Sonntag, 26. November 2017

Der Traum vom Fliegen


Habe nach langer Zeit neulich mal wieder geträumt, ich könnte fliegen, genauer gesagt, mir träumte, ich könnte mich, wenn ich mich nur ein wenig konzentrierte, allein durch pure Geisteskraft vom Boden lösen und gemächlich richtungsgesteuert dahinschweben.

Die Traumdeutung weist diesem Szenario, wenn es denn bei schönem Wetter stattfindet, den Wunsch nach Freiheit, Ungebundenheit und Unabhängigkeit zu, was so naheliegend und nachvollziehbar ist, dass es schon ein bisschen banal klingt.

Dieser Traum scheint einigermaßen verbreitet zu sein, und bei genauer Betrachtung offenbart sich eine bemerkenswerte Unschärfe des Begriffs. Für manche Menschen verbindet sich nämlich mit dem "Traum vom Fliegen" die sehr spannende technische Geschichte der Fliegerei bis zu dem heutigen und fortdauernden "höher, schneller, weiter, effizienter". Diese technische und technikgeschichtliche Seite ist auch eine ganz und gar faszinierende Sache.

Aber in der Alltagspraxis führte uns diese Perspektive in eine Situation, in der jährlich vier Milliarden mal Menschen zu mehreren Hundert auf je 76 mal 45,5 cm in eine Alu- oder GfK-Röhre gestopft und gelegentlich mit Tomatensaft gefüttert werden. Deren je individuelles Erleben hat mit dem "Traum vom Fliegen" ebensoviel zu tun, wie eine frühsommerliche Waldwanderung mit einer Fahrt in der Londoner U-Bahn. Im Winter. Zur rush-hour.

Nur unwesentlich besser ist es, mit in einem Flugzeug mit dem Interieur eines mehr oder weniger luxuriösen Mittelklasse-Pkw möglichst pronto von A nach B zu gelangen. Hier, bei den Geschäfts-Reiseflugzeugen, bis hinunter zur Klasse der Cessnas 172, geht es zwar etwas individueller zu, aber irgendwie ist's doch nur wie Autofahren in der Luft.

Schweigen wir hier über die Militärluftfahrt, kommen wir gleich zur Zusammenfassung:

Das meiste menschliche Fliegen hat mit dem menschlichen Traum vom Fliegen überhaupt nichts zu tun. Punkt. Und wenn nicht bald etwas Quantenmechanisches und / oder Nanotechnologisches und / oder Weiß-der-Geier-was erfunden wird, können wir uns die Realisation dieses Traums auch abschminken.  

Nil desperandum! Denn es gibt Annäherungen.

Dabei gilt: Je nutzloser, zielloser, langsamer und minimalistischer ein Fluggerät ist, desto näher kommen wir damit dem wahren, dem eigentlichen menschlichen Traum vom Fliegen.

Beispiel Kunstflug: Elaborierte Technik, schnell. Aber herrlich nutz- und ziellos. Kunst eben.
Beispiel Segelflug: Elaborierte Technik, aber nicht mal 'n Motor.
Beispiel Paragliding: Nicht mal 'n Flugzeug ...
Beispiel Ballon: Nicht mal ... praktisch nix. Echt nur heiße Luft!
Beispiel Ultraleicht: Da gibt es inzwischen Überentwicklungen, vor allem bei den Dreiachsern. Bei den Trikes hingegen, vor allem den leichten, langsamen 120-Kilo-Trikes, bin ich voreingenommen, aber sowas von ...


Zusammenfassung der Zusammenfassung:

Je mehr der Nutzen eines Fluggerätes in Geldeswert gemessen wird und je höher dieser Wert ist, desto weiter bist Du vom Traum vom Fliegen entfernt.   





(verändert via wikipedia)




(stark verändert via wikipedia)

Sweet dreams are made of this,
who am I to disagree ...








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