Oijoij-joi, ich hadere immer noch mit meinem weiteren Verbleib im Philologenverband. Sich gewerkschaftlich zu organisieren, halte ich für wichtig, denn Gewerkschaften sind für das Funktionieren einer sich als "sozial" verstehenden Marktwirtschaft unerlässlich. Verflucht seien die "Trittbrettfahrer". Aber wir Gymnasiallehrer*innen haben eigentlich nur die Wahl zwischen Philologenverband und GEW, und gefühlt liegt meine inhaltliche Übereinstimmung in beiden Fällen irgendwo bei knapp 40 Prozent, mit einem nur leichten Plus für die Philologen. Anders gesagt: Über die Hälfte dessen, was die für mich zuständigen Gewerkschaften machen, halte ich für falsch.
Und da es für mich keine Option ist, keiner Gewerkschaft anzugehören, stecke ich in einem verdammten Dilemma ...
Und was macht man angesichts derartiger Dilemmata? Genau: Übersprungshandlungen! Und das bedeutet heutzutage: Klicken wir doch mal hirnlos durch's Internetz. Was ist "Philologie" überhaupt? Wikipedia is your friend ...
Soso ...
aha ...
hmhm ....
hm.
Ja, das mag ja alles gut und richtig sein, hilft mir aber - wie jede Übersprungshandlung - kein Stück weiter. Und hat mit dem "Philologenverband" praktisch überhaupt nichts zu tun. Also muss man mal wieder selber ran, selber denken, und - o Graus! - eine eigene Position, eine eigene Definition erarbeiten.
Beginnen wir bei der ursprünglichen Bedeutung des Wortes "Philologie". "Liebe zum Wort". Das kann natürlich so nicht stehenbleiben, das klingt viel zu sehr nach fruchtloser "Laberei ohne Ende", genau das, was man Lehrer*innen ja zuweilen vorwirft. Was für'n Blödsinn. Spontan würde ich die Übersetzung "Liebe zur Wahrheit / Weisheit" bevorzugen, aber da kollidieren wir mit "Philosophie", und das ist mir ein verhasster Begriff, weil er so viel akademisch-dümmliche Arroganz, so viel Elfenbeinturm, Nutzlosigkeit und pseudowissenschaftlich verpackte Beliebigkeit transportiert. Das geht gaaar nicht.
Kombinieren wir also die Dinge! Sagen wir also: Philolog*innen sind Leute, die, jede*r für sich, auf der Suche nach Wahrheit / Weisheit sind und die es für eine prima Idee halten, sich mit anderen, die dasselbe Ziel haben, zwanglos auszutauschen. (Deshalb die "Liebe zum Wort".) Ich genieße es sehr, mit Leuten, die nicht ganz doof sind, die neugierig sind und in vielen verschiedenen Bereichen irgendwas wissen, dieses Wissen zu verknüpfen wissen und mit diesem Wissen also auch fruchtbar operieren können, zu reden. Dabei ist's völlig wurscht, ob das frischgebackene Abiturient*innen sind, ob Kolleg*innen, ob Gerüstbauer*innen oder Astrophysiker*innen, ob jung, ob alt ...
Ja, ich glaube, das sollte die künftige Übersetzung von "Philologie" sein: Nicht ganz doof, grenzenlos universell neugierig und auf eine rücksichtsvoll-zurückhaltende Art freudig kommunikativ. In so einem Verband wäre ich gerne Mitglied ... (Konj. irrealis)
Groucho Marx:
"I don't want to belong to any club that will accept me as a member!"
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