Sonntag, 10. April 2016

Sendepause und Buchempfehlung


Mal wieder so eine Phase, in der ich nix zu melden habe. Liegt zum geringeren Teil an dienstlich bedingter Absenz, liegt aber vor allem an einem Buch, das mir im positivsten Sinne die Sprache verschlägt:  

Böttcher S., Bröckers M.: Die ganze Wahrheit über Alles, Ffm, 2016. Haarklein, in kurzen, überschaubaren Kapiteln wird auf Basis solider Quellenlage abgearbeitet, was bei uns Menschen gerade fürchterlich schief läuft und welche Verhaltensänderungen dringend angezeigt sind, falls wir Interesse an der Erhaltung der eigenen Species zu einigermaßen erträglichen Bedingungen haben.

Das Buch ist atemberaubend. Nicht, weil da viel drinsteht, was durchschnittlich informierte Menschen nicht ohnehin wüssten, sondern weil es eine vergleichsweise kurze, knackige Gesamtschau zwingender Probleme und notwendiger Lösungen ist. Atemberaubend ist, dass das Buch ganz unprätentiös die problematischen Fakten und schlüssige Lösungswege nennt. Als denkfähige LeserIn stehst Du nun mehr oder weniger doof vor Dir selbst da und musst Dir erklären, warum Du Dein Verhalten NICHT unverzüglich und radikal in logischer Konsequenz der allzuklaren Fakten umbaust.

Auf die Gefahr, mich zu wiederholen: Im Unterschied zur Nazi-Zeit werden wir unseren Enkeln nicht vorlügen können, wir hätten nichts gewusst. Wir werden Gespräche haben, die für uns sehr, sehr beschämend sein werden.


Angesichts der Ungeheuerlichkeiten, die Böttcher und Bröckers in diesem Buch bearbeiten, sind die meisten Artikel dieses Weblogs inhaltlich einfach banal. Ich muss das erstmal verdauen, bevor ich mich wieder traue, was zu schreiben.

Nur ein Beispiel: Immer noch stirbt alle 5 - 10 Sekunden ein Kind an Unterernährung, gleichzeitig geben wir Westler mehr Geld für die Bekämpfung von Fettleibigkeit aus als für Hungerhilfe. Die Zahlen sind valide. Und es gibt keine, ich wiederhole: KEINE!, volkswirtschaftlich oder ethisch vertretbare Theorie, die das irgendwie legitimieren kann. Mit unserem Lebensstil machen wir uns schuldig. Jetzt. In genau diesem Moment! 

Sorry, aber da kann ich keine Bonmots über, beispielsweise, die lächerliche Inkompetenz der Plittikörr schreiben.
Was sind das für Zeiten, wo
Ein Gespräch über Bäume fast ein Verbrechen ist
Weil es ein Schweigen über so viele Untaten einschließt!

Brecht






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