Montag, 15. Februar 2021

Im Altpapier der Geschichte

Es passiert eigentlich nicht, dass ich ein Buch kaufe, zu lesen beginne, um es dann nach dem ersten Drittel unwiderruflich ins Altpapier zu pfeffern. 


Ich schwör':
Dies Bild ist nicht gestellt!

Bei Phillipp Petersons "Vakuum" ist es passiert, und das will erklärt werden. Die Science-Fiction-Geschichte ist ein bisschen dumm und hat Längen. Das ist jedoch kein hinreichender Grund zur vorfristigen Entsorgung, sintemalen, wenn man ohnehin gerade knapp an Lesestoff ist.  

Der "Vakuum"-Plot ist simpel: Eine garantiert echt unabwendbare Instant-Death-Natur-Katastrophe rollt auf die Erde zu, und man hat anderthalb Jahre Zeit eine Arche zu bauen, das vielzitierte Generationenschiff mit tragfähigem Ökosystem und in Form eines Drehzylinders für die künstliche Schwerkraft.

Irgendwann fällt dem US-amerikanischen Verfasser offenbar auf, dass seine ausschließlich US-amerikanischen Technokraten-Helden eine ausschließlich US-amerikanische Technokraten-Lösung zur Rettung von 1.500 ausschließlich US-amerikanischen Auserwählten bauen. Die Protagonisten sind ob ihres absoluten America-first-Egoismus' aber nur kurz irritiert, denn auf einer Dreiviertel-Seite kommen sie in einem krampfhaft eingeschobenen Diskurs zu folgendem Ergebnis: 

Es ist völlig ok, absolut egoistisch zu sein, denn die Russen und Chinesen werden es auch sein, und sie werden ihre eigenen Lösungen bauen und bei der Materialbeschaffung folglich als Konkurrenten auftreten, vor denen sich die jungen, klugen, netten, gutaussehenden, hochgebildeten, charmanten, großpimmeligen US-Amerikaner in Acht nehmen müssen. Und die Europäer werden nicht zu Potte kommen, weil sie alle Probleme erstmal zerlabern, und am Ende werden sie verzweifelt versuchen, ihr vieles Geld einzusetzen, um Plätze auf den anderen Archen einzukaufen. 

Daher ist US-Egoismus nicht nur ethisch vertretbar, sondern geradezu ein Gebot der Logik. 

Es ist, kurz gesagt, die Trump-Erzählung. Es ist ein Trump-Science-Fiction-Roman. Und es würde nicht so weh tun, wenn die Kritik an den Europäern nicht so ein verdammter Nahtreffer wäre. 



NASA-Vorschlag aus den 1970ern für ein Generationenraumschiff - via wiki commons



 




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