Donnerstag, 19. Juli 2018

Reaktionen



Seit April fahre ich ja nun, wie berichtet, mit einem Anti-Rassismus-Aufkleber am Auto durch die Welt. Wie prophezeit, gab es kaum Reaktionen. "Kaum" heißt nicht "keine":

1. Reaktion
Mein Vater, pensionierter Polizist: "Du läufst Gefahr, dass Dir jemand aus Wut über den Aufkleber das Auto demoliert." Der Hinweis ist ernstzunehmen. Aber wie weit wäre es denn mit unserem Land gekommen, wenn man den braunen Dummbratzen nicht nur durchgehen ließe, dass sie ihre kruden Gedanken wieder salonfähig machten, sondern darüberhinaus auch noch vor ihrer Gewaltaffinität kuschte?

2. Reaktion
Unser Hotelier in Würzburg: Begeisterung und Lob und vor allem umfassende, wütende Empörung über die CSU-Spitze und ihre allzu offensichtliche Ranschmeisse an die Rechten.

3. Reaktion
Unser Gastgeber in den Marken, Italien, kosmopolitischer Niederländer: "... the 'Aufkleber', I think it's pretty good ...", gefolgt von antirechten Kommentaren mit vielen "F###"-Wörtern. Zum Schluss schenkte er uns eine 5l-Karaffe seines Weißweines. Seine Frau, eine Italo-Amerikanerin berichtete über die Folgen der Rechtsrucke in den USA und in Italien. Da wird schon viel gelitten und das Leid werde znehmen, und die Leute sind so bescheuert und wählen immer weiter diese Volksverhetzer.

4. Reaktion
Ein Ex-Schüler mit gutachterlich bestätigter schwerer Störung im emotionalen-sozialen Verhalten beschimpft mich in meinem G+-account, also internet-öffentlich als "dummen Juden", "Nigger", wünscht, ich wäre im letzten Krieg gestorben etc. etc. Da wir hier einen psychopathologischen Sachverhalt haben, will ich das Verhalten des Jungen nicht weiter kommentieren, aber es verweist doch auf die Wirkmächtigkeit der Nazi-Taktiken: Die AfD, die Rapper und das ganze andere Fundamentalisten-Gesocks zielt ja eben nicht auf die vernunftbasierte Auseinandersetzung. Sie alle zielen mit ihren simplizistischen, instinktbasierten Botschaften auf die, die da geistig arm sind, und Leute wie Joshua aka Affeleck sind intellektuell einfach nicht stark genug, sich gegen diese permanente, gebetsmühlenartige, vielkanalige Beeinflussung zu immunisieren. Sie sind hilflos ausgeliefert. Da kann auch Schule auf Dauer nichts mehr aufhalten oder gar reparieren, wenn viel zu viele osteuropäische, amerikanische, asiatische und bayrische Plittikörr den Schwachsinn vortanzen, ohne sofort metaphorisch (!!!) abgeschossen zu werden - von den richtig hirntoten Fundamentalisten ganz zu schweigen.

5. Reaktion
Vorgestern fand ich folgende Papp-Botschaft hinter den Scheibenwischer meines Autos geklemmt:

Wiedergabe: "Auch unter den 'Nicht Rassiten' gibt es 'Arschlöcher' !überall!" 

Diese Nachricht lässt mich ratlos zurück. Wenn ich sage "Alle Rassisten sind Arschlöcher!", dann heißt das doch eigentlich nicht, dass ich nicht-rassitische Vergewaltiger, Kinderschänder und Investment-Banker deshalb nicht auch für Arschlöcher halte, oder? Wollte der/die VerfasserIn des Pappzettels mich wirklich nur zu dieser Präzisierung veranlassen?
Oder sollen wir daraus lesen, dass man, z.B. ich, gegen Rassismus und trotzdem ein Arschloch sein kann? Ok, da könnte ich zustimmen.
Oder fühlte die/der VerfasserIn sich als RassistIn und also Arschloch ertappt, wollte mit diesem Prädikat aber nicht alleine dastehen? Wir werden das wohl nicht klären können.

Es bleibt die Erkenntnis: Wer sich von dem Text des Aufklebers angesprochen und also beleidigt fühlt, hat es auch verdient.

Gute Sache, das.



















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