Samstag, 11. Juli 2020

Immer wieder


Gerade in der Diplo den Artikel "Kobalt wird knapp" von Akram Belkaïd gelesen. Es geht unter anderem um die unmenschlichen Arbeitsbedingungen in den vielen kleinbetrieblichen Kobaltminen in der DR Kongo. Ich wusste nicht, dass diesbezüglich eine Klage gegen global agierende Auto-, Smartphone- und andere Akku-Hersteller läuft, da die so inhumane Glieder in ihren Lieferketten akzeptierten.

Ich hacke ja auch gerne und sehr zu recht auf den Konzernen rum, aber der reduktionistische Holzschnitt "Hie der arme kongolesische Mineur und hie der supermächtige Global-Player" verstellt erneut den Blick auf die wahren Ursachen. Die Geschichte ist eben nicht, dass der dicke, böse, dollarstrotzende weiße Mann in die romantische Hütte eines fröhlich-friedlichen, naturverbundenen kongolesischen Hirten-Nomaden eindrang und ihn zu mörderischer bergbaulicher Fron zwang. Die Geschichte ist, dass die macht-habenden Kongolesen in egomanischem Rausch immer mehr Macht und Geld anhäufen und sich einen Dreck um Leid und Leben ihrer Leute kümmern. Und diese Leute machen dann derartige Jobs. Ob sie das nun ihrerseits aus Geldgier oder in Ermangelung irgendwelcher Alternativen tun, weiß ich nicht.

Und es waren Afrikaner, die andere Afrikaner gefangen und in weiße und arabische Sklaverei verkauft haben ... bla ... bla ... bla ...

Ich habe diesen Quatsch hier schon ein paar Mal schreiben müssen. (z.B. 2015, 2018 etc.) Altes Lied: Wenn der Markt für Sklaven oder für Elfenbein oder für Gold oder für Diamanten oder für Coltan oder für Kobalt nicht mehr genug für die überfressenen Potentaten vor Ort abwirft, dann werden sie etwas anderes finden, um im Deal mit den global players aus West, Ost und Fernost aus dem Leid ihrer Leute Geld zu machen.

Und wir selbsternannten Erstweltler stehen daneben, heulen, die Unterdrückten dieser Welt mögen sich doch endlich solidarisieren und mit dieser Solidarität das ausbeuterische System hinwegfegen. Dabei sind wir selbst nur insoweit solidarisch, als wir kollektiv klammheimlich akzeptieren, Nutznießer dieser menschenverachtenden Strukturen zu sein. Gemeinsam ist uns, dass wir nur flüchtig, am liebsten jedoch gar nicht erahnen wollen, wie unsere schöne, neue Konsum-Welt aussähe, wenn weltweit die Gerechtigkeit ausbräche und fast acht Milliarden Menschen plötzlich gleiche Start-, Lebens- und Bildungsbedingungen hätten.




 "Sklavenjäger", Radierung um 1820









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