Hm, auf tagesschau.de findet sich ein Text über Messer-Gewalt und Gesetzesvorhaben dagegen, bebildert mit einem Foto, das ich hier stark verändert wiedergebe¹:
Die Numerierung habe ich ergänzt.
Numero 1 ist ein Wannabe-Messer für den spätpubertären Angeber. Die Klinge ist in der Abbildung nicht sichtbar, aber wir dürfen davon ausgehen, dass man damit üble Verletzungen verursachen kann. Was damit nicht funktioniert, ist jeder alltagspraktische Einsatz. Ein Messer, dessen Design ausschließlich darauf abzielt, Menschen zu verletzen, gehört verboten.
Numero 2 ist ebenfalls ein Wannabe-Messer für den spätpubertären Angeber. Das Design der brünierten Klinge lehnt sich an das wirklich großartige und legendäre KA-BAR, das einstige US Navy and Marine Corps Utility Knife, an. Ich besitze seit 50 Jahren ein ursprüngliches KA-BAR und halte es, Achtung: bewusst eingesetzter Superlativ, für das beste Fahrten- und Gebrauchsmesser der Welt ever. ² Aber was haben die Macher denn hier daraus gemacht?! Wie kann man den praktischen Ledergriff durch so eine rambo-mäßige Pseudo-Improvisation ersetzen? Das Leder des originalen Griffs dient dazu, den Grip zu erhalten, auch, wenn das Messer klitschenass ist - was beim Marine-Corps nun mal auftragsbedingt häufiger vorkommt.
Und was sollen diese dümmlichen Zinken im Klingenrücken? Soll das eine Säge andeuten? Mit nur vier Zähnen? Oder dient es vielmehr dazu, eine Messerwunde, die ich meinem Gegner im Nahkampf beigebracht habe, zu verschlimmern, indem ich die Wundränder aufreiße und damit die spätere eventuelle Heilung verunmögliche und Infektionen Vorschub leiste? Damit diese Zinken wirksam werden, muss ich das Messer aber schon mehr als geschätzte 12 cm in den Gegner hineingebohrt haben. Was für ein Arschloch muss ich sein, wenn ich dem Gegner nach so einem Einstich auch noch das Gewebe zerfetzen will?
Und was ist unten an der Klinge? Ein in die Blindschärfe integrierter Flaschenöffner? Klar, nach getaner Meuchelmörderei brauche ich als Erstes ein Bier. Was für ein Quatsch. All' dieser Zierrat führt nur dazu die Klinge zu schwächen - und Männer mit viel zu kleinen Penissen zum Kauf zu animieren.
Das ganze Konstrukt ist zum Fremdschämen peinlich, aber in psychopathischer Hand auch wirklich gefährlich. Gehört verboten.
Numero 3 ist ein "Cuttermesser", was für ein hirnerweichender Pleonasmus! Aber dafür kann man das Ding doch nicht verbieten. Man muss es nicht auf Volksfeste mitnehmen, aber wenn ich auf, Zitat, "Wochenmärkte, Orte wie Bahnhöfe aber auch [in] Busse und Bahnen" gehe, will ich nicht strafrechtlich belangt werden, wenn ich ein Bastelmesser, das ich vielleicht gerade vorher gekauft habe, bei mir trage.
Numero 4 würde ich als kleines Küchenmesser bezeichnen. Ansonsten s. "Bastelmesser"
Numero 5 ist schwer erkennbar. Ein Kopuliermesser oder Okuliermesser zur Obstbaumveredelung? Kann man nur hoffen, dass man niemals per Bus oder Bahn zur Kleingartenparzelle fährt, um Obstbäume zu kopulieren.
Numero 6: Das gute, alte Opinal-Messer. Ein kleines, klassisches Taschenmesser mit erstklassiger Klingenschärfe. Wenn Du damit jemanden erstechen möchtest, solltet Ihr vorab einen Termin vereinbaren, denn bis Du dieses Messer entriegelt, ausgeklappt und wieder verriegelt hast, vergeht reichlich Zeit.
Numero 7: Da stecke ich fachlich nicht so drin, aber ist das nicht ein Fischmesser? Mit dem man gefangene Fische aufschneiden, ausnehmen und entschuppen kann? Gehört das nicht zur Grundausstattung von Anglerys?
Genug der Beispiele.
Der Irrtum bei alledem beziehungsweise der Selbstbetrug der Verantwortlichen beziehungsweise die bewusste Veralberung der mündigen Bürgerys:
Messerattacken passieren nicht, weil es Messer gibt.
Messerattacken passieren, weil Leute hemmungslos gewaltbereit sind und offenbar über kein wirksames Korrektiv in ihrem Kopf verfügen. Wenn Messer gesetzlich sanktioniert werden, nehmen die Psychopathys eben Kubotans, wie von der AfD empfohlen, oder Haarnadeln³ oder halbzerschmetterte Getränkeflaschen. Statt Messer zu verbieten, sollten wir untersuchen, wie es zu dieser Ent-Hemmung gekommen ist.
Spoiler: Am Ende werden wir herausfinden, dass unsere Kultur, beginnend von der Spitze, jedes Konzept von Anstand verloren hat. Ein Satz wie "Das tut man nicht!" ist nicht zwingend Spießer-Kacke. Den "common sense" über das, was man tun darf und das, was man nicht tun darf, haben jene aufgekündigt, die perverse Quantitäten persönlicher Macht anhäufen wollen, nämlich fundamentalistische politische und religiöse Führer und jene, die perverse Quantitäten von Profit anhäufen wollen, nämlich die kapitalistischen Führer, Konzernbosse, Shareholder ⁴.
Die Grausamkeiten der Soldateska des Dreißigjährigen Krieges sind nur ein Spiegel der Grausamkeiten einer allmachts-besessenen Kirche und der absolutistischen Herrscher.
So geht Ursachensuche! Aber daran hat kein Machthabender Interesse, logisch.
Degen, Messer, Musketen, Pferde, komische Hüte und Bullerbüxen.
Dann ist das Problem gelöst.
¹ auch wg. Urheberrecht und so ...
² Dass ich in der aktuellen politischen Situation so eine Aussage über ein US-ami Produkt mache, bedeutet viel. Ich hoffe, das ist Euch klar. Aber wenn Du mal in einer Fewo Kaminholz zu Anzündholz verarbeiten musst, wirst Du Dir eins wünschen!
³ Und mir sollte man meine geliebten Caran-d'Ache-849-Kugelschreiber verbieten, wenn man sicher gehen will.
⁴ Den geneigten Leserys fällt auf, dass ich in diesem Zusammenhang nicht gendere. Erstens sind mir keine fundamentalistischen nicht-männlichen religiösen Führerys eingefallen. Zweitens, ich wiederhole mich, ist das Prädikat "alter, weißer Mann" völlig unabhängig von Alter, Hautfarbe und Geschlecht. Doppel-X-Chromosomen-Trägerinnen sind oft in der Rolle "alter, weißer Mann" zu finden.