Dienstag, 27. Februar 2018

Nicht schlecht.


Keine Details. Nur so viel: Durch etwas Kuddelmuddel bei der Barzahlung meines neuen Autos entstand gestern die interessante Situation, dass ich versehentlich, irrtümlich, unbemerkt und unbeabsichtigt fünftausend Euro, knapp die Hälfte des zu entrichtenden Betrages, wieder mit nach Hause genommen habe - nebst einer Quittung der Firma, die den Erhalt der vollen Summe attestiert.

Abendlicher Anruf des Mitarbeiters, der zwar zuständig, aber bei besagter problematischer Aktion weder beteiligt und nicht mal anwesend war. Er schildert das Loch in der Firmenkasse, die Verzweiflung der beteiligten Mitarbeiterinnen und ... ob ich die fünftausend Euro vielleicht hätte?

Ein Blick ins Kuvert - surprise, surprise!

Und jetzt kommt der entscheidende Punkt: Ich hätte an dieser Stelle einfach, sehr einfach, lügen können, hätte sagen können, dass "nein", hätte darauf hinweisen können, dass immerhin drei Leute nachgezählt hätten, dass ich eine Quittung mit Handzeichen der verantwortlichen Mitarbeiterin hätte, hätte empört argumentieren können, dass ich ja wohl kaum unter den Augen zweier Mitarbeiterinnen den Betrag hinblättern und anschließend die Hälfte wieder einsacken könnte etc. etc.

Etwas mehr als eine Sekunde lang habe ich darüber nachgedacht, dass ich all' das tun könnte und dass mir das einen schnellen, mühelosen Gewinn von fünftausend Euro (in Zahlen: 5.000,00 €) eingebracht hätte, cash on the nail, wie der Angelsachse zu sagen pflegt.

Nun, da ich das hier schreibe, ist klar, dass ich es nicht getan habe. Ich habe, und das sage ich nach mehrfacher peinvollster Introspektion, nicht einen Moment ernsthaft (!!!) darüber nachgedacht. Und ich finde mich dafür richtig gut, auch, wenn das jetzt ganz unbescheiden klingt. Und ich finde das Leben gut, dass uns in so völlig irrwitzige, widersinnige Situationen bringt, in denen völlig überraschend klar wird, aus was für Holze wir geschnitzt sind.

Ja, ich habe fünftausend Euro sausen lassen. Ja, dafür muss ich netto knapp anderthalb Monate arbeiten. (Und, nein, so dicke hab' ich's auch nicht, wenngleich auskömmlich.) Aber wieviel teurer ist mir die überraschend positive Selbsterkenntnis, im Spiegel demnach nicht nur einen täglich alternden, faltigeren, zynischeren Sack zu sehen, sondern auch einen, der im spontanen, relevanten Einzelfall ethisch richtig handelt. Hätte ich nicht gedacht: Ich glaube, ich mag mich!





 















Sonntag, 25. Februar 2018

Besser geht's nicht.


Soso, Merkel verteilt die Kabinettspöstchen. Und weil Forschung und Bildung in unserem rohstoffarmen Land immer schon ganz besonders herausragendes Alleinstellungsmerkmal und Überlebensgarantie im brutalen globalen struggle for life ist, geht dieses Ministerium an Anja Karliczek, eine Bankkauffrau, dann Hotelfachfrau (immerhin mit Ausbildereignungsprüfung!) und berufsbegleitendem Studium BWL der Fern-Uni Hagen.

Tja, ich wüsste auch nicht, wie frau/man kompetenter sein könnte, Forschung und Bildung in einem Staat zu managen, der so verzweifelt auf exzellente High-Professionals angewiesen ist.




(via wiki commons)






Samstag, 24. Februar 2018

Rote Gefahr!


Neulich Dokumentation jeseh'n. Besorgte Bürger, Plittikörr und Konzernchefs, die sich auf schwerst-gesponsortem Forum darüber unterhalten, für wie gefährlich es einzuschätzen ist, dass China deutsche Unternehmen, zumindest erhebliche Beteiligungen daran, kauft. Vor allem High-Tech. Vollmundiger Polit-Sprech: " ... bla bla bla ... werden dafür sorgen, dass soziale Standards ... bla bla bla ... keinesfalls sicherheitsrelevante Unternehmen ... bla bla bla ..."

Komme mir wieder so doof vor, weil ich die einfachsten Sachen nicht verstehe:

Wie können doitsche Konzernbosse so eine Angst davor haben, dass China alles kauft? Sie brauchen doch einfach nichts zum Verkaufen anzubieten, oder? Da stand nirgendwo, dass China jemanden mit Gewalt zwingt, etwas zu verkaufen. Oder muss die Aussage vielleicht lauten: Die doitschen Konzernbosse sind absolut und ausschließlich dem Profit verpflichtet und kennen sich selbst gut genug, um zu wissen, dass ethische oder volkswirtschaftliche Rücksichten bei ihnen hinter der krankhaften, hemmungslosen Gier zurückstehen werden, falls die Chinesen richtig gute Angebote machen. In diesem Sinne sollte man also nicht von "Angst vor den Chinesen" sondern von "kollektivem Selbstekel" reden.

Wie kann man konsterniert sein, dass die Chinesen es auf High-Tech abgesehen haben? Wie bescheuert und ewig gestrig muss man sein, anzunehmen, sie suchten nach Bauplänen für den Trabant 601?

Warum kursieren hier Gerüchte, die Chinesen würden in den von ihnen gekauften Fabriken die Sozialstandards kaputtmachen? Was machen denn, bitteschön, Amazon, die Deutsche Post/DHL, die Luftfahrtkonzerne etc. etc.? Gesetzliche Grenzen werden von ALLEN Konzernen bis zur Bruchlast gedehnt, da müssen nicht erst "die Chinesen" kommen. 

Ist es wirklich so, dass ein doitscher Plittikörr mitreden darf, wenn ein Konzern wie beispielsweise Heckler & Koch oder Krauss-Maffei oder Airbus, sicherheitsrelevante Firmen also, mit anderen Ländern rummacht? Interessant! Dann dürfte es ja künftig keine unethischen Waffenverkäufe mehr geben .... Haha, ein Scherz. Ich wünsche mir, dass man den Konzernen ganz freie Hand lässt. Sollen die doch dealen, mit wem sie wollen! Und wenn es dann zur Vergabe deutscher Rüstungsaufträge kommt, müsste man auch den Arsch in der Hose haben, zu sagen: "Nee, mit Ihnen nicht. Sie haben ja Waffen an [beliebige Diktatur einsetzen] verkauft, pfui Deibel!" - Schöne Utopie.

Das ist alles so widerwärtig und dumm!



Der Asiate als solcher sollte bescheidener auftreten und bedenken, wo sein Platz in der Welt ist.


















Dienstag, 20. Februar 2018

Klarheit < = > Wahrheit


Zur beliebtesten Taktik in der Sprache der Politik avancierte in den letzten Jahren, mit betäubendem multimedialen Getöse die Klarheit von Begriffen zu zerstören. Konkretes Beispiel: Wer wen wann als "Terroristen" bezeichnet und wie schnell der Staats- und Propaganda-Sprech, nicht nur in Diktaturen, sondern auch in doitschen Medien, hierbei die Seiten wechselt, entzieht sich jeder Nachvollziehbarkeit und Vernunft.

Um in dem Chaos handlungs- und verstandesfähig zu bleiben, bedarf es einer kraftvollen Vorneverteidigung der Sprache. Zum Beispiel so:

"Terrorismus: Gezielte Verbreitung von Furcht, um Gruppen von Menschen gefügig zu machen."

Und wenn dann der Einwand kommt, unter diese Definition fielen ja nicht nur Islamisten und nordkoreanische, türkische, syrische, iranische, saudiarabische etc. Autokraten, sondern beispielsweise auch Plittikörr, die um der eigenen Machtgeilheit willen beim thumben Wahlvolk die Angst vor Fremden schürten, dann nicken wir eifrig und freuen uns, dass unsere Kampagne für kristallklare Sprache so schön funktioniert.




(Fulleren - verändert via wikicommons)

Edle Einfalt, stille Größe ... 








 

Samstag, 17. Februar 2018

Übä dehn Wolk-Hähn ...


Da hilft keine Höflichkeit, keine Diplomatie, kein Drumherumgerede, kein Lamentieren und keine Diskussion über Chancengleichheit: Du hast als Pilot eines Kleinflugzeugs gnadenlose, unerhörte Privilegien.


Knapp über einer Inversionsschicht zu fliegen -
intimstmögliche Zweisamkeit
von Unendlichkeit und Ich. 


Heute östl. Oldenburg, 1.700 ft, 250 °





Donnerstag, 15. Februar 2018

Türkei muss gar nix!



Was für eine ganz und gar dümmlich-arrogante Titelzeile: "Türkei muss zurück zur Demokratie". Als wenn irgendwer außer den Türken ein Recht hätte, deren Staatsform zu bestimmen! Die Türken haben Spaß an lustvoll-devoter Unterwürfigkeit unter einen psychopathologisch machtgeilen alten Mann? Na und? Wer sind wir, das zu bewerten? Wie undemokratisch ist es, ihnen das zu verbieten? Und wie nutzlos und kontraproduktiv ?

Das Einzige, was wir Deutsche machen können, ist, den Türken zu zeigen, dass wir das Unrecht, das sie über andere Menschen bringen, nicht akzeptieren. Und das bedeutet konkret: Stopp aller Waffenlieferungen sowie aller EU-Beitrittsverhandlungen, Ruhenlassen aller Militärbündnisse sowie aller Exportsubventionen. Man kann natürlich auch nicht urlaubs- oder schulaustauschhalber in ein Land fahren, dessen Bevölkerung sich mehrfach mehrheitlich gegen die Menschenrechte und damit gegen unsere Verfassung gestellt hat. Eigentlich müsste man auch alle Unternehmen ächten, die mit dem Türkeihandel noch Profite machen, aber zu so viel ethischer Utopie mag der Verfasser sich dann doch nicht versteigen ...

Bevor unsere außenpolitischen Laut-Sprecher sich mit markigen Forderungen vor allem selbst stimulieren, sollten wir Deutschen erstmal unsere allergrundlegendsten demokratischen Hausaufgaben machen. Und solange wir das offensichtlich nicht hinkriegen, weil wir nämlich viel zu faul, zu feige, zu opportunistisch und zu gierig sind, sollten wir alle einfach mal demütig die Fresse halten.



 (verändert via wikicommons)










Samstag, 10. Februar 2018

Datenkompression


Sprache, menschliche Kommunikation im weitesten Sinne, ist so faszinierend, weil man mit ganz wenigen Signalen unglaublich komplexe Informationen übermitteln kann.








Nehmen wir einfach den röhrenden Ford Ram in US-Army-Oliv, der mich vorhin überholte.

Die immanente Botschaft dieses Fahrzeugs lautet:

"Ich bin ein dummer, rücksichtsloser Vollidiot und habe einen zu kleinen Pimmel." = 22 Silben.

Oder, falls unwahrscheinlicherweise der Ram einer Frau gehört: "Ich bin eine hirntote Kampf-Lesbe, aber weder bei 'Kampf' noch bei 'Lesbe' bin ich mir richtig sicher, und diese Unsicherheit kompensiere ich durch besonders übertriebene Symbolik." = 51 Silben.


"Ford Ram" = 2 Silben.

Daraus folgt eine Datenkompressionsrate zwischen 1 : 11 und 1: 25.

Wahnsinn, oder?









Dienstag, 6. Februar 2018

Nach dem Projekt ist vor dem Projekt.


Hurräy, nach 51 Tagen Zwangspause heute Nachmittag endlich mal wieder Fliegen. * Nur ein halbstündiger Testflug, aber sehr befriedigend:

  1. Überhaupt mal wieder den Allerwertesten in die Luft zu hieven, ist ein Wert an sich. 
  2. Der neue Tank (ausfliegbare Spritmenge verdoppelt!) sitzt perfekt, fällt kaum auf. Alle neu verlegten Schlauchverbindungen und Anschlüsse tun, was sie tun sollen und halten ansonsten dicht.
  3. Mein Winterequipment ist so weit perfektioniert, dass Niedrigtemperatur-Flüge, wie heute bei 0 °C, weitgehend problemlos möglich sind.


 (Heute, 15:15 lcl, östl. OL, 1.000 ft, 60 °, im Dunst Bremen)

Da das "Ich-will-n-größeren-Tank-am-besten-doppelt-so-groß-wie-vorher-Projekt" nun also abgeschlossen ist, ist die Bahn frei für das "Bei-unserem-Kack-Klima-ist-eine-Vergaservorwärmung-wirklich-sinnvoll-Projekt" und das kann durchaus parallel laufen zum "Tundra-Reifen-für-die-Hinterachse-wer-weiß-wo-Du-vielleicht-mal-landen-musst-Projekt". **


Irgendwas is' immer!
(Alte Flieger-Weisheit)






* Wer jetzt neidisch sein möchte, bitte, die Zeit habe ich mir erkauft, indem ich das verlängerte Wochenende hindurch Klausuren korrigiert habe.

** Ohne Rat und aktive Hilfe von Anno Mentzel, Ingenieurbüro Mentzel, hätte ich niemals die Chuzpe gehabt, so kreativ an den Umbau eines Flugzeugs zu gehen. Danke, Anno!


Freitag, 2. Februar 2018

Allzumenschliches


Eigentlich sollte hier ein beißender Text stehen, der sich mit dem Mitgefühl auseinandersetzt, das die armen Agrarindustriellen (ex: Bauern) derzeit erfahren, da sie ja nun ihre Gülle nicht auf die gefluteten Felder bringen können. Tenor des Textes wäre gewesen: In unseren Kühlschränken halten wir 7 °C, weil da die Bakterien und Pilze nicht arbeiten können, aber dass die Bauern bei noch niedrigeren Temperaturen Gülle auf's Feld bringen, die dann auch unverdaut in unser Grundwasser sickert, stört keinen. Auf die Idee, dass man vielleicht die Vieh-Bestände reduzieren muss, wenn man Gülle-Entsorgungsprobleme hat, kommt keiner. Hingegen findet man jene Idioten, die aus kommerziellen Gründen unsere Brunnen vergiften, plötzlich mega-romantisch und man solidarisiert sich mit ihnen, bis irgendwann wirklich der Arzt kommen muss ...

Aber dann fiel mir Nietzsches 146. Aphorismus ein und hinderte mich, besagten Text zu schreiben: 

"Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehn, dass er nicht dabei zum Ungeheuer wird. Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein."

Ich bin in letzter Zeit auf viel zu viele Punkte in viel zu vielen Bereichen unseres gesellschaftlichen, politischen Lebens gestoßen, bei denen viel zu offensichtlich ist, dass das riesengroße Schweinereien*, erbärmliche Lügen, schmutzige Taktierereien, menschenverachtende Egoismen usw. sind. Und erst einmal der Blick dafür geschärft ist, wie und wo überall Dinge grauenhaft schief laufen, dann wird's immer schwerer, darüber hinwegzusehen.

Problem: Wenn man nicht völlig abgestumpft ist, kostet diese Sichtweise sehr viel Kraft. Es ist kein Wunder, dass viele Menschen mit zunehmendem Alter immer vergräzter, granteliger und misanthroper werden. Nietzsche hat recht: Man muss auch mal aus der Suppe rauskommen. Das bedeutet ja nicht, dass man die dringende Notwendigkeit einer ethischen Revolte vergisst oder ignoriert.

Können wir also, verehrte Leser*innen dieses Blogs, bitte davon ausgehen, dass wir ein hellwaches, laserschwertscharfes kritisches, rationales Bewusstsein teilen - und trotzdem eine ganz alberne Lebensfreude empfinden können?





(verändert via wiki commons)



* Es muss natürlich "Menschereien" heißen!