Wieder einmal bewährt sich meine geistige Zuneigung zum philosophischen Taoismus¹, der mich davor warnt und bewahrt, Partei zu ergreifen, mich gar einer politischen Partei anzuschließen.
In der aktuellen Diplo titelt Leigh Phillips² über "Postwachstum als Illusion" und vertritt die Auffassung, Wachstumskritik sei zwar gerechtfertigt, so sie sich gegen kapitalistische Wirtschaftsstrukturen richte, sobald es hingegen Arbeiter und Bauer und sonstwie Proletarischem an den Wohlstand ginge, sei aber Schluss mit Lustig. Nicht, dass man die Diktatur des Proletariats erschaffe, damit dann nur in ökologisch nachhaltiger Bescheidenheit gelebt werde. Sein Fazit: "... unser Leben wird nicht nur durch den Wohlfahrtsstaat reicher, sondern auch durch Turnschuhe, Lego-Sets, Waffeleisen, ja selbst Flachbildschirme und X-Boxen."
Was lernen wir? Das Proletariat, inclusive die sogenannte "demokratische" Linke, ist auch nur ein Haufen Dummbratzen, genau so spießig, materialistisch und egoistisch wie die Kapitalisten. Den Linken geht es nicht darum, eine lebenswertere, gerechtere, solidarischere Welt zu schaffen, es geht ihnen darum, die Macht, die derzeit Andere haben, selbst zu haben. Gegen die Macht an sich und gegen ihre Ausübung zum eigenen, kurzsichtigen Vorteil und auf Kosten einer menschenwürdigen Umwelt haben die gar nichts.³ Diese Denke schimmerte schon immer als Imprematur durch alle linken Positionen, nun ist's endlich offen gesagt. Und die Partei unwählbar. Schade eigentlich.
¹ Es gibt auch einen religiösen Taoismus, den ich aber bestenfalls als Widerspruch in sich verstehe.
² Muss man den kennen? Ich tu mal so, als müsste man den kennen. Aber in Wirklichkeit habe ich noch nie von ihm gehört.
³ Mich erinnert das an den Befreiungskampf vieler ethnischer Minderheiten. Diese Opfer von Rassismus und Völkermord haben erschreckenderweise herzlich wenig gegen Rassismus und Völkermord einzuwenden. Sie greinen nur deshalb, weil sie nicht ständig was auf die Fresse kriegen wollen, sondern gerne selbst mal austeilen wollen. Man lausche den Jesiden, Kurden, Huthi, Tutsi, Sinti und Semiti mal recht aufmerksam, wenn sie über ihre Utopien plaudern. Weißer Rassismus hatte zwar historisch viel grauenvollere Auswirkungen, aber der Schwachsinn sitzt überall tief.
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