Oh Scheiße! Neulich hat eine Kollegin ein Bild von mir geschnappschusst, auf dem ich so richtig teigig, faltig, fertig und alt aussehe, so als wäre ich nicht Mitte 30, sondern Mitte 50. Gut, laut Personalausweis und allen relevanten ZeugInnen BIN ich rein rechnerisch tatsächlich Mitte 50, aber das war bislang noch lange kein Grund, mich auch so zu fühlen - auch nicht im Winter, wenn man ohnehin immer noch käsiger, fetter, unbeweglicher und depressiver ist als normalerweise ...
Ja, ich habe das Bild ein wenig nachbearbeitet, um klarzumachen, was ich meine. Aber nur ganz allgemein mit Kontrasten und so ... Den Rest erledigen das Alter, der trübe Winter und das eiskalte, psychotische LED-Sparlampen-Großraumbeleuchtungs-Neonlicht.
Aber lassen wir mal die selbstironisch geschauspielerten Eitelkeiten beiseite: Ich fühle die Last der Jahre nicht in erster Linie körperlich, sondern geistig. Innerhalb von 55 Jahren, so stelle ich mit zunehmender Häufigkeit fest, hat man schon so viele Fehler gemacht, darunter auch so viele heftige Fehler, dass man ein Idiot sein müsste, wäre man aus ihnen nicht auch ein kleines Bisschen weiser geworden.
Und man hat so viel auf die Fresse gekriegt, metaphorisch gesprochen, dass es immer leichter fällt, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden und dass man, sofern man, wie gesagt, kein Idiot ist, die ersten embryonalen Kristallisationspunkte dessen erahnt, was bei weiterer mählicher Reifung zu einem eigenen in sich geschlossenen Weltbild werden könnte.
Nee, ich möchte nicht nochmal 25, 35 oder 45 sein, und erst recht nicht 15. Weniger fett, ja, aber sonst?
Alles ist gut!
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