Jo, da war eine kleine, unbeabsichtigte Blog-Pause, und das kam so:
Seit langer Zeit verspüren wir alle den an Geschwindigkeit und Intensität zunehmenden Rechtsdrall, die globale, mählich sich beschleunigende Erosion freiheitlich-demokratischer Grundsätze. Es ist den Populisten weltweit in den letzten Jahren gelungen, durch immer grenzwertigere und übergriffigere Normverletzungen das rechte Framing salonfähig zu machen, und nun sind wir in die Phase eingetreten, in der die freiheitliche Demokratie nur noch hinhaltenden Widerstand leisten kann und müsste.
Man beachte den Konjunktiv "müsste".
Dann kam der Postillion-Artikel, der satirisch, aber völlig zutreffend darauf hinwies, welche Regierungschefs Elon Musk seltsamerweise NICHT kritisiert, und dann kam das keineswegs satirisch gemeinte "Interview" Musk - Weidel. Und wer bis dahin immer noch dachte, es reiche, einfach nicht rechts zu sein, wenn man so ein bisschen links-grün angesifft ist, sollte nun begriffen haben, dass die Zeit des "Einfach-nur-so-gefühlt-dagegen-seins" passé ist und dass die Zeit des "Wenn-wir-heute-nicht-aktiv-(!)-für-die_FDGO-eintreten-ist-morgen-die-Kacke-am-Dampfen" da ist.
Lange Rede, kurzer Sinn: Ich habe erstmals in meinem Leben die Mitgliedschaft in einer Politischen Partei beantragt, welche, verrate ich, wenn der Antrag angenommen ist.
Für mich als Tao-Übenden ist das ein sehr schwieriger, weil widersprüchlicher Schritt, denn sagte nicht Laozi ¹:
Der einzige schlüssige Ausweg aus diesem philosophischen Dilemma: Ich trete nicht in eine Partei ein, weil ich unfähig wäre, mir eine eigene Meinung und Weltsicht zu erschaffen oder weil ich vorgekaute Definitionen von Gut und Böse bräuchte. Ich trete in eine Partei ein, weil der Kampf sich verändert hat und weil ich glaube, dass ein einsamer Wanderer nichts mehr bestellen kann gegen einen Gegner, der so agiert, wie er agiert.
Und trotzdem verliere ich nicht das Tao, denn: Ich empfinde immer noch Mitleid mit den Arschlöchern dieser Welt. Und ich empfinde nach wie vor wenig Respekt vor dem Big Cheese der Politik im Allgemeinen und "meiner" Partei im Besonderen. Wenn der Kampf gewonnen ist, werde ich die Partei leise und still verlassen.
Der gute Wanderer hinterlässt keine Spuren. Das ist auch von Laozi.
¹ Das ist eine rhetorische Frage, eigentlich eine Floskel aus dem Tao-te-king. Auflösung zur Frage: Ja, Laozi sagte das. 600 v. Chr. Frag' nicht, woher man das weiß. Die Antwort auf diese Frage könnte ziemlich lang werden.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Vielen Dank für Ihren / Deinen Kommentar