Samstag, 30. Dezember 2017

Ist nicht Alles schlecht ...




Heute noch bisschen den Hangar aufgeräumt, wo Anno und ich gerade den neuen Tank in mein Flugzeug einbauen. (Also, Anno baut, weil er der Luftfahrt-Ingenieur ist, und ich mache die Hiwi-Arbeiten, weil ich der Weitgehend-Ahnungslose bin ...) Anschließend war ich noch in zwei Läden einkaufen, unter anderem, um mich zum Kauf einer neuen HiFi-Anlage beraten zu lassen.

Und als ich zu Hause ankam, stellte ich fest, dass ich die ganze Zeit die knall-lila Haarnadel im Haar trug, die ich derzeit, wenn ich alleine vor mich hinwerkele, gerne trage, weil mein Pony gerade wieder so lang ist, dass er auf der Stirn und in den Augen nervt, aber noch nicht lang genug, um ihn schon mit einem Haargummi als Pferdeschwanz einzufangen.

Was ich als hoffnungsvolles Zeichen ansehe: Niemand, wirklich niemand, hat darauf reagiert! Das finde ich gut, und mir ist es völlig schnuppe, ob, und wenn ja was die Leute möglicherweise, vielleicht und eventuell gedacht haben könnten. Fakt ist, dass ich NULL Reaktion erfuhr.

Mag sein, dass das jetzt wie 'ne Binse klingt, dass die Leute es heutzutage eher tolerieren, wenn ein alter Sack wie ich mit 'ner quietschbunten Haarspange rumläuft. Aber ich möchte das nicht gering schätzen. Vor dreißig, vierzig Jahren hätte es dümmliche Reaktionen gegeben, da bin ich ziemlich sicher.

Gerade weil in der Welt und in Europa derzeit so viele Machthaber samt ihren Speichelleckern zurückrudern in die 1950er, in die 1910er oder am besten gleich ins Mittelalter, finde ich diese scheinbar banale Feststellung wichtig: Es gibt auch immer noch die Mehrheit, die auf dem Weg in die entgegengesetzte Richtung ist!

Nil desperandum!












Donnerstag, 28. Dezember 2017

Mögliche Lösung für Nahost-Konflikt!


Endlich mal ein richtiger, taktisch kluger Schritt im Nahost-Konflikt: Der furz-nationalkonservative Transportminister Israels, Israel Katz, will eine demnächst zu errichtende Bahnhaltestelle in unmittelbare Nähe der Klagemauer in Jerusalem nach Donald Trump benennen, weil der sich ja um die völkerrechtswidrige Anerkennung Jerusalems als Reichshauptstadt Israels so verdient gemacht habe.

Ich finde die Idee gut, denn sie hilft, diesen ganzen ultrareligiös aufgeladenen Bereich zu entzaubern und zu säkularisieren. Klagemauer, al-Aqsa-Moschee und Felsendom sind niemals in ihrer Geschichte mehr gewesen als Kristallisationspunkte für die geifernde, psychopathologische Machtgier kranker alter Männer. So wie Flußpferdmännchen Ihre Reviergrenzen vollkacken, um anderen zu signalisieren "Wenn Du diese Grenze überschreitest, herrscht Krieg!", so dünsten Religionen Heiligtümer aus, um bei Bedarf einen Grund zu haben, Andersgläubige niederzumetzeln.

Wenn jetzt einer von diesen dummen, egomanischen Macht-Habern, ein aktueller noch dazu, dort namentlich verewigt wird, werden andere bald nachfolgen: Neben der Moschee wird der "Prince-of-Saudi-Arabia-Airport" hingeferkelt, dann wollen die Iraner natürlich mindestens die "Chamenei-Subway-Station", und vor der Klagemauer ist noch reichlich Platz für einen Supermarkt, die "Benny-Netanjahu-Wall-Mall"; Den Felsendom ziert der Daimler-Stern-von-Bethlehem und seitlich blinkt meterhoch die Cola-Werbung ...

Und in einer Generation wird die Welt auf diese Symbole der Hybris und der Lächerlichkeit schauen, auf diese Stätte des Wahnsinns und der Verlogenheit, und nichts empfinden als verständnislosen Ekel.




(via wiki commons)

Also, städtebaulich in da ist da noch 'ne Menge mehr drin: Links das "Putin-Park-'n-Ride-Parkhaus", oben ein McDonald's-Flagship-Store mit den Geschmacksrichtungen "koscher", "halal" und "standard" ... 'chgottchen, wenn man einmal anfängt, drüber nachzudenken ...

Hauptsache, der bisherige Schwachsinn hört endlich auf.






Sportsgeist!



Sieh an, sieh an. "Top-Spielerin boykottiert Schach-WM in Saudi-Arabien wegen Kleidervorschriften für Frauen" titelt DLF und berichtet, dass nicht nur Anna Musytschuk, sondern gleich ein paar mehr WeltklassespielerInnen die Veranstaltung wegen der Menschenrechtslage in S.A. boykottierten. Und gleich darunter "Einreise verweigert - Israelis dürfen nicht zur Schach-WM in Saudi-Arabien".

Ja, ja, die erste Frage ist natürlich, warum SchachspielerInnen Mut, Anstand und Verantwortungsbewusstsein genug haben, derartige Entscheidungen zu treffen und zum Beispiel unsere heilige Fußball-Nationalmannschaft nicht, und die banal-bekannte Antwort ist natürlich, dass  Fußball, insbesondere internationaler Fußball, eine global durch und durch korrupte Veranstaltung * ist, bei der es ausschließlich um sehr viel Geld und absolut überhaupt nicht um Ethik geht.

Soweit, so banal. Mich interessiert aber viel mehr die Frage, wie die SchachspielerInnen klarkommen, die da trotz allem hinfahren. Was ist das für ein Gefühl, an einem Wettkampf teilzunehmen, von dem Menschen aus politischen, religiösen oder rassistischen Gründen ausgeschlossen worden sind? Oder zu wissen, dass die eigene Teilnahme eigentlich nur möglich ist, weil man so stumpf fähig ist, ethische Aspekte, wie Menschenrechtsverletzungen, Terrorunterstützung etc. vollständig zu ignorieren? Wie werden sich die "Sieger" dieser Wettbewerbe fühlen, wenn ihnen doch klar sein muss, dass das Ergebnis völlig anders hätte aussehen können, wenn entweder alle SpielerInnen ethisch richtige Entscheidungen getroffen hätten oder zumindest die Location offener, toleranter, demokratischer, humanistischer gewesen wäre? Kann man so einen Siegpokal überhaupt vorzeigen? Oder stellt man sich da nicht viel mehr den konkreten Beweis der eigenen Korrumpierbarkeit in den Schrank?

Normalempfindende Menschen würden vor Scham im Boden versinken.

"Es gibt kein richtiges Leben im falschen." (Adorno)

 


Olympia 1936 - Hauptsache, alle haben ihren Spaß!





* nota bene: Von "Sport" ist hier nicht die Rede!




Mittwoch, 27. Dezember 2017

Schnappschuss-Gedanken


Oh Scheiße! Neulich hat eine Kollegin ein Bild von mir geschnappschusst, auf dem ich so richtig teigig, faltig, fertig und alt aussehe, so als wäre ich nicht Mitte 30, sondern Mitte 50. Gut, laut Personalausweis und allen relevanten ZeugInnen BIN ich rein rechnerisch tatsächlich Mitte 50, aber das war bislang noch lange kein Grund, mich auch so zu fühlen - auch nicht im Winter, wenn man ohnehin immer noch käsiger, fetter, unbeweglicher und depressiver ist als normalerweise ...


Ja, ich habe das Bild ein wenig nachbearbeitet, um klarzumachen, was ich meine. Aber nur ganz allgemein mit Kontrasten und so ... Den Rest erledigen das Alter, der trübe Winter und das eiskalte, psychotische LED-Sparlampen-Großraumbeleuchtungs-Neonlicht.

Aber lassen wir mal die selbstironisch geschauspielerten Eitelkeiten beiseite: Ich fühle die Last der Jahre nicht in erster Linie körperlich, sondern geistig. Innerhalb von 55 Jahren, so stelle ich mit zunehmender Häufigkeit fest, hat man schon so viele Fehler gemacht, darunter auch so viele heftige Fehler, dass man ein Idiot sein müsste, wäre man aus ihnen nicht auch ein kleines Bisschen weiser geworden.

Und man hat so viel auf die Fresse gekriegt, metaphorisch gesprochen, dass es immer leichter fällt, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden und dass man, sofern man, wie gesagt, kein Idiot ist, die ersten embryonalen Kristallisationspunkte dessen erahnt, was bei weiterer mählicher Reifung zu einem eigenen in sich geschlossenen Weltbild werden könnte. 

Nee, ich möchte nicht nochmal 25, 35 oder 45 sein, und erst recht nicht 15. Weniger fett, ja, aber sonst?

Alles ist gut!










Montag, 25. Dezember 2017

Trefflich fein


Soso, Guatemalas Präsident hat jetzt via Fehsbuck angekündigt, er werde Trumps Vorbild folgend die guatemalesische Botschaft in Israel nach Jerusalem verlagern, um den entsprechenden  völkerrechtswidrigen Vorstoß US-Israels zu unterstützen.

Natürlich fallen uns spontan 500.000 Zynismen ein, die die bisherige Rolle Guatemalas im Nahost-Konflikt von den Anfängen bis zur Gegenwart betreffen. Nach vielem Klamauk kämen wir endlich zu dem gemeinsamen Schluss, dass hier wieder nur ein weiterer machtgeiler, nationalistischer, korrupter Anti-Demokrat dem obermächtigen Trump in den Arsch kriecht und dass Guatemalas Einfluss auf die Geschicke dieses Planeten so erbarmungswürdig gering ist, dass selbst das Arschkriechen seines Präsidenten als symbolischer Akt uns peinlich berührt.

Immerhin denken auch die Tschechen darüber nach, ihre Botschaft zu verlagern. Damit hätte Trump in der Sache weltweit schon fast zwei Verbündete. (128 Länder haben sich in der UN gegen die Aktion ausgesprochen, 35 waren nicht dagegen, ein bis zwei machen mit.) Wir werden natürlich nie erfahren, welche informellen diplomatischen Prozesse Guatemala und (fast) Tschechien zu ihrer Entscheidung motiviert haben, aber das spielt eigentlich auch keine Rolle, denn uns ist klar, dass es natürlich nicht um Jerusalem oder Israel oder Palästina geht, sondern ausschließlich um dreckige Machtspielchen ein paar weniger psychisch kranker, alter Männer.

Wir sollten derartige Dinge einfach nur registrieren. Lasst uns unbestechliche Listen führen. Wer kriecht bei Trump? Wer treibt noch Handel mit der Türkei? Wer mit Saudi-Arabien? Wer schafft die Errungenschaften freiheitlich-demokratischer Grundordnungen, weil nie wirklich verstanden, wieder ab?

Die Karte der Welt wird neu gezeichnet. Für Europa gilt:

  • Skandinavien, Benelux, Deutschland (ohne Bayern und Sachsen), Frankreich, Spanien (ohne Katalonien), Italien, alles keine ethischen Musterländer, aber doch Länder etwa gleichen Geistes. 
  •  Polen, Tschechien, Ungarn, Balkan, Weißrussland - Länder gleichen Geistes, entschuldigt, dass wir Euch in die EU aufgenommen haben, heute wissen alle Beteiligten, dass es ein Fehler war. Wir passen einfach nicht zusammen. Ach ja, und nehmt die Österreicher, die Bayern und Sachsen bitte mit, die denken wie Ihr. 
  • Britannien, Schweiz und Katalonien? Wir wünschen Glück auf ihrem Weg. 
  • Griechenland? Baltikum? Sollten sich, wie alle, entscheiden.
  • Türkei? Ist nicht Teil Europas, ist es nie gewesen.

Je eher wir diese Dinge konkret umsetzen, desto besser.






(stark verändert via bauernhof.net)
Die Spreu vom Weizen zu trennen, ist nicht wirklich schwer.












Donnerstag, 21. Dezember 2017

Döstädning - konsequentes Aufräumen


Die Schweden sollten das Namensrecht behalten: "Döstädning". Die amerikanische Übersetzung "Death cleaning" klingt viel zu marktschreierisch *1 und die deutsche Übersetzung "Todes-Aufrämen" viel zu morbid *2. Es geht schlicht darum, das eigene Leben zu vereinfachen, indem man die eigenen Scharteken so weit wie möglich reduziert und sie so einfach, schlicht und übersichtlich strukturiert, wie möglich. Als Maßstab, als Denkmodell sozusagen, könnte man sich permanent fragen, was man eventuellen Hinterbliebenen - oder wer immer Deinen Mist beseitigen muss - wohl zumutete, wenn man itzo, instantáneamente den Allerwertesten zukniffe.

Ich finde die Idee brilliant. Sie steht in bester philosophischer Tradition, der Erkenntnis, wie förderlich es doch sei, das eigene Leben alltäglich vom Moment des Todes aus zu denken, oder wie   Gellert sagte: "Lebe, wie Du, wenn Du stirbst, wünschen wirst, gelebt zu haben." oder, wie ich es lieber ausdrücke: "Im Augenblick Deines Todes, in jener endlosen Sekunde des Hinüberwechselns ins Was-auch-immer, wird Dir endlich die ganze Wahrheit, eine umfassende Erkenntnis bewusst. Und stell' Dir vor, Dir würde in diesem letzten Moment klar, dass Du Dein Leben vollständig verkackt hast, dass Du's mit nichtsnutzigen Dingen verplempert hast, immer nur falschen Idealen aufgesessen, idiotischen Zielen hinterhergerannt bist, dass Du gar nicht richtig gelebt hast, jedenfalls nicht das Leben, das eigentlich DEIN Leben gewesen wäre ... Mal ehrlich: Wie scheiße würde sich DAS in DIESEM Moment wohl anfühlen!?"

Naja, das ist, ernsthaft, jedenfalls eine sehr grundsätzliche Überzeugung von mir, eine, die man, da sie nicht beweisbar ist, aber trotzdem Auswirkungen auf meine Lebensführung hat, gerne auch als "religiös" bezeichnen darf ... Aber das führt uns jetzt doch weit vom Thema weg.

Was ich eigentlich sagen wollte: Brilliantes Konzept!

Und was ich ganz eigentlich sagen wollte: Habe heute einen großen Schritt getan, alle (!) meine Finanz-Sachen bei einem einzigen, örtlichen Institut unterzubringen. Angesichts der in den vergangenen Jahrzehnten "gewachsenen Strukturen" ist das eine Aufgabe mit dem Charme und der Komplexität einer Herz-Lungen-Transplantation, und etwa genau so lustig - aber das Ziel fühlt sich guuut an!









*1 Dafür eignet sich diese Sprache ja auch allzu gut.
*2 siehe *1







Dienstag, 12. Dezember 2017

Save Oberst Holstein


Eine der skurrilsten, schrulligsten und einprägsamsten Figuren der Filmgeschichte ist für mich der herrlich bekloppte Oberst von Holstein aus den "tollkühnen Männern in ihren fliegenden Kisten", GB 1965, dargestellt von Gert Fröbe.




Ja, er ist ein Kind seiner Zeit, ein Militarist, wie er in den 1910er Jahren - nicht nur in Deutschland - im Buche stand.
Ja, er ist ein bisschen beschränkt, ein bisschen ignorant, und er neigt dazu, Marschmusik zu grunzen.
Ja, er wird im Film, stellvertretend für das Preußentum, herrlich trivial veräppelt, und die Flieger Frankreichs, Englands und der USA sind insgesamt viel cooler und tiefentspannter, und die Vertreter Italiens und Japans auf die eine oder andere Weise auch viel netter und menschlicher.
Ja, am Ende scheitert er ziemlich lächerlich.



Das Scheitern ist übrigens in mehrfacher Hinsicht interessant. Erstens muss er notwendigerweise scheitern, weil der Plot des Filmes es nicht ertrüge, wenn ein alter, dicker, dummer Preuße neben den jungen, smarten, schlanken Westeuropäern technisch oder sonstwie reüssieren würde.

Zweitens war das Erstaunen der Siegermächte über den technologische Vorsprung der Deutschen im Zweiten Weltkrieg - gerade in der Luftfahrt - 1965 noch nicht hinreichend veratmet, um die fiktionalen Deutschen in einem lustigen Film ein technologisch determiniertes Rennen gewinnen zu lassen. Das wäre nicht lustig gewesen. *1

Drittens und am wichtigsten: Das Scheitern von Holsteins ist vor allem das Scheitern eines Konzeptes, das sich am besten durch einschlägige Zitate aus dem Film beschreiben lässt, entnommen aus Wikipedia
  • Hauptmann Rumpelstoß (nachdem ihm befohlen worden ist, während des Wettfluges die deutsche Flugmaschine zu steuern, obwohl er noch nie geflogen ist): „Wie soll ich denn fliegen lernen?“ – Darauf der Oberst: „Ganz einfach: Lesen Sie die Dienstvorschrift, und dann fliegen Sie!“
  •  Oberst von Holstein (in der Bedienungsanleitung lesend): „Nummer 1: Hinsetzen!“
  •  Oberst von Holstein (mehrfach im Film): „Es gibt nichts, was ein deutscher Offizier (im Original „German officer“) nicht kann!“
Haha, wie lustig.



C.C. Bergius berichtet in der "Straße der Piloten", 1959, dass dem ersten Militärpiloten der USA, Lt. Selfridge, ein Aeroplan zur Verfügung gestellt wurde, nebst Anweisung, sich das Fliegen damit selbst beizubringen. Vielleicht wäre Selfridge, der 1911 übrigens bei einem Flugunfall ums Leben kam, ganz froh gewesen, wenigstens eine Checkliste, zu deutsch Dienstvorschrift, gehabt zu haben.

Und was ist falsch daran - wenn man denn nichts Anderes hat - so eine Dienstvorschrift bzw. Checkliste abzuarbeiten, auch wenn sie scheinbar lächerlich mit "Nr. 1 - Hinsetzen" beginnt? Beim Start einer Saturn-Rakete gab es  angeblich 158.000 Einzelschritte, die im Rahmen des Countdowns akribisch abgearbeitet werden mussten *2. Der Countdown beginnt schon viele Tage vor dem Start und dient nicht, wie Viele meinen, dazu, in den letzten zehn Sekunden vor dem Start die Spannung noch ein bisschen zu pushen. *3

Ist es denkbar, dass der lächerliche "German officer" *4 gar nicht so lächerlich ist?




Betrachten wir mal die Exposition dieser Figur: Holstein ist Oberst der Kavallerie, der gerade den Absturz des offenbar einzigen deutschen Militärflugzeuges *5 beobachtet, skeptisch kopfschüttelnd, als fände er die ganze Idee ziemlich blöd. In dem Moment erreicht ihn der kaiserliche (!) Befehl (!!), das internationale Luftrennen zu gewinnen (!!!). Hier geschehen zwei kritikwürdige Dinge: Der kaiserliche Befehl zeugt von irrwitziger Überheblichkeit, und Holstein lehnt ihn nicht als undurchführbar ab, kritisiert ihn nicht einmal. Typisch preußischer Kadavergehorsam, typisch preußische Arroganz, oder?

Nun, am 12.09.1962 hielt JFK (!) seine berühmte "We-choose-to-go-to-the-moon"-Rede, in der er anordnete (!!), die USA würden bis zum Ende des Jahrzehnts auf dem Mond landen (!!!), was bei den betroffenen Ingenieuren sofortige Schnappatmng auslöste, da sie sehr wohl wussten, wie vergleichsweise jämmerlich man in der Sache aktuell dastand. Widersprochen hat da natürlich auch niemand.

Wie auch immer: Der arme von Holstein steht nun also mit dem kaiserlichen Befehl unter unglaublichem Erfolgsdruck, und er hat nichts in der Hand, außer ungeschultem Personal und anscheinend gewisse finanzielle Ressourcen. Was denkt so einer in so einer Situation? Ich weiß es nicht. Ich weiß ich nur, was ich dächte, nämlich: "Ok, ich habe diesen Auftrag bekommen, für den ich fachlich überhaupt nicht qualifiziert bin. Entweder hat jemand in der Personalverwaltung Mist gebaut oder die haben tatsächlich niemanden, der weniger ungeeignet wäre als ich. Bei einem Auftrag dieser Tragweite gehe ich nicht davon aus, dass die Jungs leichtfertig handeln. Demnach bin ich tatsächlich der am wenigsten Ungeeignete. Und folglich habe ich den Job jetzt an der Backe."

In der kurzen Szene im Film (Kapitel 6) sieht man nur ein ganz kurzes Zögern *6, dann ist von Holstein wieder in seiner Rolle als verantwortlicher Vorgesetzter. Und was soll er machen? Zuversicht und Aktivität bei seinen Mitarbeitern verbreiten. Das Projekt anschieben. Klar machen, dass es keine Zweifel gibt. Delegieren. Leute aktivieren. Von Holsteins Reaktion ist überhaupt nicht lächerlich und da ist keine Spur von Kadavergehorsam. Der Mann packt einfach an, was getan werden muss, und er macht es auf der Ebene der Mitarbeiterführung genau richtig *7.


Dass er als projektverantwortlicher Manager dabei logisch und vor allem konsequent vorgeht, beweist er, indem nach Ausfall des ursprünglich vorgesehenen Piloten Rumpelstoß selbst das Steuer übernimmt, auch hier wieder in der klaren Erkenntnis, dass er von allen in Frage kommenden Ersatzleuten der am wenigsten inkompetente ist. Es muss nicht besonders betont werden, dass die Situation, in der Holstein diese Entscheidung treffen muss, eine katastrophale ist, verursacht durch eine Reihe struktureller und prozessualer Fehler - und zwar weit oberhalb der Hierarchie-Ebene von Holsteins.
 
Allmählich und noch einigermaßen diffus zeichnet sich da eine ganz neue Bedeutung ab, wenn Holstein sagt: "Es gibt nichts, was ein preußischer Beamter / Offizier nicht kann." Vielleicht muss man diesen Ausspruch einfach nur übersetzen:


"Es gibt ein erhebliches Problem. (Möglicherweise sogar durch unsere eigene staatliche Organisation verursacht, aber das ist ein Gedanke, den wir einstweilen zurückstellen müssen.) Wir sind nicht qualifiziert, dieses Problem zu bearbeiten, aber das ist niemand, denn sonst wäre es ja kein Problem. Also werden wir da jetzt rangehen, mit all' unserer Inkompetenz und mit dem signifikanten Risiko zu scheitern und uns lächerlich zu machen ..."

Oder kürzer: "Mein Amt und meine Würde als preußische/r Beamter / Offizier gebieten mir, Probleme meines Staates, meiner Gesellschaft zu bearbeiten, auch und gerade dann, wenn die entsprechenden materiellen und ideellen Voraussetzungen für eine Lösung nicht gegeben sind."

Das ist krass. Das klingt gut. Damit kann ich mich identifizieren.

Und das ist allzuoft mein Alltag.














*1 Heute wäre das ganz anders. Da würden die Deutschen in so einem Klamauk-Film mit Super-High-Tech-Systemen mit Goldrand auftrumpfen, um dann ein ums andere Mal herrlich auf die Fresse zu fallen. Vgl.  PAH Tiger, NH 90, A 400, U-Boote, Jäger - bruahaha - "90", G36 etc. etc. Oder Hauptmann Rumpelstoß käme mit 25 Jahren Verspätung zum Rennen, aber dafür mit einem ganz ausgebufften Flugzeug. Text könnte sein: "Ja, wir kommen zu spät, aber dafür funktioniert jetzt der Brandschutz ...!"

*2 Frischler K.: Wunderwaffen; 1965; S. 170

*3 Und warum wohl werden in der Fliegerei, aber auch in vielen anderen Bereichen immer noch Checklisten abgearbeitet? Ich will gar nicht so tun, als sei ich der mega-erfahrene Flieger, das bin ich nicht, aber selbst mit meinen nur paarhundert Starts kann ich bestätigen: Du vergisst irgendwann Deinen Arsch, ehrlich!

*4  ... was man auch mit "doitscher Beamter" übersetzen könnte ...

*5 Um weitermachen zu können, muss er erst ein neues Flugzeug ordern.

*6 Das stimmt natürlich nicht. "Those Magnificent Men ..." ist nicht gerade der Film für sensible Charakterstudien. Obwohl der Fröbe sowas bestimmt hätte spielen können.

*7 Selbst die gegrunzte Marschmusik ist ein Teil Mitarbeiterführung: Sei authentisch! Sei bereit, Dich auch mal zum Affen zu machen. In richtiger Dosierung kann so etwas entscheidend für's Teambuilding sein.










Sonntag, 3. Dezember 2017

Glyx-Gefyhle


Glückes Gefühl:
Die Feststellung,
dass die Jeanshose, die man seit vorletztem Herbst
wie zufällig
lieber doch nicht mehr angezogen hat,
weil man insgeheim wusste oder doch begründet vermutete,
dass sie
wegen wiederholter Willensschwächen,
zuvielen Fressens und Saufens,
zuwenig nennenswerter Bewegung,
unmöglich noch den Äquator umfangen könnte
und also im Körperlichen schmerzlich beengen
und im Geistigen noch viel schmerzlicher beschämen würde,
immer noch richtig bequem passt.


Merke: Glück kann auch sein, etwas zu bekommen, was man nach eigener Auffassung eigentlich nicht verdient hat.




Eines meiner ersten Digitalfotos. Da ich keine Ahnung hatte und Bedienungsanleitungen nur was für Weicheier sind, ein unverdientes Zufallsergebnis 









 

Dienstag, 28. November 2017

Dünne Luft im Anbieterbereich


Jrade nach langer Suche Neuwagenkauf klarjemacht. Nix Jroßartijes, nur 'n sparsamer Kleinwagen.

Hatte am Ende eines sorgfältigen Selektionsprozesses nur noch die Wahl zwischen einem Anbieter, den ich eigentlich auch weiterhin boykottieren wollte, weil er quasi-mafios agiert und mit seinen miesen Methoden einen Großteil aller regionalen Autohäuser, unabhängig von der Marke, aufgekauft hat und einem anderen Anbieter, der zwar wirklich selbständig, wendig und nett ist, mir aber nur ein Auto einer Marke anbieten konnte, das aus einem großen doitschen Konzern stammt, der global in Verruf geraten ist, weil er Abgaswerte manipuliert, seine europäischen Kunden für den nachgewiesenen Betrug nicht entschädigen will und den ich folglich auch boykottieren wollte.

Alle anderen Angebote waren zu groß und / oder überteuert und / oder stammten aus Ländern, in denen Menschenrechte keine Rolle spielen und / oder in denen die noch vorhandenen demokratischen Strukturen gerade in die Grütze gehauen werden und die ich also auch boykottiere - die Länder, nicht die demokratischen Strukturen.  

Ich habe nun schweren Herzens beschlossen, mit dem regionalen Mafiosi ins Geschäft zu kommen. Der hat mir einen guten Preis gemacht und mir ein nagelneues Fahrzeug aus französischer Produktion angeboten. Vielleicht unterstütze ich auf diese Weise wenigstens irgendwie auch Macron und ein paar nette, europafreundliche Franzosen. 

Aber ich würde wirklich gerne mal wieder Sachen kaufen können, bei denen ich NICHT ungewollt irgendwelche Arschlöcher in der Lieferkette mitunterstütze.




 (verändert via wiki commons)
Peugeot 1908. Ist doch ein Traumauto, oder? Wird leider nicht mehr gebaut, und ich wollte unbedingt eine abnehmbare Anhängerkupplung, einen Tempomaten und Platz für sechs Bierkisten. Auf die Klimaanlage hätte ich dann gepfoffen.. 




Sonntag, 26. November 2017

Der Traum vom Fliegen


Habe nach langer Zeit neulich mal wieder geträumt, ich könnte fliegen, genauer gesagt, mir träumte, ich könnte mich, wenn ich mich nur ein wenig konzentrierte, allein durch pure Geisteskraft vom Boden lösen und gemächlich richtungsgesteuert dahinschweben.

Die Traumdeutung weist diesem Szenario, wenn es denn bei schönem Wetter stattfindet, den Wunsch nach Freiheit, Ungebundenheit und Unabhängigkeit zu, was so naheliegend und nachvollziehbar ist, dass es schon ein bisschen banal klingt.

Dieser Traum scheint einigermaßen verbreitet zu sein, und bei genauer Betrachtung offenbart sich eine bemerkenswerte Unschärfe des Begriffs. Für manche Menschen verbindet sich nämlich mit dem "Traum vom Fliegen" die sehr spannende technische Geschichte der Fliegerei bis zu dem heutigen und fortdauernden "höher, schneller, weiter, effizienter". Diese technische und technikgeschichtliche Seite ist auch eine ganz und gar faszinierende Sache.

Aber in der Alltagspraxis führte uns diese Perspektive in eine Situation, in der jährlich vier Milliarden mal Menschen zu mehreren Hundert auf je 76 mal 45,5 cm in eine Alu- oder GfK-Röhre gestopft und gelegentlich mit Tomatensaft gefüttert werden. Deren je individuelles Erleben hat mit dem "Traum vom Fliegen" ebensoviel zu tun, wie eine frühsommerliche Waldwanderung mit einer Fahrt in der Londoner U-Bahn. Im Winter. Zur rush-hour.

Nur unwesentlich besser ist es, mit in einem Flugzeug mit dem Interieur eines mehr oder weniger luxuriösen Mittelklasse-Pkw möglichst pronto von A nach B zu gelangen. Hier, bei den Geschäfts-Reiseflugzeugen, bis hinunter zur Klasse der Cessnas 172, geht es zwar etwas individueller zu, aber irgendwie ist's doch nur wie Autofahren in der Luft.

Schweigen wir hier über die Militärluftfahrt, kommen wir gleich zur Zusammenfassung:

Das meiste menschliche Fliegen hat mit dem menschlichen Traum vom Fliegen überhaupt nichts zu tun. Punkt. Und wenn nicht bald etwas Quantenmechanisches und / oder Nanotechnologisches und / oder Weiß-der-Geier-was erfunden wird, können wir uns die Realisation dieses Traums auch abschminken.  

Nil desperandum! Denn es gibt Annäherungen.

Dabei gilt: Je nutzloser, zielloser, langsamer und minimalistischer ein Fluggerät ist, desto näher kommen wir damit dem wahren, dem eigentlichen menschlichen Traum vom Fliegen.

Beispiel Kunstflug: Elaborierte Technik, schnell. Aber herrlich nutz- und ziellos. Kunst eben.
Beispiel Segelflug: Elaborierte Technik, aber nicht mal 'n Motor.
Beispiel Paragliding: Nicht mal 'n Flugzeug ...
Beispiel Ballon: Nicht mal ... praktisch nix. Echt nur heiße Luft!
Beispiel Ultraleicht: Da gibt es inzwischen Überentwicklungen, vor allem bei den Dreiachsern. Bei den Trikes hingegen, vor allem den leichten, langsamen 120-Kilo-Trikes, bin ich voreingenommen, aber sowas von ...


Zusammenfassung der Zusammenfassung:

Je mehr der Nutzen eines Fluggerätes in Geldeswert gemessen wird und je höher dieser Wert ist, desto weiter bist Du vom Traum vom Fliegen entfernt.   





(verändert via wikipedia)




(stark verändert via wikipedia)

Sweet dreams are made of this,
who am I to disagree ...








Sonntag, 19. November 2017

Keine Schuld für niemand!


Jrade in der drittschlechtesten Gazette der Welt jelesen, ein namhafter Verkehrssicherheitskonzern biete nun Seminare für Leute an, deren Verkehrssünder-Punktekonto scheinbar unaufhaltsam dem Limit und also dem Führerscheinentzug entgegenstrebt, in 87 % der Fälle wegen zu schnellen Fahrens. Der Hinweis, dann doch einfach vorsichtiger zu fahren und sich an die Verkehrsregeln zu halten, sei nicht zielführend, vielmehr müsse man diesen Verhaltensmustern mit ausgeklügelten psycho-pädagogischen Programmen begegnen, wie besagter Konzern sie zufällig anböte.

Damit ist unsere aktuelle Geistesverfasstheit allzu deutlich auf den Punkt gebracht:

  1. Du trägst keinerlei Verantwortung für Dich und die Welt. Dein eventuelles Fehlverhalten beruht unhinterfragbar auf (Zitat:) "alten Gewohnheiten". Daher kannst Du Dich - wie Tiere - gar nicht schuldhaft verhalten.
  2. Es kann von Dir nicht erwartet werden, dass Du Dein Verhalten änderst, nur, weil die Vernunft es empfiehlt. 
  3. Wenn Du uns viel Geld gibst, werden wir uns Deiner und Deiner Probleme annehmen. Du brauchst nichts weiter zu tun, entspann' Dich.

Und wir werfen "der Jugend" vor, sie verblöde in beängstigendem Tempo ...


... und in einem Grab in Kaliningrad rotieren die Gebeine.


"Faulheit und Feigheit sind die Ursachen, warum ein so großer Teil der Menschen, nachdem sie die Natur längst von fremder Leitung frei gesprochen (...), dennoch gerne zeitlebens unmündig bleiben; und warum es Anderen so leicht wird, sich zu deren Vormündern aufzuwerfen. Es ist so bequem, unmündig zu sein."



 (verändert via wiki commons)

Dead & gone!









Freitag, 17. November 2017

Bildung tut not!


Bildung ist wichtig! Bildung ist ja sowas von wichtig! Oboah, oboah, oboah, was ist Bildung WICHTIG!!! Also, wir als [beliebigen Parteinamen einsetzen] setzen uns mit aller Kraft für Bildung ein, für noch mehr Bildung. Für immer mehr Bildung! Ja ... mehr ...  Mehr! ... MEHR ... ja .... so isses gut ... ja ... jetzt, j.... JAAAaah   !!!!

 (.... oh V'zeihung  ....)

Tja, und weil uns Bildung, wie gesagt, so wichtig ist, haben wir das Ministeramt für Kultus in Niedersachsen an ... äh ... Moment ... Grant Hendrik Tonne vergeben, weil ... ja ... nein ... Ahnung hat er von dem Amt überhaupt nicht, hat nie irgendwas damit zu tun gehabt und wurde auch nie zuvor als Kandidat dafür gehandelt, nicht mal hinter den Kulissen.

Aber er musste versorgt werden. Immerhin war er bislang der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Landtagsfraktion in Niedersachsen und ist dann leider nicht wiedergewählt worden und müsste zurück in die Kommunalpolitik, wäre praktisch mittellos, nicht wahr, als Jurist hat er ja nix Anständiges gelernt, ich meine, wer würde so einen schon nehmen?

Naja, und für sowas ist ein Kultusministerium als Versorgungspöstchen genau das Richtige. Da kann er ein bisschen herumreformieren, um sich wichtig zu fühlen, aber nix kaputtmachen, jedenfalls nix, was in dieser Legislaturperiode auffallen würde, hahaha. Das ist ja das Herrliche an diesem Ministerium: Wenn Du Mist baust, merkt man das erst Jahre später, wenn Du Dich längst gut saniert zurückgezogen hast, köstlich. Und mal ehrlich: Kultus interessiert doch keinen Menschen. Ist doch so. So ein beschissenes Drecksministerium, also, ich möcht's nicht am Hals haben. Wirtschaft, ja. Finanzen, ja. Da kriegste wenigstens mal ein paar anständige Einladungen von den Konzernen, wirst von Lobbyisten hofiert. Aber Kultus? Pillepalle!


(Adolf Grimme, Nds. KM 1846-48, verändert via wiki commons)
Können wir bitte IRGENDWANN mal wieder einen bekommen, der Ahnung hat 
und nicht nur Entsorgungsfall ist??







Samstag, 11. November 2017

Die lernen's nie!


Na toll! Jetzt hat's der Kretschmann endgültig verkackt: In einem Anfall von Vernunft und Intelligenz hat er öffentlich gesagt, dass es "zwingend notwendig" sei, dass sich die potentiellen Jamaika-Koalitionäre einigten, weil die Konsequenzen andernfalls sehr weitreichend und ausschließlich negativ seien.

Bestimmt hat er damit auch Recht, aber was für ein Narr, das während der Verhandlungen mit CSU-Leuten zu sagen. In deren Augen und nach deren Verständnis hat er damit Schwäche gezeigt und sich ganz leicht angreifbar gemacht. Genau wie bei Trump, Orban, Kim Yong Un, Erdogan bedeutet "Verhandeln" für die CSU "Wir verharren mit dumpfer hirnloser Stumpfsinnigkeit auf unseren durch und durch egomanischen Forderungen, auch wenn dadurch rundherum die Welt in Fetzen fliegt - und wir fühlen uns gut dabei!"

Vernunft, Intelligenz, Kompromissbereitschaft, Toleranz und Solidarität, das sind für pathologische Machtmenschen einfach nur andere Begriffe für Schwäche, Zweifel, mangelnden Kampfgeist, Weichheit und Dummheit.










Donnerstag, 9. November 2017

Alte Leier


"Es sei legal und menschlich, das eigene Geschäft so zu gestalten, dass möglichst wenig Steuern anfielen, sagte" der Promi-Steueranwalt Thomas Wenzler laut dlf.

Und ich sage: Wer alle juristischen Möglichkeiten bis zur Bruchgrenze belastet, um seinem Staat, seiner Solidargemeinschaft, Ressourcen vorzuenthalten, ist ein böser Wicht und sollte seinerseits von diesem Staate, d.h. von uns allen, keinerlei Unterstützung erhalten, sondern nur die Verachtung ernten, die er verdient.

Was für eine Welt, in der ein Name in Panama- und Paradise-Papers auftauchen kann und sein Träger trotzdem nicht nur nicht geächtet wird, sondern sogar weiterhin als Promi-Schweinchen eine ziemlich kranke Vorbild-Funktion haben kann. Ich möchte nicht mit einem Hoeneß, einem Ronaldo in einem Verein sein. Und wie kann Hamilton weiterhin Werbe-Ikone sein?






(verändert via wiki commons)
Nein, früher war bestimmt nicht alles besser. Aber der Beschiss war zahmer, nicht so schamlos und überdreht. Und wer aufflog, wurde noch anständig verachtet, und nicht - wie heute - auch noch für besonders pfiffig gehalten.





Samstag, 4. November 2017

Wieder hart aufgeschlagen


Die Riesen-Empörung, dass die Russen für X-Millionen Rubel Pro-Trump-Wahlwerbung bei Facebook, Google und sonstwem geschaltet haben, ist natürlich auch - nicht nur, aber auch -  politisches Manöver. Allein die Frage, wem dieses Bohei nützt, ist spannend.

Klar ist, dass wir kleinen, pupsigen Medienhype-Endverbraucher, die wir ganz unten in der informationellen Nahrungskette stehen, niemals die Wahrheit erfahren werden, und mittlerweile bezweifle ich auch, dass es "da oben" noch irgendwen gibt, der einen kongruenten, teuflischen Plan umsetzt. So hirnlos, wie diese Dinge laufen, scheint es eher, als wären auch die Leute, die sich gerne als global agierende coole Obermacker darstellen, in Wirklichkeit Getriebene irgendwelcher noch größerer, unüberschaubarer Strukturen, die sie durch ihre eigene Machtgier und Lügerei mitgeschaffen, über die sie aber mittlerweile völlig die Kontrolle verloren haben.

In all' der Unübersichtlichkeit bleiben aber ein paar sehr konkrete Fragen:

1. Trifft es zu, dass die Wählerinnen und Wähler in Staaten, in denen es freie, gleiche und geheime Wahlen gibt, ihre Wahlentscheidung von Werbeanzeigen und Troll-Postings im Internet abhängig machen? (Ich habe diese Möglichkeit immer kopfschüttelnd als so abwegig abgetan und meistens komplett ignoriert, dass ich nun, da das so ernst genommen wird, völlig erschüttert bin.)

2. Bedeutete dies nicht, dass das Fundament unserer Verfassung, die  demokratische Willensbildung, kein vernunftbasierter, sondern ein von Partialinteressen, asymmetrischer Machtverteilung und vor allem von akkumuliertem Geld diktierter Prozess wäre?

3. Ist es möglich, dass die in 2. implizierte Horrorvorstellung längst brutale Realität ist, vielleicht immer schon war, und dass nur so ein paar völlig naive, idealistische Weichbirnen wie ich an die Wirkmächtigkeit von Vernunft geglaubt haben, glauben wollten, und sich, entgegen aller anderslautenden Indizien, verzweifelt mit Klauen und Zähnen an diesen Glauben geklammert haben, weil er diese beschissene Welt ein bisschen erträglicher gemacht hat?

4. Ist es wohl denkbar, dass Leute wie ich in Erkenntnis dieser ihrer ans Idiotische grenzenden Naivität, aber auch in Ermangelung einer humanistischen alternativen Vision zur Organisation selbstbestimmter menschlicher Existenz alles, was sich "politisch" nennt und in diesem abscheulichen Sumpf mitmischt, zutiefst verachten?

. . .


Herrje, da habe ich mich aber wieder in Rage geschrieben, liebes Lieschen. Dabei bin ich nur wütend auf mich selbst. Immerzu das Selbstbild, aufgrund allzuvieler Erfahrungen in einem langen Leben längst zu einem zynischen, alten Drecksack verkommen zu sein, und dann der Aufprall auf den schmutzigen Betonboden der Realität, dass Alles noch viel schlimmer ist, als das selbstgebastelte  Weltbild glauben machte ...

Was ich jetzt mache?

Plittikörr noch mehr verachten, denn je. Mich mit noch mehr richtigen, netten Menschen umgeben.





(verändert via youtube, Mai 2017)
Jetzt mal ernsthaft: Habt Ihr Euch wirklich noch nie gefragt, warum Putins Propaganda-Portal, Russia Today, die AfD so sehr pampert? Dann seid Ihr ja noch naiver als ich, und das will was heißen!













Mittwoch, 1. November 2017

DeepL eine Chance


Nee, ich kriege dafür wieder mal und immer noch kein Geld und keine anderen Benefits, möchte aus schlichtem Wohlwollen den geneigten Leser*innen meines Blogs einen neuen gratisenen Übersetzer ans Herz legen:

DeepL

Verglichen mit den Übersetzern der Mega-Konzerne ist DeepL bei meinen durchaus anspruchsvoll Testaufgaben mit Abstand der beste, weil er Sprache viel tiefstrukturierter erfasst, als die anderen Programme. Ganz neues linguistisches Konzept.

Empfehlung: Testen!








 Verstanden sich nicht: "Treffen sich 1938 'n Italiener, 'n Doitscher, 'n Franzose und 'n Engländer ..."






Samstag, 28. Oktober 2017

Freie Geister!



Interessante Sache: Am 23. Oktober 1957, also genau diese Woche vor 60 Jahren, hob das Regierungspräsidium Oldenburg die Anweisung einer Vareler Schulleiterin auf, die es Mädchen grundsätzlich untersagte, Hosen zu tragen.*

Es wäre ein allzu billiges Vergnügen, sich mit der unverdienten Grandezza der Hinterher-Immer-Klügeren über einzelne der wahrlich zahlreichen und schwachsinnigen Spießbürger-Normen der späten 50er zu beömmeln. Wir müssen uns nicht fragen, ob wir die eine oder die andere Schwachsinns-Norm überwunden haben, sondern ganz prinzipiell prüfen, wie weit es uns gelungen ist, uns von der Normengeleitetheit unseres Verhaltens und unserer Einstellungen zu emanzipieren.

Ein piefiges Normengerüst, wie z.B. das der doitschen Mittelstandskrampen der Fünfziger, nur durch ein anderes, z.B. die US-dominierte RTLII-Disney-McDonald's-Blackrock-Kultur, zu ersetzen, ist keineswegs ein Akt gelebter Aufklärung, sondern schlichte Fortschreibung der ewigen Piefigkeit, ob nun in Form des Rockes oder der kunstvoll zerlöcherten Jeans.

Was wir brauchen, sind die wirklich freien, aktiven Geister, die - durchaus in dem Wissen, dass es da einen kommerziell global gepushten Mainstream gibt - ganz persönliche und eigene Entscheidungen treffen und die es jenseits aller Einzelfallbewertung erstmal gut finden, wenn andere Menschen ganz andere persönliche Entscheidungen treffen. Den jeweils gültigen Regeln zu folgen, das kann jede/r.

Individuelle vernunftbasierte Entscheidungen sind hingegen Königsklasse. Und der Garant für Freiheit und angstfreie Vielfalt.






(stark verändert via wall here.jp)
Ideal japanischer Anime-Schuluniformen. Kann mir bitte mal jemand erklären, wie die Bekleidung dieser Figur KEIN Aufruf zum Missbrauch Minderjähriger sein kann? Im Vergleich zur Hose macht der Rock die Frau bzw. das Mädchen leichter verfügbar. Ob das der Vareler Schulleiterin von 1957 beim Versuch, den Rock als Bekleidungsnorm für Grundschul-Mädels durchzuprügeln, wirklich nicht klar war?



PS: Um Missverständnisse zu vermeiden: Ich habe nichts gegen Röcke, trage im Sommer selbst gerne Sarongs. Ich habe nur was gegen Leute, die - warum eigentlich? qui bono? -  mir oder Anderen vorschreiben wollen, was ich wann zu tragen habe.  






* vgl. Harenberg B. (Hg.): Chronik 1957; Dortmund 1986; S. 174





Sonntag, 22. Oktober 2017

Die einfachste Sache der Welt


Jetzt treibt also auch Russland kleine, dreckige Machtspielchen, indem es Interpol missbraucht und pervertiert. Hat der Putin doch viel gelernt bei dem letzten Treffen mit Erdogan.

Normal denkenden Menschen bleibt nur der zynische Applaus. Normal denkende Menschen wissen auch, dass es stets ein billiges Vergnügen ist, zarte Pflänzchen internationaler Zusammenarbeit und Solidarität zu hintergehen und damit letztlich zu zerstören.

Messen wir die Leistung jener, die uns beherrschen, doch bitte daran, was sie aufbauen und nicht daran, was sie kaputtmachen.




(verändert via wiki commons)
 Ein destruktives, gewaltaffines Arschgesicht zu sein, 
bedarf keiner speziellen Ausbildung und 
keiner besonderen Fähigkeiten und Kenntnisse.  





Sonntag, 15. Oktober 2017

Was zählt



94,4 %

aller wahlberechtigten Niedersachs*innen haben sich heute eindeutig für die Freiheitlich-demokratische Grundordnung und gegen den Dreck der braunen Hetzer entschieden. 

Das ist ein gutes Ergebnis.


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Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland
Art 18
Wer die Freiheit der Meinungsäußerung, insbesondere die Pressefreiheit (Artikel 5 Abs. 1), die Lehrfreiheit (Artikel 5 Abs. 3), die Versammlungsfreiheit (Artikel 8), die Vereinigungsfreiheit (Artikel 9), das Brief-, Post- und Fernmeldegeheimnis (Artikel 10), das Eigentum (Artikel 14) oder das Asylrecht (Artikel 16a) zum Kampfe gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung mißbraucht, verwirkt diese Grundrechte. Die Verwirkung und ihr Ausmaß werden durch das Bundesverfassungsgericht ausgesprochen.


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 (verändert via wiki commons)

Ja, man kann noch über Vieles meckern, beim heutigen Wahlergebnis und bei manchem Detail des GG. Aber das Fundament ist in Ordnung, und das ist gut so!

Übrigens habe ich neulich irgendeinen Kommentar gelesen, man dürfe den Sachsen nicht die Demokratiefähigkeit absprechen, nur weil 25 % von ihnen die AfD gewählt haben. Doch, darf man. Muss man sogar. Zumindest den besagten 25 %. Die wollen nicht nicht zu unserer Gemeinschaft gehören und haben das klar ausgedrückt. In Ungarn oder der Türkei beispielsweise, da finden sich Gruppen, die genau so ticken. Bon voyage! 

 





Samstag, 14. Oktober 2017

Das Gegenteil von Profil?


AchdulieberHimmel, habe gerade den Artikel "Wer steht zur Wahl?" auf heute.de gelesen. Gemeint ist die morgige Niedersachsenwahl. CDU, SPD, Grüne und FDP haben wahlkampftaktisch zwar ganz unterschiedliche Themen in den Vordergrund geschoben, aber es wird nicht klar, worin sie sich unterscheiden.

Keine Partei hat den Mut zu klarer Kante: Zugunsten welchen Bereiches werden in welchen anderen Bereichen konkret welche Grausamkeiten begangen? Alle sind irgendwie für Bildung, für Sicherheit und (mehr oder weniger) für Öko, aber wer für Alles ist, ist eigentlich für Nix, und so bleibt uns WählerInnen nur die diffuse Gewissheit, dass hier wie immer jene Leute um die Macht wettgeifern, die am wenigsten geeignet sind, sie auszuüben. 

Apropos Politiker-Verdrossenheit: Die AfD hat wie üblich gar kein Programm, außer ihrem gewohnten Rumtrampeln auf den Schwächsten, auf dass die hiesigen Hirntoten sich wenigstens auch mal irgendwie überlegen fühlen dürfen. Dieser Schoß ist fruchtbar noch, und er wird es immer bleiben.

Dann kommt eine Reihe von Micker-Parteien, die teils satirische, teils ernstgemeinte und durchaus  interessante Anliegen haben. Aber vegetarisch-vegan zu leben oder für das Bedingslose Grundeinkommen zu sein, ist - je für sich genommen - nun mal kein vollständiges Programm.

Als guter Demokrat bin ich Wechselwähler, und diesmal werde ich die Linken wählen. Nicht, weil ich die mag, sondern weil sie die Einzigen sind, die dagegen kämpfen, dass unsere Demokratie von den mächtigen Konzernen immer weiter ausgehöhlt und ad absurdum geführt wird. Ulkige Sache das: Aus Loyalität zu unserer Verfassung - weil ich also verfassungskonservativ bin -  bleibt mir nur diese Wahl. Was für eine hübsche Drehung der politischen Konstellation.


 (verändert via wiki commons)
 Wäre früher nie mein Ding gewesen. Aber die Zeiten haben sich geändert, 
und die Linken sind - zum Glück - auch nicht mehr, was sie mal waren.










Montag, 9. Oktober 2017

Höhenluft macht frei!


Heute war mir mal danach, nicht nur in Grasnabenhöhe rumzukurven, obwohl das eigentlich interessanter ist. Aber von etwas höher fällt besonders auf, wie die herbstlich niedrigstehende Sonne  mit Schattenspielen die Landschaft stärker konturiert.




 
(Südl. Wesermarsch, 650 m, ca. 170°)






Samstag, 7. Oktober 2017

I pray every single day / For a revolution.



"Airbus-Chef Enders warnt vor hohen Strafen" titelt die Tagesschau-App, und wir werden darüber aufgeklärt, dass demnächst "hohe Strafen" gegen die Konzernvorstände fällig würden, weil diese in atemberaubenden Dimensionen global geschmiert hätten.

Ich hätte diesen Brief auch gerne gelesen. Ich hätte gerne von Schuld und Entschuldigung, von persönlicher ethischer Verantwortung, von krankhafter Gier und Scham und Reue und künftigen Verhaltensänderungen gelesen.

In den Presseberichten steht davon nichts. Da steht nur, dass wieder einmal 16 Leute in gemeinsamer Absprache, strafrechtlich nennt man das "bandenmäßig", weltweit Schwerverbrechen begangen haben, dabei erwischt wurden und folgerichtig ... nein, nicht bestraft werden, sondern für ihren mafiosen Konzern eine Gewinnwarnung herausgeben. Und irgendwie liest man sogar eine implizite Drohung an die Allgemeinheit aus dem Artikel heraus, oder?.

Da steht nicht, dass Leute in den Knast werden gehen müssen oder wenigstens ihren Job verlieren. Da steht, dass die Milliarden-Euro-Strafen aus der Konzernkasse beglichen werden. Das ist allerdings nur dann plausibel, wenn so ein Konzern auch weiterhin Korruption nicht als Schwerverbrechen, sondern - inklusive möglicher Strafen - als völlig normale betriebliche Investition betrachten will.

Letzter Absatz des Artikels: "Enders schrieb in der Mitteilung nun, dass der Verwaltungsrat trotz der drohenden Strafen hinter ihm und Chefjustiziar John Harrison stehe. Er bitte auch die Belegschaft, den Vorstand und den Verwaltungsrat zu unterstützen."

Ich versuche gerade verzweifelt, da irgendwas von Schuldbewusstsein und Umdenken bei den Konzernmächtigen herauszulesen, aber ich finde nichts. Kann mir jemand helfen?

Übrigens: Der VW-Konzern hat trotz des globalen Betruges mit den Abgaswerten aktuell Rekordgewinne eingefahren.



And so I wake in the morning
And I step outside
And I take a deep breath and I get real high
And I scream from the top of my lungs
What's going on?
 
And I say, hey yeah yeah, hey yeah yeah
I said hey, what's going on?
 
4 Non Blondes


(verändert via wiki commons)












Montag, 2. Oktober 2017

Arbeitsplatzbeschreibung


Jetzt kommen sie, die befürchteten Reaktionen auf die hohen Stimmengewinne der AfD. Vor allem die Meutenführer christlich sich nennender Parteien überschlagen sich in dem Versuch, nun noch populistischer zu sein als die hirntoten Braunen.

Ok, Plittikörr, dann stellen wir doch bitte nochmal klar, wie Euer Job in Wirklichkeit funktioniert:

Erstens: Ihr habt aufgrund Eurer Intelligenz, Eurer mannigfachen Lebenserfahrungen, Eurer Kompetenzen in diesem und jenem Fachgebiet und vor allem aufgrund jahrelanger ethischer Reflexion eine MEINUNG.

Zweitens: Da Ihr der festen Überzeugung seid, es würde der Menschheit besser gehen, wenn Eure MEINUNG in konkretes politsches HANDELN umgesetzt würde und da Euch - Menschenfreunde, die Ihr seid - sehr daran gelegen ist, die Lage der Menschen zu verbessern, macht Ihr Eure Gedanken öffentlich und lasst die Leute entscheiden, ob sie diese Gedanken gut finden und umgesetzt sehen wollen. In einer Demokratie heißt das, Ihr stellt Euch zur Wahl in ein politisches Amt.

Drittens: Wenn Ihr gewählt werdet, habt Ihr den Auftrag, Eure Gedanken umzusetzen. Nicht weniger, nicht mehr. Und nach einiger Zeit kann der Souverän des Staates, das mündige Wahlvolk, prüfen, ob Eure Ideen wirklich so gut und allgemein-nützlich waren, wie gedacht, oder ob jemand anders mit anderen Ideen übernehmen soll.

Was ursprünglich NICHT geplant war:

Dass Plittikörr eine Horde molluskenhafter, aber bedingungslos machtgeiler Egomanen sind, deren Standpunkte allzuoft käuflich, immer aber opportunistisch schwankend sind und deren einzige Intelligenzäußerung im dreckigen Taktieren um den persönlichen Machterhalt und -zuwachs erkennbar ist.

Kurz: Hört gefälligst auf, Euch in ständigen politischen Rückzugsgefechten nach dem jeweils unethischsten, reptilienhirnigsten Populisten auszurichten. Tretet doch mal mutig, offensiv und vor allem selbstlos für die Dinge ein, für die man Euch gewählt und auf die ein Teil von Euch Eide geschworen hat: Macht klar, dass Menschenrechte, FDGO, Humanismus, Toleranz und Mitgefühl unverhandelbar sind.

Statt Euch an die Braunbratzen auch noch ranzuschmeißen und deren krude Idiotien dadurch immer salonfähiger zu machen, solltet Ihr mal beginnen, für die Grundlagen unserer Verfassung zu kämpfen.

Fangt endlich an, Euren Job zu machen.




 (verändert via wiki commons)
Irgendwann ist kein Platz mehr zum Rechtsüberholen, und dann knallt's.











Samstag, 30. September 2017

Die AfD gibt mir ein gutes Gefühl.


Die AfD inklusive ihrer Wähler ist ein Sammelbecken für kleingeistige, dumme, primitive, intolerante, rassistische Nazi-Spießer.

Das ist zwar an sich nicht schön, aber immerhin gibt es uns Lehrer*innen, die wir ja doch hin & wieder und tendenziell immer öfter an der Sinnhaftigkeit und Bedeutung unseres Tuns zweifeln, das überaus erfrischende Gefühl, dass unsere Tätigkeit in Zeiten zunehmender RTLII-isierung, Facebookisierung, Trumpisierung, Erdoganisierung, Orbanisierung, Seehoferisierung, Kaczynskiisierung und Kim-Jong-Unisierung immer wichtiger wird.

Eine gute, umfassende, tiefschürfende Bildung, ethisch und fachlich, und eine kritische Didaktik waren immer schon das beste Gift gegen dumpfe Braunbratzen.

Macht wieder richtig Spaß, Lehrer zu sein!




 (verändert via wiki commons)
 Ist ja auch nicht ALLES schlecht in der Schule!





§ 2 Niedersächsisches Schulgesetz
Bildungsauftrag der Schule


(1) 1 Die Schule soll im Anschluß an die vorschulische Erziehung die Persönlichkeit der Schülerinnen und Schüler auf der Grundlage des Christentums, des europäischen Humanismus und der Ideen der liberalen, demokratischen und sozialen Freiheitsbewegungen weiterentwickeln. 2 Erziehung und Unterricht müssen dem Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland und der Niedersächsischen Verfassung entsprechen; die Schule hat die Wertvorstellungen zu vermitteln, die diesen Verfassungen zugrunde liegen. 3 Die Schülerinnen und Schüler sollen fähig werden, die Grundrechte für sich und jeden anderen wirksam werden zu lassen, die sich daraus ergebende staatsbürgerliche Verantwortung zu verstehen und zur demokratischen Gestaltung der Gesellschaft beizutragen, nach ethischen Grundsätzen zu handeln sowie religiöse und kulturelle Werte zu erkennen und zu achten, ihre Beziehungen zu anderen Menschen nach den Grundsätzen der Gerechtigkeit, der Solidarität und der Toleranz sowie der Gleichberechtigung der Geschlechter zu gestalten, den Gedanken der Völkerverständigung, insbesondere die Idee einer gemeinsamen Zukunft der europäischen Völker, zu erfassen und zu unterstützen und mit Menschen anderer Nationen und Kulturkreise zusammenzuleben, ökonomische und ökologische Zusammenhänge zu erfassen, für die Erhaltung der Umwelt Verantwortung zu tragen und gesundheitsbewußt zu leben, Konflikte vernunftgemäß zu lösen, aber auch Konflikte zu ertragen, sich umfassend zu informieren und die Informationen kritisch zu nutzen, ihre Wahrnehmungs- und Empfindungsmöglichkeiten sowie ihre Ausdrucksmöglichkeiten unter Einschluß der bedeutsamen jeweiligen regionalen Ausformung des Niederdeutschen oder des Friesischen zu entfalten, sich im Berufsleben zu behaupten und das soziale Leben verantwortlich mitzugestalten.

4 Die Schule hat den Schülerinnen und Schülern die dafür erforderlichen Kenntnisse und Fertigkeiten zu vermitteln. 5 Dabei sind die Bereitschaft und Fähigkeit zu fördern, für sich allein wie auch gemeinsam mit anderen zu lernen und Leistungen zu erzielen. 6 Die Schülerinnen und Schüler sollen zunehmend selbständiger werden und lernen, ihre Fähigkeiten auch nach Beendigung der Schulzeit weiterzuentwickeln.

(2) Die Schule soll Lehrkräften sowie Schülerinnen und Schülern den Erfahrungsraum und die Gestaltungsfreiheit bieten, die zur Erfüllung des Bildungsauftrags erforderlich sind.
 

Die Unterstreichungen stammen von mir und belegen, dass die Ziele der AfD einerseits und mein Beruf (=Berufung) sowie mein Amtseid andererseits in köstlich-krassem Widerspruch stehen.