Sonntag, 7. Oktober 2018

Customer-Scoring


Uiuiuiiui! Gerade einen Artikel über die Gefahren des Customer-Scorings gelesen. Schlimm. Ganz schlimm. Da werden massenhaft alle möglichen Daten von uns gespeichert, gekauft, verkauft, gesammelt und quasi folienhaft übereinander gelegt, und dann bricht die tiefste Hölle des individuell feingetunten Marketings und des Kapitalismus über uns herein, weil die Verkaufs-Fuzzis ja nun auf drei Stellen nach dem Komma genau wissen, was für Vorlieben wir haben, wie viel Geld wir erwirtschaften, wie viel davon freiverfügbar ist, welche Produkte, Kreditvolumina etc. etc. auf welchem optimalen Kommunikationsweg man uns anbieten muss, damit wir kaufen, kaufen, kaufen ...

Allzuoft, wenn es um geldliche und ökonomische Verhaltensmuster in dieser unserer Gesellschaft ging, war mein ohnehin wohlausgeprägter Zynismus nicht annähernd fies genug, um das wahre Ausmaß der aktuell stattfindenden Katastrophe zu erfassen. Daher rate ich den geneigten LeserInnen, selbst einmal den Begriff "Customer-Scoring" zu googeln und den dernier cri der Szene zu erspüren. Die Anbieter gehen ganz offen und unbedarft, gleichermaßen naiv und skrupellos mit den ungeahnten Möglichkeiten der digitalen Profitmaximierung zu unseren Ungunsten um. Sage also niemand, man habe es nicht gewusst.

Apropos "naiv": Im Oktober 2018 zu fordern, man müsse Vorsicht walten lassen, müsse rechtzeitig Regeln schaffen etc., ist kompletter Unsinn. Der Drops ist längst gelutscht, und ganz gewiss werden die Lobby-Vertreter ihren Polit-Marionetten in den Parlamenten nicht gestatten, dieses überaus einträgliche Geschäft in irgendeiner Form zu beeinträchtigen. Keine Chance!

Was bleibt?

Erstens: Die klammheimliche Freude an der Gewissheit, dass sowohl gegenwärtig als auch zukünftig die Marketing-Fuzzies in Sachen Selbstüberschätzung nicht nur planetar, sondern vermutlich galaxisweit führend sein dürften und dass sie mit ihren übertriebenen Profitversprechungen genau so die gutgläubigen, profitblinden Unternehmen schädigen, wie uns Endverbraucher. Dass Customer-Scoring so sauber, so aalglatt und problemfrei zusätzliche Profite generiert, wie die Anbieter der Methode uns glauben machen wollen, darf bezweifelt werden. Marketing-Fuzzies sind die allseits verachteten, tragikomischen Clowns des Kapitalismus, für's Volk gemeingefährlicher als die mittelalterlichen Hofnarren, ansonsten vergleichbar..

Zweitens: Konsumverzicht, Boykott. Klingt dramatischer, als es ist. Im Alltag ist die Sache furchtbar einfach: Wenn Du weißt, dass ein Unternehmen scheiße ist, kaufe deren Produkte nicht. Eine Bank gibt Dir keinen Kredit, weil Du im falschen Stadtviertel wohnst, die falsche Hautfarbe hast? Warum, zum Teufel, solltest Du so eine Bank durch weitere Umsätze unterstützen? Bist Du blöd? Und wenn Dir keine Bank weltweit einen Kredit zu leidlichen Konditionen geben will? Dann haben die entweder alle die selben Scoring-Datensätze zugrundegelegt, sind also alles Schweine, oder Du bist vielleicht wirklich nicht in der Lage, so einen Batzen zurückzuzahlen. Such' Dir andere Wege. Oder willst Du eingestehen, vom System abhängig, auf es angewiesen zu sein? Was wäre das denn für eine Niederlage?!



(via wiki commons)

Der Trick ist: Einfach nicht kaufen, wenn man's scheiße findet. 











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