Freitag, 25. September 2015

L'esprit de l'escalier


"Wissen Sie, das Problem ist nicht, dass Sie einen durch und durch miesen Charakter haben und dass Sie Menschen, die von Ihrer Arbeit abhängig sind, mit dümmlich-arroganter Herablassung behandeln. Das Problem ist, dass Sie in einer Institution arbeiten, die es zulässt, dass Leute wie Sie sich derartiges Verhalten dauerhaft erlauben können."

Überschrift: Was ich einer bestimmten Mitarbeiterin der ZPA des Krankenhauses Wittmund gerne gesagt hätte.

Aber Obacht: Da war auch noch eine andere Mitarbeiterin, die, obwohl wirklich unter Hochdruck, freundlich, effizient und kompetent agieren konnte. Wie problematisch die Arbeitsbedingungen der MitarbeiterInnen in Krankenhäusern oftmals sind, ist allgemein bekannt. Und wenn da noch jemand ein freundliches Lächeln erübrigen kann, dann ist dieses Lächeln so wertvoll wie ein Licht im Dunkeln.

Wie es scheint, tritt der Charakter von Menschen besonders deutlich zutage,  wenn
a.) die Bedingungen schwierig werden,
b.) die Menschen unversehens und unverdient zu Macht über andere kommen
c.) sie sehr arm oder sehr reich sind.

Ist vielleicht der Sozialismus daran gescheitert, dass er auf Aufeinanderangewiesensein basierte und dass ein paar Leute von der Sorte mit dem miesen Charakter zu lange an den falschen Positionen im Mittelbau der großen Institution saßen und dass die anderen, die Netten, es irgendwann einfach satt hatten, sich von Hackfleischfressen wie z.B. obengenannter ZPA-Mitarbeiterin schurigeln zu lassen?

Und wird der Kapitalismus vielleicht daran scheitern, dass ein paar Super-Egoisten, die schon längst jenseits aller Ethik Reichtümer angehäuft haben und dennoch vor Gier sabbernd immer hemmungsloser immer mehr wollen, die grundsätzliche Idee ungehindert pervertieren können?

Es ist blöd, dass es mir viel zu oft erst viel zu spät gelingt, derlei Gedanken in Worte zu fassen. Nach zehn wütend-empörten Minuten hatte ich das Krankenhaus längst verlassen. Und Umdrehen, nur um verzögerte Empörung rauszulassen, ist ja auch irgendwie gaga.


(Hessel S.: Empört Euch! - via wiki commons)






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