Interessante Sache: Am 23. Oktober 1957, also genau diese Woche vor 60 Jahren, hob das Regierungspräsidium Oldenburg die Anweisung einer Vareler Schulleiterin auf, die es Mädchen grundsätzlich untersagte, Hosen zu tragen.*
Es wäre ein allzu billiges Vergnügen, sich mit der unverdienten Grandezza der Hinterher-Immer-Klügeren über einzelne der wahrlich zahlreichen und schwachsinnigen Spießbürger-Normen der späten 50er zu beömmeln. Wir müssen uns nicht fragen, ob wir die eine oder die andere Schwachsinns-Norm überwunden haben, sondern ganz prinzipiell prüfen, wie weit es uns gelungen ist, uns von der Normengeleitetheit unseres Verhaltens und unserer Einstellungen zu emanzipieren.
Ein piefiges Normengerüst, wie z.B. das der doitschen Mittelstandskrampen der Fünfziger, nur durch ein anderes, z.B. die US-dominierte RTLII-Disney-McDonald's-Blackrock-Kultur, zu ersetzen, ist keineswegs ein Akt gelebter Aufklärung, sondern schlichte Fortschreibung der ewigen Piefigkeit, ob nun in Form des Rockes oder der kunstvoll zerlöcherten Jeans.
Was wir brauchen, sind die wirklich freien, aktiven Geister, die - durchaus in dem Wissen, dass es da einen kommerziell global gepushten Mainstream gibt - ganz persönliche und eigene Entscheidungen treffen und die es jenseits aller Einzelfallbewertung erstmal gut finden, wenn andere Menschen ganz andere persönliche Entscheidungen treffen. Den jeweils gültigen Regeln zu folgen, das kann jede/r.
Individuelle vernunftbasierte Entscheidungen sind hingegen Königsklasse. Und der Garant für Freiheit und angstfreie Vielfalt.
(stark verändert via wall here.jp)
Ideal
japanischer Anime-Schuluniformen. Kann mir bitte mal jemand erklären,
wie die Bekleidung dieser Figur KEIN Aufruf zum Missbrauch
Minderjähriger sein kann? Im Vergleich zur Hose macht der Rock die Frau
bzw. das Mädchen leichter verfügbar. Ob das der Vareler Schulleiterin
von 1957 beim Versuch, den Rock als Bekleidungsnorm für
Grundschul-Mädels durchzuprügeln, wirklich nicht klar war? PS: Um Missverständnisse zu vermeiden: Ich habe nichts gegen Röcke, trage im Sommer selbst gerne Sarongs. Ich habe nur was gegen Leute, die - warum eigentlich? qui bono? - mir oder Anderen vorschreiben wollen, was ich wann zu tragen habe.
* vgl. Harenberg B. (Hg.): Chronik 1957; Dortmund 1986; S. 174