Samstag, 14. August 2021

Narrative Wahrheitsfindung

Wannimmer ich mir eine Sache nicht erklären kann, denke ich mir dazu eine Geschichte aus und modifiziere sie so lange, bis sie möglichst viel Sinn ergibt.  

Also:

"Es war einmal ein alter Bauer, der hatte sein Leben lang hart und schwer gearbeitet. Und da er nun alt und fett und unbeweglich geworden war und der Rücken auch nicht mehr so richtig wollte, benötigte der Bauer ein Auto, bei dem das Ein- und Aussteigen nicht schwerer fiel, als bei seinem Treppenlift zu Hause. Nun ergab es sich, dass der Bauer vor allem ein Spargel-Bauer war, und daher brauchte er darüberhinaus ein Auto, mit dem er seine billigen osteuropäischen Schwarzarbeiter jeden Morgen früh von ihren illegalen Wohn-Containern zu seinen Feldern und abends spät wieder zurück fahren konnte. Und diese Arbeiter mussten ihre Werkzeuge und anderen Klamotten irgendwo verstauen können, am besten auf einer Ladefläche. Und so kam es, dass der Bauer sich einen SUV kaufte ..."




Tja, das ist die einzig schlüssige Erklärung für die Tatsache, dass im Jahre 2021, 44 Jahre nach Veröffentlichung der Studie "Global 2000" der Anteil der SUV an den Neuwagenkäufen einen neuen Maximalwert erreichte.  

Was für eine Geschichte sollte denn sonst dahinterstecken? "Es war einmal ein Land, in dem es viel zu viele hirntote Vollidioten mit viel zu kleinen Pimmeln gab..."? Das wird doch keine schöne Geschichte, das kann man doch nicht machen!

Lasst uns mal prüfen, welche Geschichte plausibler ist. 

Die Frage ist, ob es mehr alternde, kränkelnde Spargelbauern oder mehr hirntote, kleinpimmelige Vollidioten gibt. Mit Stand Juni 2021 wurden in diesem Jahr in diesem Land ca. 78.697 SUV verkauft, und es gab (Stand 2019) 1.630 Spargelbauern. Demnach hätte jeder Spargelbauer im ersten Halbjahr 2021 ca. 48,3 SUVs neu gekauft, also ca. acht pro Monat. Und dabei setzen wir stillschweigend voraus, dass jeder (!) Spargelbauer per se alt und kränkelnd ist und täglich persönlich osteuropäische Schwarzarbeiter auf seine Felder karrt. An dieser Stelle können wir den Diskurs getrost beenden.

Ergebnis: 

Erstens: Meine Hypothese, Spargelbauern stellten das wesentliche Kunden-Segment bei den SUV-Käufern, ist nicht haltbar.¹


Zweitens: Die Hypothese, SUVs werden von hirntoten, kleinpimmeligen Vollidioten gekauft, ist dagegen deutlich bestätigt.






¹ Nicht zuletzt auch wegen der fiesen und unzutreffenden Prämissen, alle Spargelbauern würden Schwarzarbeiter beschäftigen, seien alt und kränkelnd und SUV-Fahrer.















Dienstag, 10. August 2021

Heute neu gelernt.

Wenn ein Gespräch mit "Ich bin zwar kein Querdenker, aber ..." beginnt oder wenn im Verlauf eines Gespräches der Satz "Natürlich heißt es dann gleich, ich sei ein Querdenker, wenn ich das sage..." auftaucht, ist das sehr beschissene Ende dieses Gespräches unausweichlich programmiert.

Du hast als Rezipient*in nur drei Optionen:

A. Verlogene Zustimmung (Ethisch untragbar.)
B. Verlogene Neutralität (Damit verstärkst Du den Redeschwall unerträglichen Inhaltes nur.)
C. Vernunft- und faktenbasierter Diskurs (Erzeugt persönlichen und personenbezogenen Hass beim Querdenker, weil er per definitionem die einzig wahren Fakten hat, denn wenn Du diese Fakten auch kenntest, würdest Du genau so denken, wie er.)

Ich habe deshalb heute ausprobiert:

D. Ablehnung der Befassung mit dem Thema (Erzeugt leider auch persönlichen und personenbezogenen Hass beim Querdenker, weil Du im Angesicht der Wahrheit nicht bereit bist, Dich gegen die Global-governance-Verschwörer zu engagieren, Du links-liberaler Bildungsbürger-Spießer!)

Tipp: Da Du ohnehin nur Optionen mit negativem Resultat hast, kannst Du den Weg getrost abkürzen:

E. "Halt die Fresse, Querdenker!"




Da ich hier keine Links zu irgendwelcher Querdenker-Scheiße posten möchte, zeige ich stattdessen ein Bild meines heutigen Tagwerks: Es sind die beiden U-förmigen Stücke, die das Rohr halten, das wiederum das Gewicht des neuen Motors abzufangen helfen soll. Leider sind die Stücke nur Muster aus normalem Alu, das in Flugzeug-Ingenieurs-Kreisen in puncto Festigkeit nur knapp vor nasser Pappe rangiert. Morgen werde ich nach diesen Mustern also vier Exemplare aus einem V2A-Vierkantrohr flexen. Kein Problem, immerhin habe ich in meinem Leben schon ganze drei Tage Erfahrung in Metallbearbeitung ...  







Sonntag, 8. August 2021

Das Wort zum Sonntag


Laut Selbstaussage versucht "qantara.de" als Ableger der Deutschen Welle mit journalistischen Mitteln zum Dialog mit der islamischen Welt beizutragen. Interessanter Ansatz, das. Bemühe mich ernsthaft, die Artikel nachzuvollziehen, die z.B. davon berichten, der Islam sei gar nicht weniger aufgeklärt, als "der Westen" oder Frauen und Männer seien im Koran gleichgestellt. Habe deshalb sogar begonnen, eine leidlich autorisierte Übersetzung des Qur'an zu lesen. 

Das Ergebnis ist vernichtend. Schade. 

Die abrahamitischen Religionen, Judentum, Christentum und Islam, haben tatsächlich eine riesengroße Gemeinsamkeit: Ihre "heiligen Texte" sind allesamt krudes, menschenverachtendes und - aus heutiger Sicht - verfassungsfeindliches Zeug, voller Aufrufe zum Völkermord, Hass, Gewalt im Namen des HERRN, sie sind unfair, intolerant, sexistisch, patriarchalisch.

Man kann mir tausendmal erzählen, man müsse das historisch sehen und es gäbe in jeder Religion ja auch ein paar nette Passagen. Fakt bleibt, dass heilige Texte heilige Texte sind, d.h. Anhänger der jeweiligen Religion sind verpflichtet, den Inhalt als unhinterfragbare Wahrheit anzuerkennen und die codifizierten Normen als verbindliche Handlungsanweisung der obersten Gottheit zu verstehen. Die jüngste Geschichte und aktuelles Tagesgeschehen zeigen, dass das auch genau so durchgezogen wird, angeleitet und immer wieder neu angestachelt von ein paar wenigen krankhaft machtgeilen alten Männern hier und da und dort. 

Wir können niemandem seine religiösen Gefühle verbieten, ebensowenig wie einem Pädophilen seine perversen Gelüste oder einem Nazi seine Supremacy-Phantasien. Aber weder Religiöse noch Pädophile noch Nazis sollten besonders stolz auf ihre Einstellung sein oder sie gar unter dem Siegel der Gedankenfreiheit in die Welt hinausblähen. Und sobald jemand von denen auch nur den Ansatz macht, nach der jeweiligen Disposition zu handeln oder auch nur öffentlich dafür zu werben, sollte - eigentlich eine Selbstverständlichkeit - das verfassungsmäßig geltende Recht angewendet werden. 

Versteht mich nicht falsch: Was ihr allein im stillen Kämmerlein macht, ist mir völlig wumpe. Aber hört wenigstens auf, eure Hirn-Scheiße in die Köpfe der Kinder zu füllen.  



(stark verändert via fr.de)
Ich weiß nicht, für welchen fundamentalistischen Religionsführer diese Kindersoldaten geopfert werden sollen. Interessant ist jedenfalls, dass man ihnen  deutsche MP5 von Heckler & Koch in die Hand gedrückt hat. Wie sind die MP nur dahingekommen? Egal: Für die Kinder wollen wir immer nur das Beste! 









Samstag, 7. August 2021

Plakativ


Ärgerlich: Seit Tagen gehe ich mit einem sarkastischen Text über die Dümmlichkeit der Wahlplakate zur Bundestagswahl schwanger, um dann festzustellen, dass die extra3-Redaktion die wesentlichen Kracher längst umgesetzt hat. 

Da bleiben nur noch nachgehende Gedanken: 

Erstens: Indem die Parteien das Wahlvolk mit hirntot-randomisierten Floskelmodulen um die Wörter "Wir" und "Zukunft" intellektuell herabwürdigen, beweisen sie, was sie von uns, dem verfassungsmäßigen Souverän dieses Landes, halten.  

Zweitens: Die Macher*innen der Wahlplakate mögen opportunistische, arrogante Zyniker*innen sein, aber doof bzw. inkompetent sind sie nicht. Wir müssen davon ausgehen, dass sie sehr professionell agieren, über einen reichen Erfahrungsschatz verfügen und ergo plausible Annahmen über die Wirksamkeit bestimmter Werbestrategien haben.

Fazit 1: Grotten-dämliche Wahlplakate lassen direkte Rückschlüsse auf den Intellekt der Wählerschaft zu. 

Fazit 2: Jede Wählerschaft bekommt die Plakate, die sie verdient.

Fazit 3: Jede Wählerschaft¹ bekommt die Macht-Haber, die sie verdient. 




(verändert via wiki-commons)
Geht doch! Also, ich würd' mich wählen!







¹ Das gilt natürlich nur in politischen Systemen, in denen die Menschen eine freie, gleiche und geheime Wahl haben.




Sonntag, 1. August 2021

Der Weg

 

Wieder an etwas festgehalten
und wieder die Finger verbrannt.


Taoismus ist eine praktische Erfahrungs-Philosophie: Du musst die Erkenntnisse immer und immer wieder, mitunter auf schmerzhafte Weise, selbst erfahren. Schade, dass es nicht reicht, die Weisheiten einfach nur zu lesen und klug drüber zu reden. 

Egal, irgendwann werde ich verinnerlicht haben, dass Loslassen der Weg ist. 





(via wiki commons)









Samstag, 31. Juli 2021

La cuenta por favor ...

 

Mit faszinierter Abscheu, mit Neugier, Ekel und Verachtung beobachte ich weiterhin die Reaktion der Macht habenden und der thumben Masse auf die Tatsache, dass wir gerade in die IV. Welle rauschen. 

Wir wissen ziemlich genau, was zu tun wäre, taktieren aber lieber. Das Diktat des unbedingten Machterhaltes verhindert angesichts der nahen Bundestagswahl unpopuläre Maßnahmen seitens der politischen Akteure. Das unbedingte Profitinteresse der Konzerne wird unhinterfragt höher gehängt, als das Wohlergehen der Gesellschaft. Und die Mittelstandskrampe fliegt nach Malle, denn auf Urlaub hat man Anspruch, da muss auch mal das Virus Verständnis haben, wird so schlimm nicht werden, höhö.  

Nur Heuchler und Doofe werden sich vom Corona-Herbst 2021 überrascht zeigen. 




(sehr stark verändert via ard.de)








Dienstag, 20. Juli 2021

Der Ernst des Lebens ist ein Arschloch.

 

Was für ein Irrtum:
Das Leben sei eine Sache,
der man grundsätzlich mit dem Ausdruck
ernstester Gefasstheit zu begegnen habe.

Erstrebenswertes Leben ist:
Fröhliches Lachen,
überschäumende Freude,
ungehemmtes Glück. 





(verändert via wiki commons)


 






Sonntag, 18. Juli 2021

Darum


Es ist besser, gar nichts zu schreiben, als Widersprüche und Armseligkeiten zu sagen.

Friedrich II 
Briefe, an den Marquis d'Argens, 1760





(via wiki commons)

















Donnerstag, 15. Juli 2021

Keine weiteren Fragen.

 

(farblich verändert via deutschlandfunk.de, 15.07.2021)

Heute auf deutschlandfunk.de.
Erklärungsversuche versagen.
Sprachlose Verzweiflung.





Samstag, 10. Juli 2021

Endlich mal wieder.

 


"The watcher and the tower

waiting

hour

by hour..."


Oldfield, Crisis, 1983