Mittwoch, 26. Juli 2017

Selbstbeobachtung


Hoffe seit Tagen, in meinem Urlaub noch irgendwie Wetterbedingungen für diesen oder jenen Aus-Flug zu bekommen. Starre in Halbtagesrhythmen immer wieder auf die Meldungen des Wetterdienstes. Das mickernde Pflänzchen Hoffnung, heute Nachmittag könne was möglich sein, zerbröselt seit gestern peu à peu, und nun ist das Niveau erreicht, auf dem die Vernunft längst weiß, dass es auch heute definitv nicht mehr klappen kann, aber ein Gemisch aus Trotz, Irrationalität und Verhaltensmustern lässt mich weiterhin jede Aktualisierung beim DWD gebannt, ja, begierig betrachten ...

Um das ganz klar zu sagen: Ja, das sind Erst-Welt-Probleme. Leute, deren Keller oder Wohnungen gerade unter Wasser stehen, haben mehr Grund zur Klage. Und Menschen, die von Tod, Hunger, Verfolgung bedroht sind ... naja, vor denen müsste ich mich eigentlich schämen, mein Problem überhaupt als Problem zu beschreiben.

Der noch sachlich funktionierende Teil meines Geistes stellt also fest:
  • Mir geht's gut, sogar sehr gut! Es ist ein unfassbares Privileg, zu den ganz wenigen Menschen dieses Planeten zu gehören, deren größtes aktuelles Problem das Wetter für einen privaten Lustflug ist. 
  • Wenn man sich tagelang mit einem eigentlich nebensächlichen Problem herumschlägt, dann gewinnt dieses Problem eine ihm nicht zustehende Bedeutung.
Im Rückblick (!) wird mir außerdem bewusst, dass ich zwischendurch immer mal wieder in einen virtuellen Diskurs mit dem "Problem" eingetreten bin, erkennbar an gedanklichen Konstruktionen wie "Mach schon!" oder "Das ist nicht fair!" oder "Nein, keine 18 Knoten [Windgeschwindigkeit]! 8, Ihr Blödmänner, macht 8 Knoten, dann flieg' ich!" oder "Bald ist mein Urlaub vorbei, dann komme ich fliegerisch zu garnix mehr." etc.

Weniger kontrollierte Areale meines Denkens unterstellen also:
  1. Das Wetter unterliegt demokratischer Willensbildung. 
  2. Es orientiert sich an menschlicher Ethik. 
  3. Es ist fähig zum rationalen Diskurs und leitet aus neugewonnener Information Verhaltensänderungen ab. 
  4. Verantwortlich für das Wetter ist der Deutsche Wetterdienst.
Soviel zum Thema "Vernunft" ...

Heute Nachmittag könnte herrliches Wetter zum Rasenmähen sein. Prima, dass ich vielleicht auch die Gelegenheit finde, im Haus klarschiff zu machen. Das Leben ist schön!








  (verändert via youmovies.it)
Wie wär's, wenn ich einfach aufhörte, mir selbst die Ohren vollzugreinen?