Unbestritten, dass die Bauernlobby in Doitschland sogar noch mächtiger ist als die Autolobby, vor der ja bislang auch jede Regierung jederzeit devot einknickt. Als Bauer wäre ich aber trotzdem schwer beleidigt, wenn mein Verbandspräsident und der zuständige Bundesminister ganz öffentlich damit argumentieren, wenn ich meinen Willen nicht bekäme, liefe ich wieder zu den Nazis über.
Gut, eine gewisse Affinität zu der Blut-und-Boden-Propaganda habe ich nie abgelegt, nachdem die Nazis uns damit '33-'45 so überaus erfolgreich gebauchpinselt haben, und entnazifizieren konnte man mich anschließend auch nicht, da ich seinerzeit ernährungswirtschaftlich viel zu wichtig war ...
Aber das so offen rauszuhauen und mit meiner latenten geistigen Nähe zu den heutigen Faschisten so offen zu drohen, das ist schon ... mutig. Und dass Özdemir ganz öffentlich vor dieser Drohung einknickt, statt empört dagegen Sturm zu laufen, wie aufrechte Demokrat*innen es hätten tun sollen, zeigt, wie goldrichtig der Bauernverband mit dieser Dreistigkeit taktiert.
Und, abgesehen von dem verschwindend geringen Bruchteil progressiver, d.h. gemeinwohlorientierter, ökologisch arbeitender (Solawi-)Betriebe sind wir Bauern nun mal ausschließlich darauf bedacht, unsere Profite weiterhin zu privatisieren und unsere Verluste und die von uns verursachten Umwelt-Katastrophen weiterhin zu vergesellschaften. Da sind wir konservativ, national - und wenn es um Subventionen geht - auch sozialistisch.
Und die öffentliche Reaktion gibt uns doch recht: Blockaden durch "Last generation" werden kriminalisiert, Treckerblockaden werden gefeiert. Scholz nennt die Klimakleber "bekloppt", aber die Ampel nimmt die Kürzungen der Agrar-Subentionen sofort zurück. Wir sind durch und durch erfolgreich.
Warum sollten wir Bauern unsere Nähe zu den Nazis also leugnen? Wo uns das so in die Karten spielt?