Freitag, 10. März 2017

"Elite" für Dummies


Die Populisten dieses Planeten haben keinen eigenen Standpunkt. Sie definieren sich nur im Dagegen-Sein und in der Abgrenzung. Wichtigster innenpolitischer Abgrenzungs-Gegner ist dabei stets die sogenannte "Elite". Mit dieser verhassten "Elite" ist aber nicht der geradezu pervers Reiche gemeint, denn damit würden sich viele Populisten, Trump beispielsweise, ja selbst abschießen. "Elite" meint auch nicht die Machtelite, also die Leute, die aktuell die Macht in einem Staat ausüben. Dagegen können die Populisten natürlich auch nichts haben, weil sie genau das doch für sich selbst anstreben. Darum gehen Putin und Trump, Orban und Erdogan, Kaczinsky und Netanjahu sich auch nicht gegenseitig an die Kehle, sie erkennen, dass sie über alle politischen und rassistischen Gräben hinweg alle eines sind: Machtgeile alte Männer.


Wenn Finanz- und Macht-Eliten als Punching-Ball ausfallen, bleibt logischerweise nur der Hass auf die intellektuelle Elite, denn irgendwen muss man ja hassen, wozu wäre man sonst Populist? Und das ganze Volk zum Gegner zu erklären, ist taktisch unklug.

Nun ist es anscheinend so, dass ich nolens volens auch zur "intellektuellen Elite" gehöre, jedenfalls hat mich neulich mal jemand als "intellektuellen Wichser" bezeichnet. Ich habe Anlass zur Vermutung, dass auch diese Person sich damit von mir abgrenzen wollte, und diese Intention entspricht vollumfänglich der meinen, denn bei bestimmten Menschen hielte ich es für einen Affront, wenn sie mich beispielsweise für einen "besten Kumpel, Du verstehst mich, weißte ..." hielten.

Wie auch immer: Der Dalai Lama hat mal gesagt, dass man nur hassen könne, was man nicht genau genug kenne. Daher möchte ich versuchen, den nicht-intellektuellen Wichsern einfach mal zu erklären, wie wir intellektuellen WichserInnen so ticken.

Ich schreibe das in Form leicht fasslicher Thesen, damit die Braunbratzen mit der spiegelglatten Großhirnrinde auch 'ne Chance haben.

Wie "intellektuelle Elite" denkt:
  1. Goldene Regel: Was man mir nicht antun soll, will ich auch nicht anderen Menschen zufügen. Total simpel und in jeder Religion vorhanden. Selbsterklärend, oder?
  2. Hab' keine Angst vor fremden Menschen. Wenn man's nicht kennt, scheint's erstmal unglaublich, aber alle Menschen ticken überall (!) gleich. Es gibt überall den exakt gleichen Anteil an Doofen, Gewaltbereiten, Netten, Bequemen, Klugen usw., und im Durchschnitt sind sie harmlos und wollen nur irgendwie durchkommen.
  3. Hab' keine Angst vor fremden Ideen. Sei erstmal neugierig. Kommst Du zu dem Ergebnis, dass eine Idee totale Moppelkotze ist, musst Du sie ja nicht übernehmen.
  4. Nimm' Dir die Zeit, Dinge genau anzuschauen, auch banale Dinge, auch Dinge, von denen Du glaubst, sie seien Dir bekannt. Wenn Du einmal damit anfängst, wirst Du richtig besoffen davon, wie viel es zu entdecken gibt, an wie vielen Dingen Du bisher blind vorbeigelaufen bist.
  5. Solange sich alle Direktbeteiligten einig sind, gilt: Was Du beim Sex erregend findest, geht alle Anderen einen Scheißdreck an. Was alle Anderen beim Sex erregend finden, geht Dich einen Scheißdreck an.
  6. Eine Frage der Ehre: Die Starken schützen die Schwachen. Immer.
Ende Gelände. Der Hauptunterschied zwischen intellektuellen WichserInnen und nicht-intellektuellen Wichsern liegt, glaube ich, einfach nur in der Neugier, also in der Art und Weise, wie sie mit bislang unbekannten Menschen, Ideen und Dingen umgehen.

Naja, und wenn Ihr Nicht-I.-W. diesen Unterschied als Grund nehmt, solche Arschlöcher wie Trump, Erdogan, Petry, Höcke, Netanjahu, Kaczinsky etc. zu wählen, dann ist Euch eigentlich nicht mehr zu helfen. Aber ich starte noch einen letzten Versuch:

Wacht auf! Ihr werdet verarscht!




(via wiki commons)











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