Samstag, 31. Januar 2015

Preisfrage



Stellen Sie sich vor:

Land A: Eine jüngst demokratisch gewählte Regierung eines ur-demokratischen und durch und durch europäischen Landes versucht, die Folgen zu beseitigen, die viele bürgerliche Vorgänger-Regierungen hinterlassen haben: Jahrzehntelange Misswirtschaft, Klientelpolitik und Korruption, Eliten, die sich zusammen mit den internationalen Finanzmärkten den Staat zur Beute gemacht haben und ihn wirtschaftlich zur eigenen Bereichung zugrunde gerichtet haben ... All das muss diese junge Regierung auffangen und hat versprochen, dies auf eine Weise zu tun, die nun nicht mehr darauf basiert, das Volk noch weiter bluten zu lassen, sondern die Verursacher. Die Methoden dieser neuen Regierung sind nicht durchgängig akzeptabel, aber die Leute sind auch recht verzweifelt.

Land B, C, D, E, .... : Mittelalterliche, faschistoide Diktaturen, bierärschige, korrupte, machtgeile alte Männer, die mit Folter, Korruption, Krieg, Drogenhandel, totaler Überwachung, Unterdrückung der Frauen, Homophobie, Todesstrafen, öffentlichen Auspeitschungen, Steinigungen, Abschaffung von Presse- und Meinungsfreiheit usw. unseren ethischen Anschauungen so sehr zuwiderlaufen, wie dies überhaupt nur denkbar ist, die aber unglaublich viel Geld haben.

Nun zur eigentlichen Preisfrage:

Welche/s dieser Länder wird/werden von uns auf ekelerregende Art demütigst und völlig kritiklos umschleimt und hofiert - und über welches ziehen Plittikörr und Medien gerade philisterhaft krittelnd geifernd und zähnefletschend her?

Bonusfrage:

Wenn unsere Enkel uns später einmal fragen, wie wir so .... sein konnten - was wollen wir da antworten?

(via wiki commons)
                                                 Ich wehre mich mit aller Kraft dagegen,
                                                 dem da Recht zu geben,
                                                 aber die Indizien sprechen nun mal für ihn.



Freitag, 30. Januar 2015

Nicht lustig: Karneval



Der Kölner Karnevalsverein zieht einen Rosenmontagswagen zum Thema "Charlie Hebdo" zurück, und ein Jecken-Ober-Funktionär verhebt sich in der Diskussion zu der Aussage, Meinungsfreiheit und Narrenfreiheit seien gleichzusetzen.

Diese Behauptung ist an dümmlicher Fehl- und Selbstüberschätzung nicht zu überbieten: Der ganze - für uns Norddeutsche ohnehin befremdlich wirkende - Karneval war konzeptuell noch nie als kritische Veranstaltung gedacht. Im Gegenteil: Der Ansatz "Es ist ja Karneval, da darf man mal die Obrigkeit auf die Schippe nehmen, da darf man mal bewusst gegen Normen verstoßen!" ist grundsätzlich mit dem Zusatz zu denken "Außerhalb von Karneval würden wir das ja niemals tun, nicht wahr, neinein, da sind wir ganz bestimmt wieder die oberangepassten, kriecherischen Spießer-Arschlöcher, die wir immer schon waren. Und damit auch restlos klar wird, dass wir nicht wirklich Kritik üben wollen, ziehen wir uns für die Zeit lustige Verkleidungen an, die uns ganz deutlich als Bekloppte ohne Wert markieren. Es soll niemand denken, wir wollten wirklich was verändern, neinnein, da sei Gott vor! Veränderung, pfui, bah!"

Oder, wie es ein anderer Bekloppten-Funktionär heute laut Provinz-Postille zum Hebdo-Wagen formuliert: "Einen Persiflagewagen, der die leichte Art des Karnevals einschränkt, möchten wir nicht." Logisch: Hätte Karneval je gesellschaftskritische Relevanz gehabt, hätte er je ernsthaft an der Hierarchie gerüttelt, wäre er längst abgeschafft worden. Die karnevalistische Kernaussage ist aber, dass nur Narren an der bestehenden Ordnung rütteln.

Narrenfreiheit! Was für eine Selbsterniedrigung! Was für eine durch und durch erbärmliche, feige und verlogeneVeranstaltung!


(verändert via wiki commons)

Der Begriff "bescheuerte Kuh" fällt mir einfach so ein. 
Da kann ich jetzt auch nix gegen tun.





Mittwoch, 28. Januar 2015

Angenehme Überraschung



Jaja, jetzt, da Herr Tsirpas sich und sein Griechenland an die Russen ranschmeißt, schreien natürlich alle "Kakao!". Mir fehlen ganz weitgehend die Informationen über das, was da gerade wirklich läuft, und ganz sicher habe ich keine angemessene Datengrundlage, um diesen ganzen Krempel valide zu bewerten. Aber ich spüre eine große Erleichterung und Genugtuung darüber, dass jetzt niemand mehr behaupten kann, es sei alternativlos, dass

  • wir uns demütig den Interessen der globalen Finanzmafia unterordnen,
  • demokratische Willensbildung zunehmend durch die dummen, brutalen, egoistischen Partialinteressen des reichsten Prozent der Weltbevölkerung ersetzt wird,
  • westliche Plittikörr uns alle in vorauseilender Unterwürfigkeit an die Konzerne verraten.
Wie gesagt, ich verfüge über zu wenig Fakten (warum eigentlich?), um die Sache mit Ratio zu beleuchten, aber das Gefühl schmunzelt: "Wie geil ist das denn!?" Der Tsirpas soll mal weitermachen mit dem Experiment. Die griechischen Normalverbraucher haben sowieso nichts mehr zu verlieren. Und wenn der deutsche Steuerzahler nun medial zum offensiven Greinen angestachelt wird, dann sollte man ihm nochmals - und zwar nachdrücklich - klar machen, dass mit seiner Kohle bisher ausschließlich die Ärsche internationaler Finanzmagnaten vergoldet wurden, nichts sonst!



 (via wiki commons)
"Macht entspricht der Fähigkeit, sich mit anderen zusammenzuschließen und im Einvernehmen mit ihnen zu handeln." Hannah Arendt







Dienstag, 27. Januar 2015

Druckausgleich


"Grundschulen wird der Druck genommen" titelt die Postille und verweist damit völlig richtig auf den Umstand, dass Grundschulen fürderhin keine Schullaufbahn-Empfehlungen mehr formulieren müssen, sondern in der Sache nur noch unverbindlich beraten. Ich freue mich ehrlich mit den KollegInnen, wissend, wie viel Verantwortung sie zu schultern hatten, wie viel Mühe und Bemühen, wie viel Dramen dahinter steckten, eine faire, professionelle Aussage zu machen.

Aber wenn der Druck nun von den Grundschul-KollegInnen genommen wurde, wo ist er denn dann hin, der Druck?

Ich meine: Kann so ein Druck einfach so verpuffen? Wenn der Druck schlicht verschwände, nur, weil ein Erlass geändert wurde, dann hieße das ja, dass in realiter zu keinem Zeitpunkt eine echte Notwendigkeit für diesen Druck bestanden hätte. Das hieße, dass irgendein Polit-Bürokraten-Arschloch mit dem entsprechenden Erlass ohne Not jahrelanges Leid verursacht hätte. Es muss doch möglich sein, diesen Mann, diese Frau, diese Partei namhaft und dingfest zu machen.

Oder: Der Druck einer Schullaufbahn-Empfehlung ist tatsächlich vorhanden und eklatant. Wo ist er dann hin, der Druck? Natürlich zu den Eltern. Eltern sind da ja Experten. Viele Eltern wissen doch ganz genau, dass ihre Kinder hochbegabt sind  ... auf ihre Weise ... irgendwie ... auch, wenn sie das in der Schule nicht immer zeigen ... dann liegt's eben an den Lehrern ... . Viele andere Eltern halten ihre Kinder aber auch für faul und doof und sind der Meinung, dass die Bedeutung von Bildung maßlos überschätzt werde: "Ich weiß, was wichtig ist, und was ich nicht weiß, ist auch nicht wichtig. Und wenn das für mich reicht, warum soll das Balg mehr lernen? Gymnasium? Pah! Arbeiten sollen sie!" Und dann gibt es noch allzu viele Eltern, die sich einen Kehricht um die schulischen Belange ihres Nachwuchses kümmern, man besuche mal Elternabende in Hauptschulen.
 
Kurz: Eltern sind grundsätzlich Schullaufbahn-Entscheidungs-Experten, Zitronenfalter falten Zitronen und Chancengleichheit ist, wenn LehrerInnen ihr traurig-wütend-zynisch-hilfloses Lächeln aufsetzen.


Immerhin: Druckausgleich treibt Maschinen an.
 (via wiki commons)






Sonntag, 25. Januar 2015

Tao - Minimalismen



  1. Wannimmer es Dir schlecht geht, hältst Du an etwas fest. Lass los.
  2. Wannimmer Du wütend bist, setzt Du der Welt Widerstände entgegen. Löse sie auf.
  3. Ängste und Hoffnungen sind Illusionen. Aus ihnen entsteht das meiste Leid.
  4. Der Versuch, Dinge zu steuern und zu kontrollieren, vergeudet sinnlos Energie, schafft allseits Leid und pervertiert in jedem Fall das angestrebte Ziel.
  5. Wenn Du Deinen Feind für böse hältst, bist Du selbst ein Feind.




Samstag, 24. Januar 2015

Deprimierend brilliant



Man muss es doch mal sagen dürfen: Die Soziologie als Fachwissenschaft kann einpacken. Wenn man wirklich wissen will, wie unsere Gesellschaft im Allgemeinen und Otto Normal-Hirni im Besonderen tickt, dann sollte man sich bei RTLII, der Blöd-Zeitung und der Endverbraucher-Werbung umschauen. Die Jungs und Mädels wissen schnell und absolut sicher, wie Koma-Konsumentens Hirnrinde verschaltet ist, während Soziologen immer nur forschen und theoretisieren und nie zu Potte kommen.

Beispiel: Blend-a-med bewirbt aktuell eine bestimmte Zahnpasta mit dem prominenten Verkaufsargument, es handele sich um ein 3D-Produkt, reinige die Zähne also nicht nur oben-unten, links und rechts, sondern auch ... tatatataaaa ... vorne und hinten!

Unglaublich? Ja, aber wahr. Hier der Beweis:

Himmel nochmal, ich dreh' durch!


Die Strategie hat natürlich eine gewisse Logik: Eine 3D-Brille ist ja gefühlt auch irgendwie besser, als eine normale Brille, ein 3D-Drucker ist ja wohl nicht grundlos fünfmal teurer als ein normaler Drucker. Und wer wünschte sich nicht einen 3D-Fernseher statt des alten Flachbildschirms?

Also bitte! Auch ich habe beschlossen, mein Leben jetzt vollständig umzukrempeln und konsequent auf dreidimensionale Artikel umzustellen. Das darf dann ruhig etwas kosten, da sage ich einfach: Das bin ich mir wert! Was hilft es denn auch, eine zweidimensionale Zahnpasta zu benutzen? Sieht doch scheiße aus, oder? Ein zweidimensionales Auto ist doch bestenfalls das Abziehbild von 'nem  richtigen Auto, oder? Zweidimensionale Türklinken? Ich kann mir gar nicht mehr vorstellen, wie wir damit jemals klargekommen sind ...







Ich bin zu doof für Weltpolitik.



Erneut kapituliere ich vor der geballten geostrategischen Gelehrtheit des Provinzpostillen-Kommentators: Saudi-Arabien, schreibt er, sei "heute für den Westen ein unverzichtbares Gegengewicht gegen den Iran und seine hegemonialen Ambitionen ...." Aha.

Der Iran würde demnach in "den Westen" einmarschieren, wenn Saudi-Arabien nicht wäre? Ich dachte, wir päppeln bereits diesen anderen durchgedrehten Diktator, den Erdogan, damit wir, bis zum letzten Türken kämpfend, das Abendland am Bosporus verteidigen können? Und würden denn, wenn "der Westen" sich nicht ständig einmischen würde, die direkten Nachbarn Irans dessen "hegemonialen Ambitionen" einfach so hinnehmen? Pakistan ist so ein Nachbar, und die Jungs haben immerhin A-Bomben. Und die Saudis sind doch eigentlich auch nicht zimperlich, wenn es darum geht, unliebsame Staaten zu züchtigen. Was also hat "der Westen", was haben WIR da unten eigentlich genau zu suchen ... mal abgesehen von der altbekannten Ungerechtigkeit, dass UNSER Öl unter DEREN Ländern liegt?



 (verändert via wiki commons)




Freitag, 23. Januar 2015

Gestorben: Al-Jazeera.com



Verdammt, verdammt, verdammt! Wie gerne las ich bislang und zuweilen auf Al-Jazeera.com Texte einer nicht allzu offensichtlich propagandistischen muslimischen Nachrichtenagentur als Quasi-Ausgleich für den ewig-westlichen Medien-Mist. Und nun kommt der Nachruf auf Abdullah, den gerade verstorbenen fetten, alten, sturzkonservativen Diktator von Saudi-Arabien - mit der Headline "The kingdom's reformist monarch: ...", gefolgt von hirnerweichender Lobhudelei.

Nur Gutes über die Toten, aber was hier läuft, ist unwürdig, eine Beleidigung des Intellekts, vor allem aber eine Beleidigung der Opfer dieser menschrechtsverachtenden Diktatur. Jaja, Al-Jazeera ist ein Regierungssender von Katar, ebenfalls eine Diktatur, ich weiß, aber dass die sich für sowas Niedriges, Absurdes hergeben, ist definitv ein Ausschluss-Argument. Boykott! Lesezeichen löschen, Schluss mit lustig.






Bonsai



Bloggen ist wie Bonsai. Es bringt - von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen - keine Kohle. Es verschlingt Unmengen Zeit, Aufmerksamkeit und Mühwaltung und entwickelt sich mit plattentektonischer Langsamkeit. Wenn Dir jemand sagt, dass Du da gerade was völlig Bescheuert-Nutzloses machst, fallen Dir kaum stichhaltige Argumente ein.

Ob man wohl sagen könnte, dass das bei Kultur immer so ist?



(verändert via wiki commons)

Montag, 19. Januar 2015

Solidarität wohlfeil?


In letzter Zeit mehren sich die mokanten Bemerkungen zeitgeistiger Kultur-Mediaten, wer sich denn da mittlerweile alles mit Charlie Hebdo solidarisiere. Zugegeben: Dass sich Rassisten solidarisieren, hat Charlie wirklich nicht verdient. Aber warum, bitteschön, sollte es Normalos nicht vergönnt sein, sich mit den Opfern des Anschlages solidarisch zu erklären und für Meinungsfreiheit öffentlich einzutreten? Sollen nur hochdotierte Kulturkritikaster ihre hochdotierte Meinung blähen dürfen? Fürchten sie um ihre Alleinstellungsmerkmale und also ihre Pfründe, wenn andere auch öffentlich für Freiheit plädieren?

Selbst wenn zuträfe, dass viele Leute, die jetzt "Je suis Charlie" rufen, davor noch nie durch übermäßigen Einsatz für Meinungsfreiheit aufgefallen sein sollten, wäre deren öffentliche Erklärung ein guter Schritt. Viele gute Schritte. Millionen gute Schritte. Wenn das Attentat dazu führt, dass vielen Leuten erstmalig bewusst wird, wie wichtig ihnen diese Freiheit ist, dann ist das für die Demokratie ein durch und durch erfreulicher Umstand.

Also: Seien wir solidarisch. Jede/r nach seiner/ihrer Fasson. Mit den Hebdo-Leuten, mit Raif Badawi, mit allen, die unter Diktatur, Willkür, Gewalt zu leiden haben. Das hört nie auf.


(via wiki commons)
Lässt Leute auspeitschen, die anderer Meinung sind, sponsert mit Mörderkohle den Terrorismus, woimmer es ihm in den Kram passt. Aber sonst total nett. Ein freundlicher Nachbar und erstklassiger Geschäftspartner für unsere Wirtschaft.





Donnerstag, 15. Januar 2015

Also ... nochmal!


Die Wiederholung ist ja die Mutter der pädagogischen Porzellankiste: Irgendwelche 5.000 GymnasierInnen gönnen sich einen unterrichtsfreien Tag und demonstrieren gegen den  Klassenfahrten-Boykott niedersächsischer GymnasiallehrerInnen. Die Kultusministerin leiert gebetsmühlenartig gegen die bösen LeherInnen, die sich wegen einer Unterrichtsstunde mehr so anstellen, und die Medien übernehmen kritiklos. Gleichzeitig wird ein SchülerInnengezwitscher viral, Schule müsse doch auch auf das Leben vorbereiten und Versicherungskunde, Bankenwesen und überhaupt Lebenstauglichkeit unterrichten. Davor zelebrierte sich irgendeine Computer-Lobbyistin mit der ewigen Forderung nach mehr Programmierkenntnissen in der Schule, dann die fächerübergreifende Sexual-Toleranz-Diskussion und der völlig denkfreie und planlose Riesen-Klopper: die Inklusion. All das quasi täglich nachzulesen in der piefigen Provinz-Postille, aber auch auf SPON, in der taz, der Zeit und was weiß ich wo.

Und nun die gute Nachricht: Ich bin grenzenlos für Alles, ich bin grenzenlos willig, ich mach' alles mit. Ich habe mich vollständig vollzeit an die Behörde verkauft. (Vollzeit heißt: 46 Stunden pro Woche, sofern ich in den Ferien komplett blau mache.) Ich bin grenzenlos korrumpiert durch mein Mördergehalt und die komfortablen Sozialleistungen. Ich bin der perfekte, rückgratlose, willenlose, meinungslose, banalböse Untertan! Kurz: Ich bin beamteter Lehrer.

Klar soweit? Gut! Denn jetzt, liebe Freunde der Volksmusik, seid Ihr dran: Jetzt sagt mir doch bitte nochmal ganz genau, was ich in den 46 Stunden anfangen soll. Aber aufgepasst, liebe Freunde: Ich möchte es wirklich sehr genau wissen. Ich möchte es so genau wissen, dass ich eine rationale Kalkulation darauf aufbauen kann. Ich möchte es so genau wissen, dass ich Euch fragen kann, was ich denn demnächst aus dem Kanon rausschmeißen soll, wenn Ihr wieder mit einer tollen Idee kommt, was Schule noch alles leisten soll.

Kurz:
  1. Ich erwarte einen klaren, kalkulierbaren Auftrag. 
  2. Ich erwarte entsprechende, verlässliche, definierte Ressourcen. 
  3. Ich erwarte mathematisierbare Erfolgskriterien für meine Arbeit.

Und so lange Ihr unfähig seid, das wenigstens ansatzweise zu liefern, so lange haltet doch bitte einfach alle mal die Fresse.





(via wiki commons)




Mittwoch, 14. Januar 2015

The great white open



Die Suche nach dem, was im Leben wirklich wichtig ist, funktioniert nach dem Ausschlussprinzip und nach der Versuch-und-Irrtum-Methode. Philosophische Individualentwicklung ist daher immer eine Rückschau auf Dinge, von denen man irrtümlich glaubte, sie seien wichtig. Eine Aneinanderreihung falscher Schwerpunktsetzungen, eine Aneinanderreihung von Peinlichkeiten.

Zum Trost: 
  1. Es geht allen denkenden Menschen so. 
  2. Es gibt keinen anderen Weg, keine Abkürzung. 
  3. Es gibt keine externe Hilfe, nur schein-heilige, verlogene Angebote von Religions- und Erleuchtungsanbietern und Ersatzbefriedigungen der Werbewirtschaft.
  4. So richtig arm dran sind die Leute, die irgendwann aufhören zu suchen und sich aus Faulheit einreden, sie seien am Ziel, zumindest an irgendeinem Ziel.

Wenn man die Suche nach dem Wirklich-Wichtigen konsequent durchzieht, dann bleibt bereits nach einem halben Jahrhundert erstaunlich wenig (aber nicht nichts!) Wichtiges übrig. An besonders trüben Tagen wünsche ich mir manchmal meine Knabenmorgenblütenträume zurück, wünsche, ich könnte in  spießigen, piefigen Mittelstandskrampen-Wichtigkeiten Erfüllung finden. Aber das vergeht dann auch ganz schnell wieder.



                                                            Into the great wide open
                                                            Under them skies of blue
                                                            Out in the great wide open
                                                            A rebel without a clue
                                                                                                               Tom Petty















Sonntag, 11. Januar 2015

Einfach wichtig




Wichtig im Leben:
Alles, woran man auch bei bösestem Willen kein Preisschild befestigen kann.
(Alles andere ist ziemlich unwichtig.)





 Juist 2013



Freitag, 9. Januar 2015

Bruchlinie der Welt



Die weltweiten Reaktionen auf den Anschlag auf "Charlie Hebdo", genauer: auf die Meinungs- und Pressefreiheit, machen ganz klar, wo die wesentliche Bruchlinie unserer Welt verläuft.

Es gibt Menschen, die denken,
  • man könne und müsse Gedanken bewerten, kontrollieren und unterdrücken,
  • Alle müssten dasselben denken,
  • Gewalt könne zu irgendeinem Ziel führen.

Es gibt andere Menschen, die
  • erfreuen sich an der Möglichkeit der unendlichen Vielfalt von Gedanken (auch wenn sie persönlich nur einen Bruchteil davon toll finden),
  • kämpfen mit Eifer und hohem Einsatz dafür, dass alle Mensche die Möglichkeit haben, etwas zu dieser Vielfalt beizutragen und sie zu genießen,
  • wissen, dass Gewalt niemals eine Option sein darf, weil sie niemals ein Ziel erreicht, und wenn doch, dann nicht dauerhaft und stets auch nur so, dass das einstmals vielleicht hehre Ziel dabei zu einem grauenhaft pervertierten Zerrbild seiner selbst wird.

Die Grenze verläuft quer durch Nationen, Religionen, Gruppen, Vereine, was auch immer. Aber sie ist eigentlich unübersehbar, und es ist völlig korrekt, von den Menschen auf der anderen Seite zu sagen, sie seien uns fremd. Und es ist völlig korrekt, die Menschen der anderen Seite zu bitten -   dringend zu bitten - auf ihrer Seite der Grenze bleiben und uns in Ruhe zu lassen.




Bunt läuft's rund!






Donnerstag, 8. Januar 2015

Hebdo-Solidarität


"Ich bin Charlie." Von Jean Julien

Es ist mir eine Ehre, mich mit den toten und lebenden Opfern des Hebdo-Anschlags solidarisch zu erklären.

Allah muss ein schwacher und dummer Gott sein, wenn er einer so gewaltsamen und dummen Verteidigung bedarf. Oder ist er nur machtlos seinen durchgedrehten, machtgeilen Obereinpeitschern zur Geisel geworden?
 


 

Mittwoch, 7. Januar 2015

Stoppt Pegida, aber Fragen bleiben


Einwanderung ist ok, halt die Fresse, Pegida.

Doch erklärt mir mal, warum die ganz überwiegende Anzahl der EinwandererInnen so engstirnige, kleine, dumme, homophobe, frauenfeindliche Spießer und RTLII-Gucker zu sein scheinen. Gut, bei den Ureinwohnern ist das Zahlenverhältnis keinen Deut besser, aber bei den eigenen Leuten hat man sich an den Horror - unter anhaltenden Schmerzen - gewöhnt. Warum, bitteschön, können die Leute, die hierher kommen und ihre Heimat aus Angst vor Armut, Gewalt und Unterdrückung fluchtartig verlassen mussten, nicht als geläuterte und also frei-denkende, tolerante, friedliebende Menschen ankommen?

Das war doch ähnlich schon nach dem Fall der innerdeutschen Mauer so: Ein paar richtig tolle Leute schmeißen ein marodes Regime übern Haufen, aber bei uns angekommen sind gefühlt 17 Millionen kleinkarierte, intolerante Spießer. Wenige Ausnahmen. Oder die Aussiedler: Russlanddeutsche kommen her und hauen Polendeutschen kommentar- und anlasslos zu Brei und umgekehrt, es sei denn, Deutsch-Türken kommen ins Sichtfeld, dann sind die Fronten auch wieder klar. Was soll das? Arschlöcher haben wir wahrlich schon genug.

Können hier nicht einfach mal normale, nette Leute einwandern? Wir hätten es so bitter nötig:  Lockere, entspannte, freundliche, friedliche, sozial-intelligente, aufgeklärte, tolerante Menschen! Oder ist unser Doitschlaaaan' dafür schon zu unappetitlich? Möglich wär's!





(via wiki commons)
Solche Leute wünsch' ich mir. Denn unsere Jugend braucht wieder Vorbilder!






Gesucht und gefunden



Es ist zum multiplen Fremdschämen: Die ausschließlich opportunistische, schmierige FDP stochert öffentlich verzweifelt in der eisekalten Asche ihrer einstigen Grandezza, da springt sofort die ausschließlich opportunistische, schmierige Provinz-Postille auf und adelt den peinlichen Versuch mit fünfseitigen inhaltslosen Jubel-Berichten an herausgehobener Position.

Jungs, merkt Euch: Wenn man sich schon ums Verrecken einschleimen muss, dann suche man sich dazu wenigstens potente Ziele. Wenn aber zwei abgehalfterte Nacktschnecken wie die FDP auf der einen und der Harlinger Anzeiger auf der anderen Seite einander umschleimen, dann wirkt das allseits nur abstoßend eklig.



(Wilke via wiki-commons)


Montag, 5. Januar 2015

Florale Antidepressiva



Nichts gegen gutgepflegten Winter-Blues? Oohdoch:

(Gerade beim Aufräumen meines Gartens gefunden)

In der Mitte der Nacht
liegt der Anfang eines neuen Tages
und am 05. Januar
machen sich die Osterglocken schon mal startklar ...



Samstag, 3. Januar 2015

Nix Neues (Es geht wieder los.)



"Obama verschärft die Sanktionen gegen Nordkorea", lese ich bei SPON. Und weiter: "Bei den betroffenen Institutionen und Unternehmen handelt es sich den Angaben zufolge um einen nordkoreanischen Geheimdienst (Reconnaissance General Bureau), der für Cyberattacken verantwortlich sei ...." und "Diesen werde künftig der Zugang zum US-Finanzsystem verwehrt."

Aha. Ich schließe daraus, dass der nordkoreanische Geheimdienst bislang Kunde nordamerikanischer Banken war und dass das bislang für niemanden ein Problem war!? Selbst die zynischste Weltsicht versagt bei dem Versuch, sich die einleitenden Kundengespräche vorzustellen.

NK: "Ich brauche einen Kredit, um einen Cyberkrieg vom Zaun zu brechen, die westliche Welt mit atomarer Vernichtung zu bedrohen und mein Volk noch totalitärer unterdrücken zu können."
US-Bank: "Gerne, haben Sie eine Projektskizze? Irgendwelche Sicherheiten?"

Neinnein, das ist albern. Aber irgendwie muss doch ein Vertrag zustande gekommen sein. Wie läuft sowas? Und warum bemerkt niemand, dass so ein Geschäft sowohl aus der Sicht der Nordkoreaner als auch aus der der Amis eine riesengroße Peinlichkeit, eine vollständige ethische Bankrotterklärung ist?

An was für eine Scham-Bindestrich-Losigkeit haben wir alle uns längst gewöhnt? Ist es wirklich selbst-verständlich, dass bei Geld alle Moral außer Kraft ist? Am schlimmsten: Warum erscheinen mir selbst die beiden vorangegangenen Fragen schon lächerlich naiv, weltfremd, rückwärtsgewandt?

Frohes Neues Jahr!


(via wiki commons)