Montag, 30. Januar 2017

Relatives Glück


Wie freudig überwies ich doch soeben ein nicht unbeachtliches Strafgeld, da ich doch vermutet, ja, fest angenommen hatte, mein Vergehen sei ungleich schlimmer und die zu erwartende Buße also umso peinvoller als es tatsächlich der Fall war.

Wir lernen (mal wieder): Glücksgefühl entsteht nicht nur, wenn Gutes geschieht, sondern auch, wenn erwartetes Schlechtes nicht geschieht. Damit wird (mal wieder) klar, dass das Glück, genau wie das Erwarten, nur eine Konstruktion unseres Geistes ist und jedes Bewerten, jede Einteilung in gut / schlecht, fragwürdig.

Wie auch immer: Derzeit macht es mich glücklich, 25,00 EUR bezahlen zu dürfen. Morgen wird mir wahrscheinlich klar werden, dass man für diese Summe z.B. auch leidlich lecker hätte Essen gehen können, ein gutes Buch hätte erwerben können ... u.v.a.m. Und dann werde ich richtig sauer sein, dass ich aufgrund eigener Doofheit 25 Ocken zahlen musste, verflucht!



Für so viel Geld könnte man bessere Fotoqualität erwarten: Nein, ich trage kein Hitlerbärtchen, das ist ein Schatten. Und was da aussieht wie der Mikrofon-Halter eines Headsets - keine Ahnung! Ich trage sowas nicht, jedenfalls nicht im Auto.






Samstag, 28. Januar 2017

Das ist eigentlich nicht in Ordnung!


Es ist völlig indiskutabel, anstelle eines dringend zu führenden politischen Diskurses sich über die äußerlichen und körperlichen Merkmale von Plittikörrn zu mokieren. Man sollte sich grundsätzlich nicht über das Äußere von Menschen mokieren, und ich finde es auch wirklich völlig unangemessen, kontraproduktiv, dumm und unfair, wenn Kabarettisten ihre oft berechtigte Kritik an unserer Bundeskanzlerin mit Häme über deren Gesichtsausdruck mischen.

Aber hier konnte ich nicht anders:









(beide Bilder verändert via wiki commons)

Bilde ich mir die Ähnlichkeit der Form der Augenlider einschließlich der Lidfalten nur ein? Ist der Ausdruck satter Selbstzufriedenheit, nicht nur in der Mimik, sondern auch in der Kopfhaltung bis zum oberen Ansatz der Brustwirbelsäule wirklich identisch?

Nein, ich hacke nicht primitiv auf Trumps Äußerlichkeiten rum. Ich fordere nur dazu auf, ein/e Jede/r möge folgende These sorgfältig prüfen (unbedingt auch anhand Videomaterials):


  1. George Lucas hat 1980 in der fiktiven Figur Jabba Desilijic Tiure, genannt "Jabba the Hut", ein Set habitueller Merkmale angelegt, die diese Figur in der Summe als roh, machtgeil, korrupt, egozentrisch, gefährlich, unberechenbar und überhaupt recht unsympathisch auszeichnen soll.  
  2. Trump produziert gegenwärtig vergleichbare Merkmale, die er und seine Anhänger aber anscheinend positiv konnotieren.


Sollte diese These nicht falsifiziert werden, ergeben sich weitere Forschungsfragen:


  • Wie ist es zu erklären, dass ein Verhalten, das 1980 für das größte anzunehmende fiktionale Arschloch des Universums angemessen war, im Jahre 2017 einen realen Menschen per Mehrheitsvotum ins Oval Office katapultiert?
  • Wo und wann hat die Menschheit den ethischen Kompass verloren?






Montag, 23. Januar 2017

"Alternative facts"


Als Trumps Beraterin die Parole von den "alternative facts" in die Weltöffentlichkeit blähte, da wurde mir schlagartig bewusst: Trump agiert wie ein vierjähriges Kind.

  • Ein Weltbild, wie es ein Vierjähriger mit sechs bunten Wachsmalstiften malen würde.
  • Denken in wenigen, schlichten Schablonen, statt Versuchs intellektueller Durchdringung.
  • Keine klare Grenze zwischen der Wunsch- und Märchenwelt im eigenen Kopf und einer Welt außerhalb.
  • Anspruch auf unverzügliche Bedürfnisbefriedigung.
  • Die Umwelt existiert ist nicht per se, sondern ausschließlich als auf das Kind ausgerichtet - und ist folglich mit den Mitteln eines Vierjährigen formbar: Fantasie-Geschichten erfinden, herumquengeln, Widerstände niederschreien und grabschen, was in Reichweite ist.

Hm ...

Ok, ich präzisiere: Trump agiert wie ein vierjähriges verhätscheltes, verzogenes, egoistisches Arschloch-Kind.



(Otto Kübel, 1910 - verändert via wiki commons)

Alle Populisten verkaufen Kindheitserinnerungen: Als Wünschen und Geschichten-Erzählen noch etwas bewirkten. Als krasse Lügen noch nicht "krasse Lügen" genannt wurden, sondern "ausgedachte Geschichten" (vgl. "alternative facts"). Als die Welt noch einfach und überschaubar war. 



Übrigens: Sieht die o.g. Trump-Beraterin der Hexe auf der Märchen-Illustration wirklich ähnlich, oder bilde ich mir das nur ein?

Nee, kann nicht sein. 
Botox und Bulimie gab's 1910 noch nicht.






Samstag, 21. Januar 2017

Ethische Anekdote


Olympische Spiele 1928, Amsterdam. Fechten. Lucien Gaudin (FR) gegen Guilio Gaudini (IT). Das Kampfgericht unterbricht den Kampf, weil Guilio Gaudini möglicherweise einen Treffer erzielt hat. Nach längerer Diskussion entscheiden die Kampfrichter "Non touché!", kein Treffer. Lucien Gaudin tritt vor und widerspricht: "Monsieur le President, je suis touché!"

Was für eine ehrenhafte Geste! Wie viel Mut, wie viel Gerechtigkeitssinn, wie viel Einsicht in die wahre Bedeutung der Dinge! Und wie fremd und ekelerregend muss diesem ethischen Spitzensportler der heutige Sportzirkus erscheinen, mit all' den Hoeneßen und Beckenbauers, mit Doping, Steuerbetrug, Multi-Millionen-Transfers, der WM in Katar, Werbe-Milliarden, Propaganda, Korruption, dem ewigen, dreckigen Spiel von Geld und Macht.


 (L. Gaudini, 1912 - verändert via wiki commons)
Last man standing.




Freitag, 20. Januar 2017

Ende der Beliebigkeit




Trump übernimmt gerade die Macht,
die eine Mehrheit hirntoter Dummbratzen
ihm aufgedrängt hat,

und mich fröstelt's zwar leise,
aber mich freut auch, dass mit diesem Tag
die Zeit der Beliebigkeit vorbei ist.

Ein/e Jede/r muss sich nun entscheiden
entweder für Vernunft und Toleranz und Mitgefühl
oder für ewige, opportunistische Speichelleckerei bei den Riesen-Arschlöchern dieses Planeten.



(verändert via wiki commons)


Was wir in Post-Obama-Zeiten am meisten vermissen werden: Zwar wussten wir einerseits schon länger, dass wir Teil eines zerstörerischen, menschenverachtenden globalen Scheiß-Gesellschafts-Systems sind, aber wenn andererseits einer wie der Barack Präsident ist, so ein netter, lockerer, freundlicher Friedensnobelpreisneger, dann ist, was wir da gerade machen, vielleicht doch gar nicht so schlimm!

Mit diesem lauwarmen Selbstbetrug ist nun Schluss: Trump ist ganz zweifelsfrei in jeder Hinsicht ein Arschloch, und ihn hat man nun zum Führer der mächtigsten Nation unserer, der "westlichen" Kultur gemacht. Damit ist erstmalig ein geschlossenes Arschloch-System entstanden, von ganz, ganz, ganz oben, vom PredidäntofzeJunaitädStäits, bis ganz, ganz, ganz nach unten, dem doitschen RTL-II-Gucker und AfD-gut-Finder.

Arschlöchig ist dieses System, weil es auf dem Prinzip basiert, persönliche Vorteile aus der Ausbeutung und Unterdrückung anderer Menschen und der Zerstörung unserer natürlichen Lebensgrundlagen zu erzielen.

Geschlossen ist dieses System, weil es mit Trumps Präsidentschaft nicht mal mehr einen Hauch von Ethik oder gar Selbst-Reflexion gibt, sondern Machtgeilheit, Egoismus und Intoleranz zum unhinterfragbaren, autokatalytischen Funktionsprinzip geworden sind.

Willst Du Teil dieses Systems sein?

Leider eine Ja/Nein-Frage.







Mittwoch, 18. Januar 2017

Wider die Fake-News


Wie hieß nochmal der Knallkopp-König, der seinen Kriegern befahl, die Meeresfluten mit Schwertern zu bekämpfen? Egal. Hauptsache, wir sind uns einig, dass mächtige Wellen nicht mit mächtigen Schwerthieben zu bekämpfen sind und entsprechende Ordres des Muftis nur dümmlich-arrogante Gesten der Hilflosigkeit sind.

Weil Fake-News über das Internet weitergegeben werden, sollen sie nun auch mit Hilfe des Internets bekämpft werden, sagen die dümmlich-arrogant-hilflosen Plittikörr von heute.

Die menschliche Blödheit, zusammen mit Gutgläubigkeit, Bequemlichkeit, Verlogenheit und Niedertracht, ist eine Ressource, die mindestens ebenso unquantifizierbar und scheinbar unendlich ist, wie die Meereswellen. Staatlicherseits zu versuchen, jede Fake-News aufzuspüren, zu identifizieren und zu eliminieren, ist dreifach aussichtslos und einfach nur bescheuert, und das weiß eigentlich auch Jede/r, die/der auch nur sporadisch im Internet unterwegs ist.

Warum unsere Plittikörr sich derzeit ebenso lächerlich machen müssen, wie besagter Knallkopp-König, bleibt ein Rätsel.

Was wir stattdessen tun müssen: Machen wir die Menschen geistig stark, machen wir sie kritisch. Lasst uns Menschen machen, die Hitlers "Mein Kampf" lesen können und ohne Interpretationshilfe von oben den innewohnenden Wahnsinn erkennen. Lasst uns Menschen machen, die Russia today, Bildzeitung, CNN, Al-Jazeera rezipieren und auf Anhieb zum Kotzen finden. Lasst uns Menschen machen, die sich eine eigene Meinung bilden und robust vertreten können, ohne dass Imame, Rabbis, Bischöfe, Facebook, A-, B- und C-Promis ihre stinkigen, schmierigen Finger drin haben.

Kurz: Lasst uns Schule machen! Lasst uns Schule so offen, so kritisch, so frei und tolerant machen, dass da nach neun oder zehn oder dreizehn Jahren Menschen rauskommen, die nur noch Verachtung empfinden für Fake-News, für religiösen und politischen Fundamentalismus, für Unmenschlichkeit, Intoleranz, für all' die Trumps, die Seehofers, Erdogans ...

Noch kürzer: Bildung, Bildung, Bildung. Nichts anderes hilft gegen ... den ganzen Scheiß.






(via wiki commons)




























Montag, 16. Januar 2017

Urlaub bei Menschen


Jestern Doku über aktuelle wirtschaftliche Lage in der Türkei jeseh'n. Auch deren Tourismus-Branche jeht'n Bach runter. Läge an den Terroranschlägen der Kurden und des IS, begründet die Erdogan-Junta in ihren ferngesteuerten Medien.

Möchte richtigstellen: Ich reise nur deshalb nicht in die Türkei, weil da offenbar spießige, demokratie- und menschenrechtsfeindliche Betonköpfe die absolute Mehrheit haben, die so blöd sind, ihre Freiheit für ein kurzfristiges Dicke-Hose-Gefühl einem machtgeilen alten Mann zu opfern.

Ich mache lieber Urlaub bei fröhlichen, friedlichen, freien und toleranten Menschen.




(verändert via wiki commons)
Türkische Panzer im Kampf gegen die Kurden




Freitag, 6. Januar 2017

Gute, alte Sandkisten-Ethik


Jrade jutes Buch jelesen: "Lebensmittel-Lügen", hrsg. Verbraucherzentrale NRW. Kurzjefasst: Wo immer möglich sind Hersteller, Zwischenhändler und Einzelhändler darauf aus, uns beim Kauf unserer Lebensmittel mit irreführenden Angaben zu betrügen. Gesetzliche Bestimmungen, die zum Schutz der Verbraucher vor der perversen Profitgier dienen, werden von den Unternehmen weit über die Bruchgrenze hinaus gedehnt oder von deren Lobby schon im Ansatz abgewürgt.

Das sind zwar keine so ganz neuen Erkenntnisse, aber in der Gesamtschau brechreizerregend. Die Einzelheiten kann man nachlesen oder auf lebensmittelklarheit.de zeitnah mitverfolgen.

Was mich am meisten beschäftigt, ist die Frage, warum wir derartiges, völlig unethisches Verhalten einfach so hinnehmen. Wir zucken ja schon nicht mal mehr ratlos mit den Schultern, wenn uns gesagt wird, dass uns da eine ganze Branche bescheißt. Früher, im Sandkisten-Alter, da hatten wir alle doch eine ganz klare und einfache Einstellung zu Leuten, die immer nur lügen. Früher, da waren solche Leute ganz schnell untendurch, aber sowas von! Und wenn einer log, nicht nur, um sich interessant zu machen, sondern, um sich auf unsere Kosten zu bereichern, dann war das richtig, richtig schlimm.

Warum ist das heute nicht mehr so? Wann verlieren wir diesen klaren, einfachen, schlüssigen Zugang zur Ethik? Warum verachten wir Marketing-Fuzzies, Konzerne und Plittikörr nicht so, wie sie es verdient haben? Warum registrieren wir nicht mal mehr, dass Derartiges verachtenswert ist?



(Bäckertaufe - verändert via wiki commons)




(...)
Good thing where have you gone?
(Doo-doo-doobie-doo)
My good thing, you've been gone too long
(Good thing, doo-doo-doobie-doo)
Good thing
(...)

(Fine yong Cannibals)



Donnerstag, 5. Januar 2017

Ursachengeschichten


Natürlich muss der junge Israeli, der einen schwerverletzten Palästinenser öffentlich per Kopfschuss hinrichtete, begnadigt werden. Andernfalls müsste man ja nach Ursachen fragen, z.B. "Wie kommt überhaupt die Idee in den Kopf eines jungen Mannes, es sei völlig in Ordnung, mal eben so ein Leben auszulöschen?" Da würden ja viel grundsätzlichere Fragen auf's Tapet kommen. Nicht gut. Gar nicht gut! Viel besser ist's, daraus eine Geschichte persönlicher, ganz und gar individueller, jugendlicher Schuld einerseits und staatsväterlicher Gnade und Güte andererseits zu machen.



(verändert via wiki commons)

Wir sollten uns ganz aus dem sogenannten "Nahen Osten" raushalten. Die Leute haben offenbar ethische Grundlagen entwickelt, die uns - mittlerweile - fremd sind. Die jüngere deutsche Geschichte verbietet hier richtigerweise Bewertungen. 



 


Mittwoch, 4. Januar 2017

Meine Vorsätze für 2017

Nach reiflicher Überlegung:

  1. Ich will mich nicht mehr darüber aufregen, dass der höchste Souverän unseres Staates, das Volk, offenbar immer bierärschiger wird, immer fauler und dümmer und egoistischer.
  2. Ich will stattdessen diesem schwächelnden Souverän wie ein treuer Paladin seinem König, und sei der noch so doof, schwach und inkompetent, mit Rat und Tat, mit Kritik und Hilfe zur Seite stehen. Konkret bedeutet das, dass ich der RTL-II-isierung, der Facebookisierung und Postfaktisierung  doitschen Denkens nach Kräften entgegenstehen werde.
  3. Ach ja, und ich will natürlich fliegen, bissa Arzt kommt, weniger rauchen, weniger und gesünder essen, mich mehr bewegen, eine bessere work-life-balance finden, insgesamt ein besserer Mensch werden undsoweiter, blablabla ...



Man verstehe die Sache mit dem Paladin nicht falsch. Ich habe nicht gesagt, dass ich ein netter, freundlicher, höriger oder gar unterwürfiger Paladin sein will. Ich dachte mehr an so einen düsteren, grantigen, gewaltbereiten Drecksack, einer, der seinem König auch mal in den Hintern tritt, wenn's sein muss, einer, bei dem der König erleichtert aufatmet, wenn er den Raum verlässt. Fritz Langs Figur des Hagen von Tronje, der Darth Vader des Jahres 1924, trifft's ziemlich gut.