Freitag, 11. November 2016

So geht Verantwortung


Eine taz-Gastautorin zeigt Verständnis für die Trump-Wähler und weist Plittikörrn, Medien und Intellektuellen aufgrund deren Ignoranz eine Mitschuld an der Trump-Wahl zu: "Nach all den Jahren, in denen wir sie ignoriert haben, haben die Menschen endlich einen Weg gefunden, uns zum Zuhören zu zwingen."

Aha, der White Trash wollte also nur Aufmerksamkeit "der Gebildeten". Mehr nicht. Zutiefst menschlich und verständlich, nicht wahr? Und weiter:

"Klar, die Verantwortung liegt zuallererst bei den Politikern, die Unternehmer- und private Interessen über die der Bürger und Bürgerinnen stellen, bei den Medien, die auf populistisch geäußerte Unzufriedenheit mit herablassendem Ton reagieren, der dazu taugt, alle diejenigen Verachtung und Scham spüren zu lassen, deren Meinung vom Mainstream als unangenehm empfunden wird. (...) Die meiste Schuld aber trägt die privilegierte Elite, die Toleranz und Offenheit predigt, die nur innerhalb ihres eigenen Weltbilds Gültigkeit besitzen."

Aha, Plittikörr, Medien und eine Toleranz-und-Offenheit-predigende-Elite (Letzteres können ja wohl nur linksintellektuelle Öko-Spinner sein) tragen also die Verantwortung. Was für ein überaus arrogantes und dummes Welt- und Menschenbild. Was für ein perverses Demokratie-Verständnis.

Da unten die armen, unschuldigen, verzweifelten, um Aufmerksamkeit heischenden Massen, da oben die Verantwortung tragenden Eliten? Geht's noch? Wir reden hier von einer freien, gleichen und geheimen Wahl, und wer, bitteschön, außer der/dem einzelnen WählerIn hat hier Verantwortung? Wie kann Deborah Feldmann so menschenverachtend sein, den Millionen WählerInnen zu attestieren, sie seien nur begrenzt verantwortlich (in diesem Fall: schuldhaft verantwortlich), da ja ein Teil der Verantwortung für die Wahl Trumps ganz woanders zu suchen sei!? 

Nee, liebe Leute, so nicht! Wir sind es dem Prinzip der Demokratie und der Menschenwürde, d.h. dem Glauben an die Eigenverantwortlichkeit der Menschen schuldig, davon auszugehen, dass die Mehrheit der US-Amerikaner GERNE einen sexistischen, rassistischen, egomanischen Oberarsch zum Präsidenten haben wollten und dass sie nun bekommen, was sie verdienen. Daran wird nichts gedeutelt und beschönigt.

Andernfalls könnten wir mit denselben Argumenten die Wahlergebnisse der NSDAP in den frühen 30ern ebenfalls relativieren: Die wollten doch nur spielen, wollten nur Aufmerksamkeit, die Armen ... Nix da! Die Deutschen hatten damals einfach Scheiße im Kopp, gefährliche, menschenverachtende, nationalistische, revanchistische, antisemitische Scheiße. Und dafür haben sie die Rechnung bekommen. SO funktioniert das mit der Verantwortung!

Wer sich von Medien, von Intellektuellen oder gar von Plittikörrn geistig auf die schiefe Bahn bringen lässt, ist ein Idiot, aber was für einer. Mitleid wäre da völlig fehl am Platze. Der "american dream" ist doch ganz besoffen und zugedröhnt von der Idee der Eigenverantwortung, also bitte!

Die einzigen Amis, mit denen ich Mitleid habe, sind jene, die nachvollziehbarerweise weder HC noch DT ihre Stimme geben wollten, mangels Alternative also gar nicht gewählt haben und nun richtig Grund zur Verzweiflung haben. Vielleicht stoßen die mal den Gedanken an, dass das Zwei-Parteien-Wahlsystem der US of A offensichtlich nicht mehr die Ergebnisse bringt, die das Volk will?



 (via wikipedia)








 

Mittwoch, 9. November 2016

Vielleicht gar nicht sooo schlecht.

Was wäre denn, wenn Trump verloren hätte? Er und seine Zombies hätten die die ohnehin schon grauenvolle Clinton-Politik vor sich her getrieben. Jetzt ist's umgekehrt und Trump muss beweisen, dass er nicht das -> Arschloch ist, für das alle Nicht-->Hirntoten ihn halten und als das er sich stets dargestellt hat. Alternativ stellt sich in der nächsten Zeit heraus, dass er nicht nur so tut, als ob er ein Riesen-->Arschloch ist.

Außerdem gut: -> Arschlöcher und -> Idioten aller Länder sollten jederzeit das Recht und die Möglichkeit haben, laut in die Welt hinauszurufen, dass sie -> Arschlöcher und -> Idioten sind. Das erfrischt und erleichtert die Kommunikation. Die US-amerikanischen WählerInnen haben gesprochen. Das sollte man Ihnen nicht vergessen.

Drittens gut: Karikaturisten, Kommunisten, Grüne, Menschenrechtler, normale Menschen, Aufklärer, Humanisten sehen goldenen Jahren entgegen: Auf diese Regierung kann man verbal und medial blindlings eindreschen, ohne befürchten zu müssen, jemanden zu treffen, der's nicht verdient hätte

Viertens gut: Alle anderen Regierungen werden sich zu der neuen US-Finanz-Junta irgendwie verhalten müssen - und können prächtig daran gemessen werden.

Mein Mitleid gilt nicht nur den künftig absehbaren Opfern dieser Regierung weltweit; mein Mitleid gilt auch jenen US-AmerikanerInnen, die zwischen Pest und Cholera wählen durften und nun die Pest am Hals haben. Was für einen Abgrund von Fremdscham müssen die wohl durchschreiten, jetzt und in den nächsten Jahren ...



 (verändert via wiki commons)

 Es tut mir so leid, Abe, aber Deine Leute haben's voll verkackt.





Montag, 7. November 2016

Ernüchterung - und die Konsequenzen


Mich beschäftigt immer noch der Gedanke aus vorangegangenem Post, dass nämlich seit zwei Jahrtausenden (plusminus) der Profit aus dem globalen Kommerz mit schwachsinnigen Luxusartikeln die entscheidende Triebfeder unserer Geschichte sei und dass alle die dreckigen Machtspiele um Politik und Religion letztlich nur von der Frage befeuert seien, wer diese Profite abschöpft. Die Belege, die Frankopan liefert, sind erdrückend.

Stellt sich die Frage nach Konsequenzen.

Erstens: Traditionelle politische und religiöse Narrative sind entwertet. Am Ende. Im Eimer. Alle.

Zweitens: Kritik an den Infrastrukturen dieses Kommerzes, den Konzernen, den machtgeilen poltischen und religiösen Einzeltätern und Institutionen, ist wirkungslos. Wenn 2.000 Jahre Widerstand so offensichtlich ergebnislos sind, dann sollte man sich vielleicht mal was Anderes einfallen lassen.

Drittens: Wenn wir menschlichem Zusammenleben künftig eine andere Grundlage geben wollen, was wir tun sollten, da die bisherige Grundlage vollkommen unvernünftig ist und ergo unermessliches Leid verursacht hat und weiterhin verursachen wird, und wenn an Institutionen zu rütteln nicht zielführend ist, dann bleibt nur ein Ansatzpunkt übrig: Jede Einzelne und jeder Einzelne. Wir, die Pupsis ganz unten in der Nahrungskette, wir, die 99 Prozent, müssen, ganz einfach, auf den vielen überflüssigen Scheiß verzichten, den wir sowieso nicht ernsthaft brauchen und den wir vernünftigerweise auch nicht wirklich vermissen werden. Wenn mit überflüssigem Luxus kein massenhaftes Geld zu verdienen ist, dann, erst dann, dürfen wir auf Verbesserung unserer Lebensbedingungen hoffen.

Oder, wie mein alter Kumpel Mahatma zu sagen pflegte: "Man soll weder annehmen noch besitzen, was man nicht wirklich zum Leben braucht."

Dazu käme auch, dass wir endlich den krankhaft pervers macht- und geldgierigen Egoisten klar machen, dass wir sie verachten. Ich verstehe bis heute nicht, dass vor allem die ganz armen Schlucker von superteuren Schwachsinnsautos und milliardenschweren Mega-Yachten so leicht zu beeindrucken sind. Korrelieren Armut und Blödheit?

Ein weites Feld ...

Ja, da lachen sie wieder, die ewigen Spießer, und finden das Alles so ausgesprochen naiv. Und das ist gut so: Wenn die Arschlöcher der Welt über diese These NICHT lachen würden, wenn sie stattdessen zustimmend nicken würden, dann würde ich tatsächlich annehmen, da wäre ein grauenvoller Fehler in Mahatmas Gedanken.





(via wiki commons)
Versteht das jetzt nicht falsch:
Die Forderung ist nicht, wieder in den Wald zu kacken, weil das so natürlich ist.
Aber brauchen wir wirklich ein elektronisches Multifunktions-Panel zur vollendet gelungenen Defäkation?






Sonntag, 6. November 2016

Ernüchternde Geschichte

Lese gerade Frankopans "Licht aus dem Osten - eine neue Geschichte der Welt".

Erster Eindruck: Oh, Himmel, was für eine erbärmlich peinliches Zeugnis der Selbstüberschätzung ist doch die gewohnte westeuropäische Geschichtsschreibung. Wir finden Karl den Großen groß? Schaut mal, was zeitgleich in Bagdad und umzu so los ist! Und stimmt es wirklich, dass Nachfahren Dschingis-Khans im 12./13. Jahrhundert Westeuropa nur deshalb nicht überfallen haben, weil es machtpolitisch völlig irrelvant und in jeder Hinsicht viel zu ärmlich war - verglichen mit den reichen Hochkulturen östlich des Mittelmeeres?

Zweiter Eindruck: Scheiß was auf die Religion und Wissenschaft, scheiß was auf Herrschermacht und Landbesitz - glaubt man Frankopans Ausführungen [*1], so war von Anbeginn der kulturellen Entwicklung die allesentscheidende, einzige und ewige Triebfeder der Kommerz. Das ist an sich erstmal nichts Schlimmes, jedenfalls nicht schlimmer als der perverse machtgeile Egoismus religiöser und/oder politischer Führer.

Aber dieser die Geschicke der Welt bestimmende Kommerz hängt sich offenbar am Handel mit Waren auf, die fast ausschließlich Luxusgüter sind, in dem Sinne nämlich, dass sie alltägliche Bedarfe, die Bedarfe der Normalverbraucher, nicht befriedigen. Es ging nicht um Kleidung, Werkzeuge und Grundnahrungsmittel, sondern um exotische Gewürze, Seide, Porzellan, Gold, Sklaven. (Nun gut, Sklaven SIND eine praktische Sache, wenn man sie sich leisten kann und ein paar ethische Spitzfindigkeiten der Neuzeit komplett ausblendet [*2]).

Kurz: Es ging um Dinge, die die Reichen nur deshalb kauften, um mit ihrem Reichtum protzen zu können, wie man heute frotzelt: "Wir kaufen Dinge, die wir nicht brauchen mit Geld, das wir nicht haben, um Leute zu beeindrucken, die wir nicht mögen." -  ein völlig schwachsinniges, uncooles und verachtenswertes Verhalten, das vernunftbegabte Lebewesen eigentlich mit einem befremdeten Schulterzucken abtun ...

... wäre da nicht Frankopans Nachweis, dass es genau dieser Schwachsinn ist, der seit Jahrtausenden die menschliche Kultur und Politik antreibt.

Mir wird schlecht. Mir wird gaaanz, ganz schlecht!




(via wiki commons)
Na, mein kleiner, hinterwäldlerischer Wichtigtuer, 
wenn Du wüßtest, wer wirklich was entscheidet ...





[*1] Und warum sollte man ihm nicht glauben? 20 Prozent des Œvres sind Quellenverweise und Literaturangaben. Das müsste natürlich noch geprüft werden, ergibt aber schon mal einen Vertrauensvorschuss.

[*2] So, wie bei uns aktuell über "Flüchtlinge" geredet wird, sind wir auf einem guten Weg, diese Spitzfindigkeiten alsbald wieder hinter uns zu lassen. Extrem desillusionierend, wie die Menschen damals aus reiner Profitgier bereit waren, auch ihre eigenen Landsleute und Glaubensbrüder und -schwestern international und interreligiös zu verschachern. Natürlich wurden Christinnen und Christen von Christen, Muslima und Muslims von Muslimen verkauft. Freie Marktwirtschaft. Und wenn heute Drittwelt-Potentaten ihre Stammesbrüder in Coltan-Minen verheizen, ist das zwar unmenschlich zynisch, aber nicht so zynisch, dass wir mit den Arschlöchern nicht weiterhin grenzenlos Geschäfte machen.




Samstag, 29. Oktober 2016

Warum ich Wissen gut finde.


Jugenderinnerung: Die Kühlrippen am Motor meines Mofas zeigten einen Hauch von Rostansatz, was mich nicht weiter scherte, bis ein Bekannter mit darob ernst erhobener Stimme verkündete "Das ist Flugrost!!!", wirklich inklusive der drei Ausrufezeichen!

Ich war jung, ich war naiv, ich war leicht zu verunsichern, insbesondere, da ich überhaupt keine Ahnung hatte, was Flugrost vom normalen, guten, schlichten Allerwelts-Rost unterscheidet. Und so wusste ich überhaupt nicht, wie ich auf die Äußerung reagieren sollte. Panik? Entsetzen? Scham? Mussten irgendwelche Behörden verständigt werden?

Ich war sehr erschrocken, reagierte aber ziemlich lahm: "Ach? Ahso ... ja ... äh." und hoffte, dass, wenn nun Katastrophenalarme, großräumige Evakuierungen oder Quarantänemaßnahmen fällig würden, man mich alsbald eindringlich darauf hinweisen würde. Aber nichts geschah, und auch der Verkünder des Urteils ging nicht weiter drauf ein.

Später lernte ich, dass Flugrost auf Kühlrippen, die aus einer Alu-Legierung bestehen und ergo unanfällig für Rost sind, schlimmstenfalls ein kosmetisches Problem ist.

Noch etwas später hatte ich irgendwelche technischen Probleme mit Lautsprecherboxen, und ein anderer Bekannter schlenzte beiläufig das Todesurteil dahin: "Endstufe im Arsch, die kanntze wegschmeißen!", per Ferndiagnose. Da war ich aber wenigstens schon so weit gereift, dessen überlegene Technik-Kompetenz zuvörderst auf eine ganz allgemeine Probe zu stellen: "Oh verdammt. Und ich weiß nicht mal, was eine 'Endstufe' macht. Was macht die?" Gefolgt von heißer Luft, Gelaber und Peinlichkeit.

Seitdem weiß ich zwei Dinge: Eigenes Wissen, egal, in welchem Fachgebiet, kastriert [*1] etwaige Klugschnacker. Und: Bei Unwissenheit nachfragen, egal, in welchem Fachgebiet, macht entweder schlau oder kastriert ebenfalls etwaige Klugschnacker.

Meine naiv-verunsicherten Jugendjahre liegen nunmehr vierzig Jahre zurück. Ich finde Klugschnacker immer noch unerträglich. [*2] Aber längst habe ich aufgehört, sie zu demaskieren. Stattdessen genieße ich still und klammheimlich ihr eifrig-bemühtes, energieaufwändiges Zappeln, sich und die Welt zu beeindrucken.

Da gönne ich mir, ethisch nicht ganz sauber, ein bisschen arrogante Altersweisheit.



(stark verändert via fz.net)
Ecce homo!





[*1] lat. castrare = schwächen, berauben

[*2] Allerdings ärgere ich mich nach wie vor am meisten über mich selbst: Warum falle ich immer wieder darauf rein, nur, weil irgendwelche Knallköppe irgendwelchen Müll mit hinreichender Gravitas raushauen?





Montag, 24. Oktober 2016

Recht ungleich Recht


Wie läch-er-bärmlich die allseitige Empörung darüber, dass die Wallonie mit der Ablehnung des CETA-Vertrages ihre ganz und gar unstrittigen Rechte wahrnimmt. Das erinnert sehr ans Asylrecht: Wir haben eins, aber wenn jemand ernsthaft Gebrauch davon macht, dann ist das eine Frechheit.

Komisch: Wenn global operierende Konzerne ihre Privilegien (z. dt.: extra auf sie zugeschnittene Gesetze, wie CETA, TTIP etc.) gnadenlos ausreizen, und zwar aus ethisch viel fraglicheren Motiven, quakt niemand.




(Wallonie - via wiki commons)
Weiter so!




Samstag, 22. Oktober 2016

Neue Kriegsstrategie


Lese gerade "Höllensturz", einen geschichtlichen Abriss über den ersten und zweiten Weltkrieg vom britischen Historiker Ian Kershaw. Bin gerade im Ersten Weltkrieg. Mir fällt auf, wie gewaltig, wie vollkommen unüberbrückbar bei allen beteiligten Nationen die Diskrepanz ist zwischen dem unsagbaren Leiden der Zivilbevölkerungen und der Millionen sinnlos verheizten Soldaten einerseits und den satten, reichen, luxuriös lebenden, arroganten Führungszirkeln andererseits. Die einen, die 99 Prozent, wünschen sich nichts sehnlicher als Frieden, die anderen halten den Krieg prächtig aus, während Frieden eher Gefahren für ihre persönliche Machtstellung und / oder Profit bedeutete.

Daran hat sich bis heute im Wesentlichen nichts geändert. Massenhaft schlachten meist arme, meist ziemlich unwissende Menschen einander bestialisch ab, während die Verursacher, die Drahtzieher, weit, weit weg, teilweise maximal weit weg, auf der gegenüberliegenden Seite des Planeten, in Komfort und Sicherheit leben.

Das ist so himmelschreiend widersinnig und unmenschlich, dass ich beschlossen habe, künftige Kriege müssen, wenn überhaupt, ganz anders geführt werden.

Ich fordere eine grundlegende strategische Neukonzeption. Die regulären Armeen dieser Welt werden künftig darauf ausgerichtet, dass sie, falls (!!!) ein richtiger "heißer" Krieg unausweichlich ist, nicht mehr die Vernichtung von Massen von Menschen, egal, ob Soldaten oder Zivilisten, anstreben, sondern ihr gesamtes militärisches und nachrichtendienstliches Potential ausschließlich und unmittelbar auf die Tötung der jeweils höchsten gegnerischen Machthaber fokussieren.

Am Beispiel Hitler:

Nach dem Kriegsausbruch, sagen wir, den Kriegserklärungen Frankreichs und Englands, beauftragen diese beiden Nationen ihre Geheimdienste und Aufklärungseinheiten mit der ausschließlichen Aufgabe, Hitlers jeweiligen Aufenthaltsort zu bestimmen und wenn möglich vorherzusagen. Die Orte werden konsequent Ziele der Projektion militärischer Macht. Das könnten zum Beispiel Bombenangriffe sein, Einsatz von Commando-Einheiten, Sprengfallen, Scharfschützen, egal, da kann Militaristen-Phantasie sich mal so richtig austoben.

Was würde passieren? Natürlich, der Gröfaz müsste und würde bestmöglich geschützt. Tiefste Bunker, schwerstgepanzerte Züge, keine öffentlichen Auftritte, trickreiche, hochartifizielle Täuschungs- und Ablenkungsmanöver. Kurz: Er würde zwangsläufig isoliert. Und: Bunker sind technische Wunderwerke. Die halten echt was aus. Moderne Atombunker sind inzwischen so gut, dass sie sogar einem direkten Treffer widerstehen können. Aber was ist mit zwei Treffern? Oder drei? Und wie lebt sich's eigentlich so in einem Bunker unter Dauerbeschuss, während der Rest der Welt weitgehend unbeschadet bleibt?

Weiterhin: Es wird sich ziemlich schnell herumsprechen, dass, woimmer der "Führer" auftaucht, es mit hoher Wahrscheinlichkeit alsbald lebensgefährlich wird. Allzu idiotische Euphorie in Führernähe wird deutlich heruntergekühlt. Vielleicht überlegt sich auch dieser oder jener Bürgermeister, ob er den Reichskanzler überschwänglich zum Besuch seiner Stadt auffordert.

Und mögen auch ganz viele Tötungsversuche misslingen - es ist nur eine Frage der Zeit, bis man, Hartnäckigkeit vorausgesetzt, die Drecksau final erwischt. Und dann? Jaja, niemand ist unersetzbar. [*1] Was aber, wenn ich Adolfs Ersatzmann auch ausgeschaltet habe? Und dessen Ersatzmann? Und so weiter? Irgendwann kommt Einer, der dann doch lieber Frieden schließt. Oder einer, der zwar macht- und kriegsgeil, aber so unfähig ist, dass das Volk dann doch endlich revoltiert. Hochkarätige -> Arschlöcher sind eben nicht beliebig ersetzbar. [*2]

Kurz und gut: Lasst uns dafür sorgen, dass, wenn es zu einem Krieg kommt, es vor allem den -> Arschlöchern mies geht und nicht dem Fußvolk, den kleinen, manchmal sogar unschuldigen Mitläufern.

Übrigens:

Warum wurde Gröfazens Lieblings-Aufenthaltsort, der Berghof am Obersalzberg, erstmalig am 25. April 1945 bombardiert und nicht schon längst vorher? Fünf weltweit agierende, potente Geheimdienste, zwei amerikanische Luftflotten, das Bomber Command der Royal Airforce, viele schlagkräftige Commando-Einheiten - das Potential war doch überreichlich vorhanden. Warum wurde Hitler von den Alliierten nicht ganz offen permanent gejagt, wie ein tollwütiger Hund?

Und davor: Warum konnte Kaiser Wilhelm während des Ersten Weltkrieges im Hauptquartier der deutschen Armee im belgischen Spa, nur ein paar Bomber-Flugminuten von der Front entfernt, ein- und ausgehen, ohne angegriffen zu werden? Warum wurde dieses Hautquartier überhaupt niemals angegriffen? Familiäre Rücksichtnahme der Briten?


 Wilhelm in Spa, 1917
(via wiki commons) 
Und später: Warum gingen alle im Kalten Krieg durchgeführten Übungsszenarien (in Ost und West!) eigentlich immer davon aus, dass die militärischen und politischen Führungen in ihren Atombunkern überleben und weiter agieren könnten und nur der Rest der Welt zerbombt, verstrahlt, vernichtet, vergiftet werde? Wie wirken sich derartige Annahmen auf die Risikoabwägungen der für Krieg und Frieden verantwortlichen Plittikörr aus?

Und noch später: Warum dürfen ein paar superreiche, supermächtige -> Arschlöcher in Washington, Moskau und Riad entscheiden, ob das unfassbare Leiden in Aleppo fortgesetzt wird? Welches persönliche Risiko hängt für sie daran? Keines? Schlecht. Ganz schlecht!


 (via wiki commons)





[*1] Allerdings gilt dieses Argument auch für den hinterletzten Soldaten an der Front. Wenn es danach ginge, wären Kriege sowieso obsolet. 

[*2] Aktuelles Problem der CSU: Wer kommt nach Strauß, Stoiber und Seehofer? Söder ist eben nicht hochkarätig.










Donnerstag, 13. Oktober 2016

Differenzierung


Wurde gerade darauf hingewiesen, meine Aussage, am Anfang einer Kausalkette menschlichen  Leidens stünde entweder eine Naturkatastrophe oder ein machtgeiler alter Mann, sei nicht durchzuhalten, wenn man an Maggie Thatcher, Marie LePen und Frauke Petry denke.

Zu Thatcher und LePen: Das Attribut, ein "machtgeiler alter Mann" zu sein, hat weder etwas mit dem tatsächlichen biologischen Alter noch mit dem biologischen Geschlecht zu tun.

Zu Petry: Die Dame gehört nicht in die Kategorie der echten Arschlöcher. Dazu fehlt ihr das Format. Frauke Petry ist nur eine verhätschelte blöde Zicke, die politisch so lange herumirrte, bis sie irgendeine Partei fand, die sie für ihr Rumgezicke auch noch beklatscht. Petry könnte ebensogut bei den Violetten gelandet sein.

Und bevor jemand fragt: Angela Merkel gehört auf keinen Fall in diese Kategorie. Sie ist zwar von machtgeilen alten Männern umzingelt, aber angesichts dieses Umstandes ist ihr Wirken um so positiver zu bewerten. Ich bin natürlich auch nicht mit allem einverstanden bin, was sie macht, aber das ist noch lange kein Grund, jemanden als Arschloch zu bezeichnen. So funktioniert Demokratie nicht. Das wäre wirklich nur obszön und beleidigend.




(verändert via wiki commons)
Nicht alles gut. Aber man bedenke die Alternativen ...



Mittwoch, 12. Oktober 2016

Zur Diktion dieses Blogs


Habe gerade mal die Blog-Artikel der letzten Wochen überflogen. Stelle auffällige Häufung von Vulgarismen fest, insbesondere "Arschloch", "Idiot", "Scheiße (im Kopp)" und "hirntot". Nach brutalstmöglicher Introspektion stelle ich fest, dass diese Begriffe zu Platzhaltern in der Beschreibung endlos sich wiederholender Sachverhalte geworden sind.

Das Arschloch

Sieht man von echten Naturkatastrophen ab, so steht am Anfang einer jeden Kausalkette, die am Ende zu vielfachem menschlichen Leiden führt, ein machtbesessener alter Mann. Das kann der Chef einer global operierenden Investmentgesellschaft sein oder ein fundamentalistischer religiöser / politischer Führer. Es sind Leute, die sich daran ergötzen, Macht zu akkumulieren und einzusetzen, d.h. das Verhalten anderer Menschen bestimmen zu können. [*1]

Die Idioten

Idioten sind die Leute, die auf der anderen Seite der Macht stehen, also von den -> Arschlöchern dominiert und gelenkt werden, UND DAS AUCH NOCH GUT FINDEN. Beispiele sind die verarmten US-Wähler, die Trump auch heute noch bewundern. Orthodoxe Katholiken. Erdogan-Fans. CSU-Wähler. Islamisten. Unkritische Konsumenten. etc. etc. etc. etc. etc. etc.

Die Scheiße im Kopp

Warum kennen so viele SchülerInnen, die die ungefähre Dauer des Dreißigjährigen Krieges nur mit erheblicher Hilfestellung memorieren können, das Geburtsdatum Adolf Hitlers, obwohl der doch die Mauer zur DDR gebaut hat?

Nein, es geht nicht darum, sich über mangelndes Wissen lustig zu machen. Es geht um dieses gefährliche Un-Wissen, eigentlich Anti-Wissen, das einen netten, freundlichen, normal paddeligen, normal liebenswürdigen Achtklässler zu der Formulierung bringt, nur Sprosse aus fünfter deutscher Generation dürften sich "Deutsche" nennen, alle Anderen seien Ausländer und gehörten nicht hierher? Das hat der sich nicht selbst ausgedacht, dazu ist er (eigentlich[!!!]) zu schlau. Wie kommt dieses Anti-Wissen in die Köpfe der Leute? Warum ist diese Art von "Wissen so attraktiv, so scheinbar leicht eingängig? Warum kapiert niemand, dass dieses Anti-Wissen nur den Arschlöchern hilft?

hirntot

"Hitler hat die Macht ergriffen." und "Hitler hat die Juden ermordet." Beides falsch. Ein paar Arschlöcher und sehr viele Idioten haben Hitler die Macht geradezu aufgedrängt. Und von den  entsetzlichen Gräueltaten hat Hitler selbst keine einzige begangen [*2], das haben alles Idioten mit SEHR viel Scheiße im Kopp für ihn erledigt. Aber auf keinen Fall wollen wir nochmals greinende Sätze hören, wie "Nicht schuldig! Ja, ich war ein verführter Idiot, und die Arschlöcher haben mir Scheiße in'en Kopp getrichtert, was kann ICH dafür?"

Mit dem Schlagwort "hirntot" kommt also der Aspekt der individuellen ethischen Verantwortung ins Spiel. Es ist nicht so, dass wir, jede/r Einzelne, das Wissen nicht hätten, z.B. zu erkennen, dass wir mit unserem ultra-konsumistischen Lebensstil die Zukunft unserer Spezies in die Grütze hauen. Und es ist auch nicht so, dass die Folterer des IS oder der SS oder die Besatzung der "Enola Gay" oder die Leute, die fordern, Flüchtende einfach irgendwo verrecken zu lassen, ohne einen Funken Barmherzigkeit geboren worden sind. Man muss sich schon aktiv selbst manipulieren, Teile des Denkens und Fühlens bewusst abschalten, um diesen Schwachsinn mitzumachen. [*3] In diesem Sinne ist das Prädikat "hirntot" eigentlich nicht mal vulgär. "Auto-Lobotomie" wäre präziser, aber das versteht ja kaum jemand.


Kurz & schlecht:

Wenn man das Weltgeschehen allzu lange betrachtet und nach (Hinter-)Gründen sucht, stößt man auf wiederkehrende Phänomene, und es ist einfach praktisch, diese Dinge mit zusammenfassenden Symbolen zu bezeichnen. So funktioniert sprachgebundenes Denken.

Dass die von mir gewählten sprachlichen Symbole eher aus dem derben Bereich unserer an Höhen und Tiefen, ach, so reichen Sprache stammen, liegt daran, dass ich den bezeichneten Phänomenen eben nicht neutral gegenüberstehe, sondern sie ganz klar ethisch bewerte und das auch ganz deutlich kommunizieren möchte.

Wenn die rechten Arschlöcher so knusprige Begriffe wie "völkisch", "Umvolkung" und "Ausländer raus!" verwenden, dann kann ich frühestens im zweiten oder dritten Schritt therapeutisch zugeneigt überlegen, welche frühkindlichen Traumata zu dieser problematischen Xenophobie geführt haben könnten. Zunächst einmal muss in der öffentlichen Diskussion unmissverständlich klargestellt werden, dass hier ein -> Arschloch -> Scheiße redet.




 (via wiki commons)
"Enola Gay" hieß das Flugzeug, das die erste Atombombe nach Hiroshima trug.




Diesen Text widme ich Barbara W. aus W., die für mich ein (unerreichbares) Vorbild für die Fähigkeit ist, jederzeit, auch in kontroversen Situationen, mit Freundlichkeit, Zugewandtheit, Ruhe, Sachlichkeit und vor allem Stil zu agieren.




[*1] Je mehr das von den Arschlöchern oktroyierte Verhalten den eigentlichen Interessen der Opfer widerspricht, desto wohliger wird's dem Arschloch. Beispiel: Selbstmord-Attentate. Was muss das für ein Machtrausch sein, einen Menschen so weit manipulieren zu können, dass er sein (meist junges) Leben nebst dem einiger Anderer zu opfern bereit ist. Oder: Eine ganze Gesellschaft zu einem Lebensstil zu verführen, von dem JEDE/r weiß, dass er zur Ausrottung der eigenen Art führen wird. Beispiellos in der bekannten Geschichte des Universums!

[*2] Jaja, da ist der Mord an Röhm, aber den buche ich eher nicht als Nazi-Verbrechen, sondern (mit klammheimlicher Freude) unter der Rubrik "Pack schlägt sich, Pack verträgt sich."  oder so.

[*3] Tiere sind zu sowas nicht im Stande, wir schon. Auf diesen Unterschied zwischen Mensch und Tier lege ich sogar großen Wert, und deshalb maße ich mir übrigens auch ethische Urteile über meine Mitmenschen an, und versuche umgekehrt, mein Verhalten vor ihnen ethisch legitimieren zu können. Auch das machen Tiere nicht. Aber das ist eine andere Geschichte ...









Dienstag, 11. Oktober 2016

Ende der Bequemlichkeit




"Das ganze Problem mit der Welt ist, dass die Dummköpfe und Fanatiker so sicher sind und die Klugen so voller Zweifel."
B. Russell

Ja, ja, ja, das ist immer die Standard-Erklärung, wenn mal wieder jemand verzweifelt fragt, warum die politischen und religiösen Fundamentalisten, die größten anzunehmenden Arschlöcher mit den dümmsten anzunehmenden Thesen immer so leichtes Spiel haben. Laaangweilig!

Vielleicht fangen die, ach, so Klugen mal langsam an, daraus Konsequenzen zu ziehen. Bei allen notwendig kontroversen Diskursen muss zwischendurch immer wieder klar gemacht werden, dass es durchaus ein paar unumstößliche Topics gibt, an denen niemand rüttelt. Beispiele:

Ja, die Idee Europa wird gerade ganz schlecht verwaltet, und da müssen schnell grundsätzliche Änderungen her. Common sense ist aber: Die national-egoistische Kleinstaaterei des 19. Jahrhunderts ist für keinen normal denkenden Menschen mehr wünschenswert, und wer das dennoch fordert, ist ein Idiot. Dreiwortsatz: Europa ist gut!

Ja, der Kapitalismus ist als Wirtschaftsform nicht mehr durchzuhalten, und da müssen schnell grundsätzliche Änderungen her. Common sense ist aber: Weder der Kommunismus, noch Bitcoin, noch Tauschhandel mit Naturalien sind plausible Lösungen. Dreiwortsatz: Hörtauf, jedenScheiß zukaufen. LasstEuch nicht verarschen.

Ja, die Demokratie ist als Staatsform nicht völlig problemfrei, und da müssen Änderungen her. Common sense ist aber: Diktaturen, Kommunismus, Theokratien oder irgendwelche anderen -kratieen sind nachweislich immer in die Hose gegangen und haben dabei viel Leid verursacht. Dreiwortsatz: Demokratie ist dasBeste.

Ja, das Konzept der Toleranz enthält ein Paradoxon, nämlich die Frage, ob man Intoleranz dann nicht auch tolerieren müsse. Common sense ist da ganz einfach: Nein! Dreiwortsatz: Toleranz ist gut! IntoleranteMenschen sind Arschlöcher. Jeder darf angstfreianderssein.

Ja, an die UN-Menschenrechtscharta hält sich kein Mensch. Common sense müsste aber sein: Wer gegen die Charta verstößt wird boykottiert, bis er quietscht.

to be continued ...

Kurzfassung: Um den ewigen Trumperdoganorbanseehoferpetrys angemessen zu begegnen, muss die Intelligenzija lernen, regelmäßig zu betonen, dass es in grundsätzlichen ethischen Dingen immer auch einen kleinsten gemeinsamen Nenner gibt. Es ist eben NICHT alles postmodern beliebig. Das ist unbequem und unterbricht den widerstandsfreien geistigen Höhenflug, zweifellos. Aber wenn man alle Gewissheiten RESTLOS theoretisierend zerschlägt, dann haben die Arschlöcher natürlich allzu leichtes Spiel, die freien Bedeutungsfelder mit ihren schmutzigen Inhalten zu füllen. 

Nee, Ihr "Klugen", hört auf, Euch mit Russell selbst zu bemitleiden, und fangt an, Eure Verantwortung für den aufhaltbaren Aufstieg der Unmenschen wahrzunehmen.


 (verändert via wiki commons)
"Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert;
es kommt aber darauf an, sie zu verändern."
                                                                    Marx K.