Dienstag, 21. März 2023

Mut und Verzweiflung


Es überrascht mich, wie rasant die Berichte über den gestern veröffentlichten  aktuellen IPCC-Bericht auf den namhaftesten Online-Portalen nach unten und aus dem Blick der Schnellklicker*innen sedimentieren. 

Es überrascht mich weiterhin meine eigene Reaktion: Von Tag zu Tag verfestigt sich die tödliche (s.u.) Gewissheit, dass wir es nicht packen werden. Zwar haben wir alle Daten und maximal plausible  Prognosen, zwar wissen wir auf drei Stellen hinterm Komma, welche Konsequenzen es haben wird, wenn wir nicht ganz hurtig mit dem Arsch hochkommen, aber trotzdem spüre ich nur noch Verachtung für mich und meine Specie, wenn ich lese

" (...) Die Szenarien zur weiteren Entwicklung des Klimas zeigen laut IPCC deutlich, dass nur mit einer radikalen Energiewende der Klimawandel aufgehalten werden kann. 
(...)
'Ohne unverzügliche, wirksame und gerechte Maßnahmen zur Eindämmung und Anpassung, bedroht der Klimawandel zunehmend Ökosysteme, die biologische Vielfalt , die Lebensgrundlagen, die Gesundheit und das Wohlergehen heutiger und künftiger Generationen', so die Autoren."

Und hier der wesentliche Grund für meine Skepsis (ebd.):

"Der IPCC-Bericht ist unabhängig. Über den Inhalt der Zusammenfassung und den Empfehlungen an die Politik, stimmen allerdings die Vertreter von 195 Ländern ab." ¹


Wenn Ergebnisse der naturwissenschaftlichen Erkenntnismethode zunächst der demokratischen Willensbildung unterworfen werden, dann ist die Sache hoffnungslos. Seltsam, dass wir es als hirnrissig-lustige Anekdote betrachten, dass der US-Bundesstaat Indiana 1897 den Wert von π per einstimmigem demokratischen Beschluss auf "4" festlegte, dass wir aber im Falle des Klimawandels null Problem haben, global genauso hirnrissig zu verfahren und nix dabei finden.

Nein, wir werden es nicht packen. Das ist gewiss. Tödlich (s.o.) ist diese Gewissheit, weil sie natürlich dazu führt, dass ich/wir nur noch Skepsis und Resignation verspüre/n, wo eigentlich Aufbruch, Initiative, Optimismus und Engagement sein müssten. Okokok, ich gebe natürlich trotzdem nicht auf, das würde ich mir nicht verzeihen.



I'll do my very best!






¹ Komma- und Grammatikfehler so im Original. Hallo, die Zeiten, da man Texte lekturierte, sind ja sowas von boomermäßig ...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Vielen Dank für Ihren / Deinen Kommentar