Sonntag, 31. März 2019

Hab' keine Lust!







Ärgerlich: Dass der Bayer-Konzern eine bei mir recht wirksame Creme neuerdings in eine feste, starre Plastik-Tube verpackt, die konstruktiv darauf ausgelegt ist, möglichst große Restmengen des nicht eben billigen Produktes zurückzuhalten.

Ärgerlich nicht nur, dass man das an sich nützliche Produkt nun leider boykottieren muss.

Noch viel ärgerlicher der Gedanke, dass die Marketing-Fuzzies, die sich das ausgedacht haben, sich selbst für unglaublich ausgebufft und uns für ausgesprochen blöd halten.

Und am aller-ärgerlichsten der Gedanke, dass sie damit anscheinend recht haben.

Beweis: Würde es sich betriebswirtschaftlich nicht lohnen, ein so mieses, kundenfeindliches Marketing zu betreiben, würden die Knallköppe es vermutlich nicht tun.

Umkehrschluss: Der Schwachsinn, der uns aus Werbung, Warenangebot und Produktgestaltung entgegenquillt, ist der Schwachsinn, auf den eine mathematisierbare Mehrheit abfährt. Das ist zwar völlig unbegreiflich, aber das sind Teile der Quantenphysik auch.

Persönliche Schlussfolgerung I: Fast alles Idioten, außer ich!

Persönliche Schlussfolgerung II: Ich verstehe alle tendenziellen Eremiten, die sich vom Treiben dieser Mehrheiten möglichst zurückziehen.

Persönliche Schlussfolgerung III: Minimalistisches Leben fällt mir immer leichter. Es macht keinen Spaß mehr, Sachen zu kaufen. Das ist kein Konsumverzicht, sondern Konsum-Lustlosigkeit, die aus dem zunehmenden Gefühl permanenten Betrogen-Werdens resultiert.
















Donnerstag, 28. März 2019

Angels at my Gate


Was ist der Unterschied zwischen Huawei und Google?

Naja, auf der einen Seite haben wir einen riesengroßen, übermächtigen Internetkonzern, der mehr oder weniger halboffiziell von der Großmacht, deren Rechtsprechung er unterliegt und die uns Europäern keineswegs freundlich gesonnen ist, gezwungen wird, die Daten, die wir dort hinterlassen, persönliche Daten, Firmengeheimnisse, Konstruktions- und Strategiepapiere, auszuspionieren und an die Dienste der betreffenden Großmacht weiterzugeben, wo diese Daten dann zu unserem Nachteil genutzt werden.

Und auf der anderen Seite ... äh ... oh.*

Ich meine, wer auch immer Lizenzen zum Aufbau des 5G-Netzes bekommt, man sollte extremst misstrauisch sein und bleiben. Huawei ist höchstens ebenso gefährlich wie alle anderen.






Mata Hari (1905)
oder:
Als Spionage noch verrucht und verboten war.
oder:
"Früher war mehr Lametta!"





* Diese Konstruktion habe ich von Terry Pratchett geklaut, der solcherart höchstgenial Scheibenwelt-Magie und irdische Naturwissenschaft verglichen hat.









Dienstag, 26. März 2019

Fast nix gemerkt




(stark verändert via ndr.de)

Erst habe ich drüberweggelesen. Die organisierte Kriminalität von Auto- und Finanzkonzernen bleibt eigentlich im selben Aufmerksamkeits-Überdruss-Filter hängen, wie Trump, Brexit und die weltweite Populisten-Fascho-Kacke.

Dann habe ich - warum, weiß ich nicht - doch nochmal sinnentnehmend gelesen und festgestellt:

  • Es geht nicht darum, dass VW im großen Stil, d.h. weltweit und mehrmillionenfach bewusst, d.h. mit gezielter technischer Manipulation Kunden betrogen hat. Das ist keine Frage, sondern Tatsache. 
  • Es geht auch nicht darum, dass das kollektive ethische Versagen der Führungstruppe den im Titel erwähnten "Rückschlag für Volkswagen" darstellt.  
  • Es geht auch nicht darum, dass die betrogenen Auto-Käufer irgendwie entschädigt und verantwortliche Groß- und Schwerstkriminelle bestraft werden sollen.
  • Es geht auch nicht darum, dass der Konzern sein Fehlverhalten bis über den allerletzten Moment hinaus verschwiegen hat und bis heute keine Verantwortlichen benennt, wie auch Mafiosi oder die Mitglieder krimineller arabischer Clans niemals einen der Ihren den Gesetzeshütern ans Messer liefern. 


Vielmehr geht es darum, dass "mögliche kursrelevante Information der Märkte" möglicherweise von unterhalb des Vorstandes herausgesickert seien, dass infolgedessen der Aktienkurs weggebrochen sei, bevor (!) die Anleger ihre absehbar im Wert geminderten Anteile abstoßen konnten und dass sie solcherart Kursverluste in Höhe von fünf- bis neunmilliarden Euro zu verkraften hätten, die sie nun, bitteschön, ersetzt haben möchten.

Wohlgemerkt: Die Anleger haben kein Problem damit, dass der Konzern, "ihr" Konzern, bandenmäßigen Betrug in besonders schwerem Fall (§263 StGB) begeht. Sie hätten auch kein Problem mit dem vorübergehenden Einbruch der Aktienwerte gehabt, wenn, ja wenn, die Konzernspitze doch wenigstens die Freundlichkeit gehabt hätte, sie vor allen Anderen und exklusiv zu informieren. Dann hätte man nämlich auf der Basis dieses Insider-Wissens die Aktien vor dem zwangsläufigen Niedergang an irgendwelche uninformierten, nützlichen Idioten verscheuert, die dann den Verlust zu tragen hätten. Das wäre völlig o.k. gewesen.

Was ich nicht verstehe und gerne wissen möchte: Finde nur ich die dahinterstehende Ethik brechreizerregend (keine Metapher[!])? Warum wird darüber in einem Ton berichtet, als sei so ein Verhalten normal? Warum empört sich niemand?




(verändert via wikicommons)
Nee, das ist jetzt nur ein altes Foto eines Prozesses gegen die normale Mafia. 
Wann die VW-Manager angeklagt werden, weiß ich noch nicht. 












Samstag, 16. März 2019

Klare Kante


Als Gérard Depardieu noch ein richtig guter Schauspieler war und nicht nur hauptberuflicher Infantil-Egomane, gelang ihm in dem Film "Mammuth" eine großartige Szene, in der er als frühverrenteter und etwas langsamdenkender Schlachthofmitarbeiter nach vielen Jahren einen ehemaligen Arbeitgeber fragt, warum dieser damals keine Sozialversicherungsabgaben für ihn entrichtet habe, und der Arbeitgeber antwortet mit einem langen und sehr logischen Vortrag, der in den Worten kulminiert: "Du bist blöd. Das ist der Grund. Wir haben Dich da nicht angemeldet, weil Du blöd bist."

Für einen Moment herrscht Zweifel, ob Mammuth darauf gewalttätig reagiert, aber er stutzt nur, nickt und sagt hilflos "Ah ja!", als wäre er gerade nicht betrogen und beleidigt worden, sondern als hätte er soeben an einem sehr klugen und nachvollziehbaren Gedanken teilhaben dürfen.

Gestern hatte ich ein Telefonat mit einem Repräsentanten der DSL-Bank, von dem ich eigentlich wissen wollte, an welche Adresse ich die erste Mahnung des gerichtlichen Mahnverfahrens schicken solle, da die DSL-Bank seit Oktober letzten Jahres nicht mit der Änderung der Grundbucheintragung meines seitdem abbezahlten Hauses (Hurray!) in die Hufe kommt. Die Antwort dieses Repräsentanten war ebenfalls ein langer, logischer Vortrag, zwar nicht des Inhaltes, ich sei blöd, jedenfalls nicht direkt, aber dennoch so, dass ich ob der brutalen Offenheit nur zwischen gewalttätigem Protest und hilfloser Pseudo-Einsicht wählen konnte:

Meine Klage sei ihm keineswegs neu oder ungewöhnlich, sagte der Herr Repräsentant, aber ich müsse verstehen: Wenn eine Finanzierung erledigt sei, weil der Kredit abbezahlt, dann verdiene die DSL-Bank daran kein Geld mehr. Folglich säßen in der Abteilung, die die nachgehenden Prozesse bearbeite, wie z.B. die allfälligen Grundbuchänderungen, eigentlich nur inkompetente, unmotiverte, unintelligente und in anderen Abteilungen unbrauchbare Mitarbeiter, die einfach nichts geregelt kriegten und außerdem spiele so eine Grundbuchänderung außer für mein persönliches Wohlgefühl keine Rolle, und wenn ich irgendwann mein Haus verkaufen wollte, sollten die Notare sich darum kümmern und die Sache nochmals massiv bei der DSL-Bank einfordern.

Ich habe genickt (obwohl das am Telefonat immer etwas dämlich ist), ich habe hilflos "Ah ja!" gesagt, und ich habe sogar meine Frage vergessen, wegen der ich eigentlich angerufen hatte. 

Man verstehe mich nicht falsch: Ich will mich nicht über die DSL-Bank beschweren *. Ich finde es aber so überwältigend, wie selbstverständlich und wie diskursfähig es mittlerweile geworden ist, dass große Konzerne individuelle Privatkunden ohne jeden Hauch ethischen Zweifels, sogar ohne das Bemühen auch nur vorgetäuschter Ethik, ausnehmen. Ein Konzernvertreter, der mir offen sagt, mein berechtigtes Anliegen interessiere dort nicht mehr, da mit mir derzeit kein Profit mehr zu erzielen sei ... Chapeau!

VW macht es ähnlich, wenn der Konzern öffentlich zugibt, US-Kunden würden für den bandenmäßigen Betrug, den der Konzern begangen hat, natürlich entschädigt, deutsche Kunden natürlich nicht, weil das den Profit der Aktionäre schmälern würde. Was soll man machen? Hilflos nicken und "Ah ja!" sagen? Dazu gibt es eigentlich zu viele weitere Beispiele, die uns spontan einfallen.

Früher war das nicht anders, völlig klar. Aber früher hatte man den Anstand, derlei zu kaschieren. Und noch viel früher waren Geschäftsführer noch Geschäftsführer und keine austauschbaren CEOs und sie empfanden sowas wie persönliche Scham. Und noch viel, viel, viel früher, da griff ein Firmen-Chef auch schon mal zum Revolver, zum soliden Strick oder zum Wakizashi, wenn zu viel unethisches Geschäftsgebaren ruchbar wurde und er noch einen Hauch Ehre im Leib hatte.

Acta est fabula. Vielleicht ist es sogar besser, wenn die Arschlöcher ganz offen und ehrlich Arschlöcher sind. Was ist schlimmer als ein Arschloch? Ein verlogenes Arschloch. Na bitte.

Aber die frühkindlich-natürliche Sandkisten-Kinder-Ethik rumort in mir und findet Arschlöcher eigentlich immer noch doof, egal, ob sie offen oder verlogen agieren. Und der 57jährige alte Sack fragt sich, ob er diese brechreizerregende Offenheit zügelloser Profitgier tolerant in sein ohnehin nicht gerade sonnig-fröhliches Welt- und Menschenbild einbauen sollte oder ob es nicht doch an der Zeit ist, Altersstarrsinn zu reklamieren und mit zunehmender Lautstärke zu fragen, ob jetzt in Sachen Ethik eigentlich Alle völlig durchgedreht seien und was eigentlich noch passieren müsse, bevor wir die "Masters of the Universe" kastrieren, statt immer weiter nur zu nicken und "Ah ja!" zu sagen.

...

Oha. Sollte ich mich ein wenig echauffiert haben?

Schnell zwei Gegenbeispiele:

Karina Paulsen, Pflegedienstleitung bei der Sozialstation Wesermarsch-Ammerland. Hat Urlaub, kommt aber trotzdem freitagnachmittags vorbei, weil der Medizinische Dienst der Krankenkasse bei meinem Vater die Visite zur Festlegung der Pflegestufe macht.

Gemeinde Wiefelstede, Fachbereich Innere Dienste/Bürgerservice, eine Behörde (!!!): Alters- und krankheitsbedingt sind meine Eltern immobil. Nun müssen aber neue Personalausweise her und dafür bedarf es persönlichen Erscheinens "au dem Amt". Eigentlich nicht vorgesehen, aber spontan möglich gemacht: Eine Mitarbeiterin kommt vorbei und erledigt alles. Danke, Frau Tabke!


Was lernen wir aus alledem? Dreisatz:

1. Es gibt viel zu viele Beispiele für brechreizerregend unethisches Verhalten. Meistens im Zusammenhang mit der Möglichkeit, viel und schnell Profit zu machen.
2. Es gibt viele Beispiele für Menschen, die einfach nett und selbstlos sind, obwohl sie keine unmittelbaren Vorteile daraus ziehen, sondern einfach nur denken, dass eine Welt, in der es solche netten Menschen bzw. Verhaltensweisen nicht gäbe, keine Welt wäre, in der sie gerne leben wollten bzw. könnten.
3. Der Unterschied zwischen netten Menschen und Arschlöchern ist so grell-schreiend offensichtlich, dass ich künftig jedes klügelnde Geschwurbel über diesbezügliche Definitionen zurückweisen werde.








(Eigenes Foto, stark verändert)







* Eigentlich doch. Aber das bliebe effektfrei, daher kann ich's auch lassen. Selbstverständlich werde ich nie wieder mit der DSL-Bank zusammenarbeiten. Die sind einfach viel zu gewieft für mich.









Sonntag, 10. März 2019

Des Potus' genial-geheime Agenda!


Sollte ich jemals etwas Negatives über Trump gesagt haben, so bitte ich hiermit in Demut und tiefer Scham um Vergebung. Der Mann ist ein Genie. Der ist uns intellektuell um Lichtjahre voraus!

Die Idee, alles nur nach dem Preis und nichts nach dem Wert zu beurteilen, die krankhafteste egomanische Gier nach Macht und Geld zum ethischen Ideal zu stilisieren und den Zweck jedes Mittel heiligen zu lassen, erscheint auf den ersten Blick, nunja, gewöhnungsbedürftig. Wenn man diese Haltung aber auch auf den globalen militärstrategischen Bereich ausdehnt, wie Trump und seine devoten Zwerge es jetzt zelebrieren, dann bekommt Alles einen wunderbaren Sinn. *

Phase 1 (Gegenwart): Trump möchte, dass die Vasallen der U.S.A. für die Präsenz amerikanischer Truppen bezahlen, und zwar im Sinne einer betriebswirtschaftlichen Vollkostenrechnung plus 50 %. Wir können getrost davon ausgehen, dass diese "plus 50 %" reine Verhandlungsmasse und nicht wirklich ernst gemeint sind.

Phase 2: Alle Länder, in denen amerikanische Truppen stationiert sind, bemühen sich, diese Kosten zu minimieren, d.h. auf das allernotwendigste zu reduzieren. Erster Vorteil: Militärpräsenz wird erstmals auf drei Stellen nach dem Komma hinterfragt, das tatsächliche Sicherheitsbedürfnis permanent objektiv quantifiziert. Der Großteil der in Deutschland stationierten amerikanischen Truppen zieht ab.

Phase 3: Wo für Dienstleistung bezahlt wird, entsteht ein Markt aus Angebot und Nachfrage. Die US-Vasallen-Staaten, allen voran Deutschland, Japan usw., stellen fest, dass sie einige dieser Dienstleistungen entweder selbst viel billiger erbringen können oder sie vergeben externe Aufträge nach klarer internationaler Ausschreibung. Gerne dürfen die U.S.A. sich auch daran beteiligen, aber es gilt: Gleiches Recht für Alle! Da aber viele Staaten ihre amerikanischen Besatzungstruppen runterfahren werden, werden die Preise moderat.

Phase 4: Nehmen wir an, der Auftrag, den globalen militärischen Schutz der Bundesrepublik Doitschland zu gewährleisten, sei an einen asiatischen, afrikanischen oder russischen Warlord gegangen, weil dessen Angebot einfach am preisgünstigsten gewesen ist. Nehmen wir weiterhin an, dieser Warlord tut, was auch bei mittelalterlichen Söldnern an der Tagesordnung war: Er übernimmt gleich die politische Macht im Territorium seines Auftraggebers oder erpresst eine Riesensumme mit der Drohung, es zu tun. Dafür bedarf es einer Rückversicherung. Sagen wir also, wir hätten nicht nur den Warlord beauftragt, sondern auch ein dazu passendes Angebot, sagen wir, der russischen Armee angenommen, dass die Kontingente bereitstellt, in so einem Fall die Usurpatoren zur Raison zu bringen. Allein die Versicherungspolice, die wir mit den Russen abgeschlossen haben und für die wir natürlich auch zahlen müssen, verhindert die Usurpation.

Phase 5: Nach einer etwas turbulenten Umstellungsphase, man nennt das "Marktbereinigung", in der z.B. unzuverlässige Söldnerheere aus dem Markt gedrängt worden sind, gibt es nur noch eine Handvoll großer, zuverlässiger Sicherheitsanbieter, die modularisierte Militär-Sicherheits-Lösungen anbieten. Es ist längst nicht mehr nötig, dass wirklich überall auf der Welt Truppen stationiert sind. Für Europa würde es doch reichen, eine einzige, potente Streitmacht bereitzuhalten, die beispielsweise irgendwo westlich des Urals kaserniert sein könnte und nur im Bedarfsfall losgeschickt wird. Einstmals arme Länder, die weder Rohstoffe noch gutausgebildete Arbeitskräfte haben, können ihre Landeskinder in diesen Truppen dienen lassen und damit ihre Wirtschaft sanieren. Eine win-win-Situation, wie derzeit ja schon z.B. bei philippinischen Seeleuten.

In dieser Phase werden Konflikte ausgetragen, indem Land A droht: "Du hast mich beleidigt! Ich werde für 10 Millionen militärische Macht einkaufen!" Land B: "Ha! Wenn ihr für 10 Millionen Macht kauft, kaufen wir für 15 Millionen!" Vermutlich wird man dann aber die 10 respektive 15 Millionen sparen und nur Optionsscheine erwerben: WENN Land A mich überfällt, DANN setzt bitte  irgendwelche militärische Macht in Höhe von 15 Millionen dagegen. Vermutlich wird es auch Warentermin-Geschäfte geben. Was passiert, wenn sowohl Land A als auch Land B beim selben Anbieter einkaufen, weiß ich noch nicht. Aber Heckler & Koch verkaufen auch immer an beide Seiten, und niemand hat ein Problem damit.

Phase 6: Die Kosten für deratige Leih-Armeen werden natürlich unglaublich hoch sein, wenngleich nur ein Bruchteil dessen, was derzeit weltweit für Militär ausgegeben wird. Wenn man es aber richtig managt, kann das auch ein Riesen-Geschäft werden. Wird Zeit, die Kosten und die Risiken auf viele Schultern zu verteilen. Wir privatisieren die Bereitschafts-Armeen und gehen damit gleich an die Börse. Es entsteht die "Armee auf Aktien", genannt  "A³".

Phase 7: Wo Aktien sind, sind Shareholder. Und wo Shareholder sind, muss um des Profites Willen rationalisiert werden. 2017 wurden weltweit 971,9 Milliarden Dollar für Rüstung ausgegeben, davon 602 Milliarden allein von den USA. Nach ein paar Jahren betriebswirtschaftlicher Optimierung sind alle Armeen bis auf ein paar symbolische Reste, vergleichbar den Bärenfell-Mützen-Fuzzies vor dem Buckingham-Palast oder dem Wachbataillon der BW, zusammengestrichen. Die "Masters of the universe", sprich: die Finanzkonzerne, streichen per anno eine Billion Dollar als Gewinn (!) ein und sorgen im Gegenzug dafür, dass Kriege nicht mehr geführt werden. (Logisch: Dann würde ja das Geschäftsmodell leiden.)

Die Macht, Kriege zu unterbinden, hätten die "Masters" bisher auch schon gehabt, aber natürlich kein Interesse, weil dann keine Waffen ver- und gekauft würden und Abwesenheit von Profit ist nun mal der größte Horror des Kapitals, sagt Karl. Und Donald sagt, wenn auch sehr, sehr indirekt und nur in langfristiger Perspektive erkennbar: Gebt ihnen das Geld einfach so, dann brauchen wir keine Waffen und keine Kriege mehr!






(stark verändert via wiki commons)

Verdammt, hier haben wir den größten Checker der Weltgeschichte, und ich habe den Witz nicht kapiert. Peinlich, peinlich! Jetzt finde ich natürlich auch, dass D.T. den Friedensnobelpreis verdient.






* Interessant übrigens, dass ein führender Militär der US-Junta in diesem Zusammenhang ganz offen zugibt, dass ein künftiger Krieg mit China von den Psychopathen in Washington als unvermeidlich angesehen werde. Kennt noch jemand Kubricks "Dr Seltsam oder: Wie ich lernte die Bombe zu lieben"?









"Mir wird von alledem so dumm"



"Mir wird von alledem so dumm,
Als ging mir ein Mühlrad im Kopf herum."

... sagt der "Schüler" in Goethes "Faust 1" nach einem Gespräch mit dem Teufel. Mit geht das immer so, wenn ich die Nachrichten der Welt durchseihe.

Der algerische Präsident Bouteflika ist 82 Jahre alt und seit sechs Jahren quasi arbeitsunfähig. Nun kandidiert er erneut für das Amt, und die Algerier regen sich furchtbar auf. Warum wählen sie ihn nicht einfach nicht? Ich habe nirgendwo gelesen, dass es keine geheimen und gleichen Wahlen in Algerien gäbe?

Trumps Mauer verstehe ich auch nicht. Angeblich kommen so viele Flüchtende über die Südgrenze der U.S. of A, dass Trump den nationalen Notstand ausrufen möchte. Wo bleiben die eigentlich alle, ich meine, jene, die schon rübergemacht haben? Wo sind die Flüchtlingslager? Oder ist gibt es etwa einen sehr aufnahmefähigen und aufnahmewilligen illegalen Arbeitsmarkt in Gods-own-country? Warum bomben Potus und Presse nicht gegen die Schwarzarbeitgeber? Warum stattdessen die Milliarden für die Mauer? Weil man nicht die Hand beißt, die einen füttert?

Der venezuelanische Möchtegern-Präsidenten-Darsteller von Trumps und Europas Gnaden, Guaidó, ruft zum Marsch auf die Hauptstadt auf. Logisch, das hat bei Mussolini auch prima geklappt, und Hitler hat's zumindest mal versucht. Aus der Geschichte wissen wir also, dass solche Aktionen letztlich immer zu den gewünschten Ergebnissen führen ...

Die Kredite für den A380 will der Airbus-Konzern auf die Solidargemeinschaft abwälzen, 640 Millionen Euro. Ein Flüchtling kostet pro Monat 1.000 Euro. Das bedeutet, wir könnten also einem Konzern mit einem Jahresüberschuss (!) von 5,83 Milliarden Euro weiteres Geld in den Allerwertesten pusten oder, zum Beispiel, 53.333 Geflüchtete ein Jahr lang versorgen. 53.333, das entspricht über 2.000 Schulklassen, nur, um mal einen Vergleich zu ziehen. Wieviel Schulklassen hat eine GROßE Schule? 20?

Die Liste der Frag-Würdigkeiten ist endlos.

So ganz richtig interessieren mich nur zwei Fragen:


  1. Bemerkt niemand mehr den galoppierenden Schwachsinn?
  2. Warum dreht niemand durch? Besser: Warum revoltiert niemand? 




(Harry Clarke: Illustrationen zu Goethes Faust, 1926)











Sonntag, 3. März 2019

Merkel-Psychogramm


Soso, Frau Merkel unterstützt uneingeschränkt die Schülerdemos gegen den Klimawandel. Das steht im auffälligen diametralen Widerspruch zu ihrer Politik, die ansonsten tabulos und devot sämtliche Vorgaben der Lobbyisten der Auto- und Energie-Konzerne, der Banken und Agrarier lustvoll umsetzt.

Wie lässt dieser Widerspruch sich erklären?

Versuch A: Merkel will ein schickes Zeichen setzen. Sie geht davon aus, dass diese Demos sowieso wirkungslos verpuffen und ergo bald versiegen werden. Da kann man risikolos ein bisschen opportunistisch sein und gratis ein paar Sympathie-Punkte abgreifen.

Versuch B: Merkel hat keine andere Chance. In westlichen Demokratien ist es unüblich, dass Plittikör*innen öffentlich zugeben, dass ihnen der Schutz einer für Menschen überlebenswerten Umwelt schrecklich egal ist. * Mit der geballten Bundesregierungs-Macht auf einer 16-jährigen rumzuhacken, könnte propagandistisch nach hinten losgehen. (Was wäre geschehen, wenn Greta Thunberg bei Beginn ihrer Campagne, sagen wir, sechs, sieben Jahre älter gewesen wäre?)

Versuch C: Merkel outet sich am Ende ihrer Kanzlerschaft im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Als Naturwissenschaftlerin ist ihr längst klar, dass unser derzeitiges Wirtschaftsmodell nicht mehr zukunftsfähig ist, eigentlich nie war. Aber sie weiß auch, dass die Macht in Deutschland, Europa und der Welt nicht von Politikern ausgeübt wird, weder von demokratisch legitimierten, noch von diktatorischen. Es regiert ausschließlich der "Druck der Märkte", sprich: ein paar riesige Konzerne, sprich: die krankhafte Gier einiger Weniger. Kann es sein, dass Merkel, jetzt, da die Macht mit all' ihren Zwängen und Bedrückungen peu à peu von ihr abfällt, klare Momente erlebt? Sie kann vielleicht nicht aus ihrer geistigen Abhängigkeit von den Konzernen ausbrechen, aber das Gute in ihr ist nicht völlig abgestorben ...

Wir hätten hier so etwas wie die Tragik des Gollum-Motivs. Der Macht verfallen, gleichwohl mit Ambivalenzen ... Interessante Sache, das.


(sehr stark verändert via gointothestory.blcklst.com)





* bewusst kein Konjunktiv. Es IST ihnen egal. Indikativ.



PS: Was ich als Lehrer von den Schülerdemos halte? Würden wir unsere Fächer ernst nehmen und würden wir unseren Auftrag (§2 NSchG) ernst nehmen, wäre Unterricht nichts Anderes als die solide fachliche Vorbereitung der Demos für eine lebenswerte Zukunft. Andersrum: Schülerdemos sind die einzige logische Konsequenz aus verantwortungsbewusstem Unterricht, aus guten Lehrplänen und guter Pädagogik. Die politische Bissigkeit der heutigen Schüler*innen wäre ein gutes Qualitätskriterium für die Arbeit der Lehrer*innen. Mehr davon Kiddos, es ist Eure Welt, die meine Generation (und die davor, und die DAvor) versaubeutelt hat.