Zu Vai-car, der Alten Weisen, kam einst Dschong-La, der Schüler, und sprach: "Oh weise Vai-car, bitte lehre mich den Unterschied zwischen Schickimicki und Nicht-Schickimicki." Die alte Vai-car besann sich eine Weile und dann sprach sie: "So will ich Dir die Geschichte von Laerion, dem Flieger, erzählen."
Und sie sprach: "Einst lebte Laerion der Flieger, der flog für sein Leben gern, tagein, tagaus, sommers wie winters. Und weil er es besonders liebte, im sehr, sehr offenen Cockpit eines 120-kg-Trikes zu fliegen, musste er, wenn er winters unterwegs war, sich stets ziemlich dick einmummeln und das tat er auch. Irgendwann beschloss Laerion aber, die dicken, unförmigen Handschuhe, die zwar wärmten, aber ungeschlacht waren, durch ein Paar elegantere, akku-beheizte Handschuhe zu ersetzen. Ein oder zwei Mal ging das auch ganz gut und Laerion flog mit seinen beheizbaren Handschuhen und freute sich ihrer.
Dann aber, eines Tages, machte ein Akku, der des linken Handschuhs, die Grätsche. Laerion versuchte zwar noch, ohne Handschuhheizung weiterzufliegen, aber nach einer Viertelstunde war seine linke Hand so eingefroren, dass es ihm langte und er vorzeitig zum Flugplatz zurückkehrte und wütend landete."
Vai-car schwieg. Dschong-La dachte ein Weile nach. "Ich verstehe.", sagte er schließlich. "Laerion hatte eine technisch einfache aber funktionale Lösung. Doch er tauschte sie ohne wirkliche Notwendigkeit gegen eine technische komplexere Lösung ein ... " "... die nebenbei gesagt auch noch eine Menge Geld gekostet hat.", ergänzte Vai-car. "Wahrlich," seufzte Dschong-La, "es gibt ohne dies viele Dinge, die die Flugzeit verkürzen können. Wenn dann auch noch die Unwägbarkeit einer dysfunktionalen Handschuhheizung als Risikofaktor dazukommt, kommt man eines Tages kaum noch in die Luft!"
"Nun kennst Du den Unterschied zwischen Schickimicki und Nicht-Schickimicki.", antwortete Vai-car. "Merke ihn Dir gut. Es gab mal eine Armee, die hatte so viel Schickimicki, dass kein Transporthubschrauber mehr flog, kein U-Boot mehr fuhr und kein Gewehr mehr richtig schoss."
Dschong-La verbeugte sich ehrfuchtsvoll und dankbar, als sie ging. Aber auf dem Weg nach Hause dachte sie: "Prinzipiell hat die Alte zwar recht, aber diese völlig überdrehte Metapher von der Armee ohne Waffen hätte sie sich schenken können. Schwachsinnsmärchen"
aus: Thylni Nidnovi (Hg.): Das Buch von der Weite von Himmel und Erde (BdW); Band XIV; Aarsfurt; 512 v. Metis; S. 389 f