Wenn Du seit Wochen vergeblich auf fliegbares Wetter wartest
und wenn dann ein Zeitfenster von ein paar Stunden
Fliegbarkeit verspricht
und wenn Du dann 'ne knappe Stunde zum Flugplatz fährst,
Dein Flugzeug gründlich checkst,
den Luftdruck der Reifen nachregelst,
das Flugzeug aufrödelst,
Dein aufwändiges Winterfliege-Equipment anziehst, aufsetzt, befestigst
Dich zuguterletzt auf dem Pilotensitz niederlässt und anschnallst
und wenn dann der Motor nicht anspringt,
dann sagst Du nicht
"Ei, der Daus!" oder
"Verflixt!".
Du sagst auch nicht:
"Ach, das ist aber blöd jetzt..." oder
"Du meiner Treu!" oder
"Wie überaus unpassend!"
Du suchst vielmehr in den allertiefsten, allerdunkelsten Abgründen
Deines Unwortschatzes nach angemessenem Ausdruck,
findest nichts,
jedenfalls nichts hinreichend Obszönes
und weißt, dass Du,
um diesen, Deinen Unwillen zu äußern,
um ihn für alle Welt sichtbar zu machen,
überindividuelle, übermenschliche Ausdrucksformen des Zorns
wirst anzapfen müssen.
Der Christengott muss Ähnliches erlebt haben,
als er - Ezechiel zufolge - eines Tages Andersgläubige
in Massen mordete,
so dass ihr Blut und ihre zermatschten Körper
die Täler des, ach, so heiligen Landes füllten.
Oder Odin
- ich wette,
er hatte auch so einen richtigen Scheiß-Tag,
als er Ragnarök vom Zaune brach,
wohl wissend, dass er damit auch den Untergang
des gesamten Göttergeschlechts einläutete,
ich wette,
es war ihm scheißegal:
Das göttliche, das gottväterliche Bedürfnis, jemandem
einfach so,
aus Wut,
eins in die Fresse zu hauen,
war offensichtlich stärker.
Die Moderne kennt nur noch Sonneneruptionen oder die
100 Milliarden Elektronenvolt der Gamma-Pulsare,
die durch ihre zerstörerische Potenz
als Wut-Metapher herhalten könnten,
die sind in realiter aber zu weit weg,
zu physikalisch, zu astronomisch, zu aufgeklärt ...
Verfluchte Scheiße!
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