich? - auch noch größtenteils gut dabei fühlten?
  3. Warum haben die Anderen sich nicht gemeinschaftlich gewehrt, vielleicht nicht sofort, aber a la longue, vielleicht nicht offen, aber wenigstens verdeckt?

Oh ja, lasst uns Geschichte doch mal bitte konsequent unter Beantwortung dieser drei Fragen neu schreiben. Könnte sein, dass nicht nur Alexander "der Große" hinterher als Alexander "das Arschloch" dasteht. Könnte auch sein, dass wir dann endlich anfangen, was aus der Geschichte zu lernen. 




(via wiki commons)
Angeblich hat sich zum ersten Mal in Indien einer aus dem griechischen Heer getraut, Alexander den Großen direkt zu fragen, was, zum Geier, man hier eigentlich wolle. In Indien! Die Jungs sind in Nordgriechenland aufgebrochen! Hätte nicht schon mal jemand, sagen wir, nach Issos, also etwa an der türkisch-syrischen Grenze, gezielt nachfragen können? Mannmannmann, wie unfassbar dämlich ...